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Stuttgart: Bilfinger Berger bleibt im Untergrund

Der Baukonzern Bilfinger Berger, der mit dem Pfusch beim Bau bei der Kölner U-Bahn in Verbindung gebracht wird, will sich auch um das Projekt Stuttgart 21, den Neubau des Stuttgarter Hauptbahnhofs, bewerben.

Düsseldorf/Berlin - „Wir schauen uns an, was ausgeschrieben wird und für uns interessant sein könnte“, sagte Unternehmenschef Herbert Bodner dem „Handelsblatt“. Bei dem Vorhaben geht es um Milliardenaufträge. Eine Entscheidung gibt es aber noch nicht.

Einen vorzeitigen Rückzug von der Konzernspitze lehnte der 62-jährige Bodner ab. „Es gibt keinen Grund, warum ich meinen Vertrag nicht erfüllen sollte“, sagte er. Bodner will Bilfinger Berger bis Ende Juni kommenden Jahres leiten. Zuvor hatte es Spekulationen gegeben, dass das Unternehmen angesichts der massiven Qualitätsmängel der vergangenen Monate bereits nach einem Nachfolger suche.

Vor gut einem Jahr war das Kölner Stadtarchiv nebst Nachbarhäusern eingestürzt, zwei Menschen kamen ums Leben. Das Gebäude grenzte direkt an die Trasse der neuen Nord-Süd-U-Bahn. An dem Konsortium, das diesen Bau ausführte, ist auch Bilfinger Berger beteiligt. Die Ursache ist noch nicht abschließend geklärt.

Außerdem hatte es weitere Mängel bei Projekten des Konzerns gegeben. Beim Bau der U-Bahn sollen deutlich weniger stützende Stahlbügel als geplant verwendet worden sein, zudem sollen Protokolle gefälscht worden sein. Ähnliche Vorwürfe hat es offensichtlich auch beim Bau der Düsseldorfer U-Bahn gegeben. Die Justiz ermittelt auch wegen Unregelmäßigkeiten bei der ICE-Trasse Nürnberg-München, an der Bilfinger Berger beteiligt war.

In Stuttgart geht es um den Umbau des bisherigen Kopfbahnhofs in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof. Derzeit ist das Prestigeprojekt auf mehr als vier Milliarden Euro taxiert.

Bodner sagte, sein Unternehmen nehme die Vorfälle „sehr ernst“. Man lasse das Qualitätsmanagement von unabhängigen Fachleuten überprüfen. Es gehe vor allem um Qualitätssysteme auf der Baustelle. In Köln seien „Lücken“ sichtbar geworden. „Insbesondere beim Spezialtiefbau stellen wir alles auf den Kopf“, berichtete er. Es gehe um eine Einheit mit 350 Mitarbeitern und 100 Millionen Euro Umsatz. Bis man die Probleme aufgearbeitet habe, werde es aber noch dauern. „Wenn in unserem Hause etwas nicht in Ordnung ist, wird es in Ordnung gebracht – ohne Wenn und Aber“, versprach Bodner. Insgesamt gesehen sei Köln aber ein „Einzelfall“.

Einen Kundenschwund beobachte er aber nicht, gleichwohl räumte er „viele offene Fragen“ ein, die Bilfinger Berger derzeit zu beantworten habe. Der wirtschaftliche Schaden für den Konzern liege in Köln in einer „überschaubaren Größenordnung“, in Düsseldorf werde er sich höchstens im Bereich von einigen Hunderttausend Euro bewegen. Im U-Bahn-Bau wolle man sich weiterhin betätigen, dies sei ein „Kerngeschäft“. wt/jkn/HB

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