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Wirtschaft: Betrugsskandal um Frankfurter Banker

Bei Bauprojekten von Deutscher Bank und Deka Bank sollen Millionen an Schmiergeldern geflossen sein

Frankfurt am Main Ein neuer Korruptionsskandal in der Immobilienwirtschaft sorgt für Unruhe in der Frankfurter Finanzszene. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen ehemalige Mitarbeiter der Deutschen Bank und der Deka Bank ziehen immer weitere Kreise. Ein Netzwerk von mindestens 40 Verdächtigen, darunter Manager von Investmentfonds, Immobiliengesellschaften, Banken und Freiberufler, soll bei Grundstücksgeschäften und Bauvorhaben Schmiergelder in Millionenhöhe gezahlt oder kassiert haben.

Die Staatsanwaltschaft spricht von einem sehr umfangreichen Verfahren, bei dem mit weiteren Verdächtigen zu rechnen sei. „Wir haben eine lange Liste von Beschuldigten, von denen eine ganze Reihe noch nicht wissen, dass sie drauf stehen“, betonte der Korruptionsermittler Wolfgang Schaupensteiner. Zur Zahl der möglicherweise strafmildernden Selbstanzeigen wollte die Sprecherin der Strafverfolgungsbehörde, Doris Möller-Scheu, keine Angaben machen.

Bei den Ermittlungen gehe es um mindestens zwei hohe sechsstellige Summen und eine große Menge kleinerer Zahlungen. Rund 500 000 Euro sollen allein an Hans-Günter S., den ehemaligen Geschäftsführer der Deutschen Bank-Tochter DB Real Estate geflossen sein, der seit Juni in Untersuchungshaft sitzt. Der Manager soll Geldgeschenke angenommen und von Scheinrechnungen im Zusammenhang mit dem Bau eines Prestigeobjekts der Deutschen Bank profitiert haben. Dabei geht es um das 450 Millionen Euro teure Investment Banking Center des Frankfurter Geldhauses, einen Neubau mit 8000 Quadratmetern auf 30 Stockwerken im Stadtteil Bockenheim. Entworfen wurde das Gebäude vom Frankfurter Architekturbüro Köhler & Partner. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft geriet auch ein Frankfurter Stararchitekt in den Fokus der Ermittlungen. Ihm werfen die Strafverfolger vor, hohe sechsstellige Summen als Bestechungsgelder für Aufträge bezahlt zu haben. Die Schmiergelder hätten sich die Bestecher dann meist mit frisierten Rechnungen zurückgeholt.

Am Anfang der aktuellen Ermittlungen stand der Fall eines Gebäudemanagers der Deutschen Bank, der zwischen 1998 und 2002 in rund 900 Fällen Schmiergeld und Geschenke für Reparatur- und Dienstleistungsaufträge in einem Hochhaus auf der Mainzer Landstraße im Bankenviertel der Mainmetropole angenommen haben soll. Anfang des Jahres verurteilte das Frankfurter Landgericht den Gebäudemanager zu sechs Jahren Gefängnis. „Dieser Fall führte uns zu den anderen Verdächtigen“, erläuterte Staatsanwalt Schaupensteiner. „Wir haben die Spur bereits sehr weit verfolgt.“ Zu dem Komplex gehören offenbar auch die Ermittlungen gegen Michael K., Geschäftsführer der Deka Immobilien GmbH, des größten deutschen Anbieters offener Immobilienfonds. Am vergangenen Dienstag hat sich die zum Sparkassenlager gehörende Deka Bank mit sofortiger Wirkung von K. getrennt. Grund: „Hinweise auf Unregelmäßigkeiten.“ Der Manager betreute unter anderem den Bau des 153 Meter hohen, 480 Millionen Euro teuren Büroturms Skyper in Frankfurt. K. will mit der Staatsanwaltschaft kooperieren und aussagen. mmr/rrl/HB

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