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Nokia

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Bilanz: Nokia verdient prächtig – und bedauert

Rekordgewinn von 7,2 Milliarden Euro - Konzernchef bekräftigt die Schließung des Bochumer Werks

Berlin - Der Handyhersteller Nokia hat seinen Gewinn im Jahr 2007 deutlich steigern und seine Position als Weltmarktführer ausbauen können. Im vierten Quartal erhöhte sich der Marktanteil der Finnen um rund vier auf 40 Prozent. Mit 133,5 Millionen verkauften Handys konnte Nokia zwischen Oktober und Dezember mehr Handys absetzen als die drei größten Rivalen – Samsung, Motorola und Sony Ericsson – zusammen. Wie das Unternehmen am Donnerstag in Helsinki mitteilte, wuchs der Nettogewinn im vergangenen Jahr insgesamt um 67 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro. Der Umsatz stieg um 24 Prozent auf 51,1 Milliarden Euro.

Die Börse reagiert prompt. In Helsinki sprang die Aktie des Konzerns nach Bekanntgabe der Zahlen um rund 13 Prozent nach oben. Unabhängig vom Rekordgewinn hält Nokia an der Schließung des Produktionsstandortes in Bochum mit seinen 2300 Mitarbeitern fest. Vorstandschef Olli-Pekka Kallasvuo sprach von einer „schmerzlichen Entscheidung“ und entschuldigte sich bei den Mitarbeitern. Er geht jedoch davon aus, dass Gespräche mit den Beschäftigten den Konzern nicht zu einer Änderung der Entscheidung bewegen können. Die Produktionskosten in Deutschland seien zu hoch. Die Bochumer Fabrik stelle sechs Prozent der Nokia-Handys her, auf sie entfielen aber 23 Prozent der weltweiten Lohnkosten des Konzerns. Nach Plänen von Nokia soll die Bochumer Fertigung vor allem nach Rumänien verlegt werden.

Nokia sieht sich wegen der geplanten Schließung heftiger Kritik ausgesetzt. Am Dienstag hatten in Bochum mehr als 15 000 Menschen demonstriert. Gewerkschaften werfen dem Konzern maßloses Profitstreben vor. SPD-Chef Kurt Beck rief indirekt zum Boykott von Nokia-Handys auf. Die Bonner Stadtverwaltung kündigte an, in Zukunft auf Telefone des Konzerns zu verzichten, und NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben überlegt, bis zu 41 Millionen Euro an Subventionen zurückzufordern.

Die Betriebsratschefin des Bochumer Werks, Gisela Achenbach, forderte am Donnerstag Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Eingreifen auf. Über die von Nokia vorgelegten Zahlen sagte sie: „7,2 Milliarden Reinerlös – damit könnten die über 100 Jahre unsere Lohnkosten zahlen.“ Linke und SPD in NRW bezeichneten das Rekordergebnis als „Schlag ins Gesicht“ der Bochumer Beschäftigten.

Nokias Image leidet unter dem Protest. Eine Umfrage des Magazins Stern ergab, dass mehr als zwei Drittel der Deutschen der Meinung sind, Nokias Ansehen habe Schaden genommen. Im Handel spiegelt sich das bereits wieder: „Es kommen Kunden, die explizit keine Nokia-Handys wollen“, sagt Jörg Liebe, Verkäufer im Berliner Elektronikfachhandelsgeschäft Conrad. Auch andere Einzelhändler bestätigten, dass Nokia von manchen Kunden derzeit nicht gewünscht wird. Viele hatten jedoch mit stärkerem Boykott gerechnet.

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