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Wirtschaft: Bewag: Aktie lässt Analysten kalt

Monatelang haben die Parteien um Preise und Einfluss gefeilscht. Doch als am Ende die Einigung erreicht ist, interessiert das die Börse nicht die Bohne.

Monatelang haben die Parteien um Preise und Einfluss gefeilscht. Doch als am Ende die Einigung erreicht ist, interessiert das die Börse nicht die Bohne. Kein Freudensprung, kein Kursfeuerwerk. Business as usual bei den Aktien von Bewag und der Hamburgische Electricitätswerke AG (HEW). Geht es nach den wenigen Aktienanalysten, die etwa die Bewag noch beobachten, dann wird sich daran nicht viel ändern. Denn auch wenn die Bewag künftig gemeinschaftlich durch HEW und den USKonzern Mirant mit je 43 Prozent der Aktien geführt werden soll, sehen die professionellen Beobachter noch viele Unsicherheiten: "Vieles ist unklar, wo ist das Konzept, wie geht es weiter?", fragt Lynn Reinhard von Merrill Lynch Capital Markets. Sie schätzt die Bewag-Aktie "neutral" ein, auch wenn das Papier mit seinen derzeit gut 13 Euro "außerordentlich billig" sei.

Doch die Unwägbarkeiten über die Bildung des nordostdeutschen Energiekonzerns aus Bewag, HEW und den beiden ostdeutschen, nicht börsennotierten, Braunkohlekonzernen Veag und Laubag stimmen sie skeptisch. Das Potenzial sei schlecht abzuschätzen. Mit einem Streubesitz-Anteil von noch 14 Prozent ist der Free-Float der Bewag-Aktien ohnehin schon sehr begrenzt. Wegen der mangelnden Liquidität meiden institutionelle Anleger den M-Dax-Wert.

Die Bewag-Großaktionäre hüllen sich in Schweigen. Sie wollen ihren Drei-Stufenplan für den neuen Strom-Konzern bis 2003 erst einmal abarbeiten. Fragen nach der Rechtsform der Holding, nach Abfindungsangeboten für die Bewag- und HEW-Aktionäre kommen zu früh. Bei der Bewag könnte nur ein Übernahmeangebot an die freien Aktionäre für Stimmung im Markt sorgen, glaubt Gerlinde Gollasch, die für die Bankgesellschaft Berlin die Versorger beobachtet. Der Plan zur Gründung der Energieholding laufe darauf hinaus, die HEW und Bewag-Aktien vom Markt zu nehmen. "Sinnvoll wäre es, wenn die wenigen freien Aktionäre schnell abgefunden würden", sagt Gollasch.

Über einen Börsengang der Dachholding sollte befunden werden, wenn sie gegründet sei, sagt Gollasch. Solange deren Großaktionär Vattenfall nicht privatisiert sei, werde ein begrenztes Going Public der Holding bei institutionellen Investoren jedoch auf Vorbehalte stoßen. Frank Rothauge vom Bankhaus Sal Oppenheim vermutet, dass die Stromholding an die Börse gehen wird. Kurzfristig rechnet Rothauge nicht mit einer Erholung der Aktie, auch wenn das Bewag-Papier "etwas unterbewertet" sei. Und wenn, dann falle der Anstieg moderat aus: Kurse von 20 Euro und mehr wie Anfang 2000 gestellt wurden, seien absolut unrealistisch.

mhm

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