zum Hauptinhalt

Bilanz 2006: Deutsche Börse auf Rekordjagd

Nach einem Gewinnsprung 2006 will die Deutsche Börse mit einer veränderten Struktur noch schlagkräftiger werden.

Frankfurt/Main - Derzeit werde geprüft, wie der Konzern handlungsfähiger gemacht werden könne, sagte Börsenchef Reto Francioni in Frankfurt. Details einer neuen Organisation nannte er nicht, betonte jedoch: "Etwaigen Spekulationen über Abspaltungen erteile ich hiermit eine klare Absage."

Laut Aufsichtsratskreisen plant die Börse die Umstrukturierung der Gruppe in eine Holding mit mehreren separaten Tochterunternehmen. Demnach soll die Abwicklungssparte Clearstream rechtlich abgespalten werden. "Vorstand und Aufsichtsrat sowie die große Mehrheit des durch die Aktionäre vertretenen Kapitals sind der festen Überzeugung, dass das Ganze mehr wert ist als die Summe der Teile", sagte Francioni.

Umbau des Vorstands nicht kommentiert

Auch zu Spekulationen über einen Umbau im Vorstand nahm der Börsenchef nicht inhaltlich Stellung: "Wir haben von diesen Spekulationen Kenntnis genommen, aber wir kommentieren sie nicht." Kurz vor der Bilanzvorlage hatten mehrere Medien übereinstimmend berichtet, dass unter anderen Finanzvorstand Mathias Hlubek den Konzern verlassen müsse. Hlubek war bereits unter Francionis Vorgänger Werner Seifert, den aufständische Großaktionäre im Mai 2005 aus dem Amt gejagt hatten, Finanzvorstand der Deutschen Börse.

2006 sprang der Überschuss des DAX-Konzerns binnen Jahresfrist um rund 56 Prozent auf 668,7 Millionen Euro. Der Umsatz stieg um 14 Prozent auf 1,854 Milliarden Euro. "Der starke Jahresauftakt bestärkt uns in der Zuversicht, auch im Geschäftsjahr 2007 neue Rekordmarken bei Umsatz und Ertrag erzielen zu können", sagte Francioni. Weiteres Wachstum sollen beispielsweise neue Indizes, eine neue Anlageklasse Kreditderivate sowie ein Marktplatz für den Handel mit börsennotierten Immobilienaktien - so genannten REITs - bringen.

Nach mehreren gescheiterten Fusionsversuchen betonte Francioni, die Börse wolle vor allem aus eigener Kraft wachsen. Geschäftserfolg hänge nicht von Zusammenschlüssen ab. An der Konsolidierung der Branche will der DAX-Konzern dennoch weiterhin mitwirken. "Wenn Partnerschaften sinnvoll oder nötig sind zur Einführung von Produkten oder zur Erschließung von Märkten und Kunden, sind wir zur Zusammenarbeit in allen denkbaren und nützlichen Formaten bereit", sagte der Vorstandsvorsitzende. In den vergangenen beiden Jahren waren Bemühungen der Frankfurter um Fusionen mit der Londoner Börse und der Mehrländerbörse Euronext gescheitert.

Wachstumsmärkte vor allem in Asien

Als Wachstumsmärkte im Ausland sieht die Deutsche Börse vor allem Asien. Der Frankfurter Marktbetreiber sei auch offen für "Zukäufe, die Wert schaffen", sagte Francioni. In den vergangenen Monaten hatte die Deutsche Börse eine engere Zusammenarbeit mit Börsen in Moskau sowie Korea vereinbart und war in Indien bei der Bombay Stock Exchange eingestiegen.

Von dem Gewinnsprung 2006 sollen die Aktionäre der Deutschen Börse AG kräftig profitieren: Je Aktie sollen 3,40 (Vorjahr: 2,10) Euro ausgeschüttet werden. Zudem plant die Deutsche Börse die Ausgabe von Gratisaktien: Pro Aktie im Depot der Anleger soll je eine dazu kommen. So soll "die Liquidität im Handel mit Aktien der Deutschen Börse weiter gefördert" werden. (tso/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false