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Kühl kalkuliert. Geschäftsführer Michael Cawley sagte am Mittwoch, die Abgabe bedeute für Ryanair das, was für Aldi einen Preissprung um 25 Prozent bedeuten würde.

© dapd

Billigflieger: Ryanairs Rache

Billigflieger Ryanair streicht mehr als ein Viertel seiner Flüge ab Frankfurt-Hahn – wegen der Luftverkehrsabgabe.

Berlin - Ryanair streicht ab 2011 seine Verbindung zwischen Frankfurt-Hahn und Berlin. Als Grund verweist der irische Billigflieger auf die neue Luftverkehrsabgabe. Die Berliner Flughäfen verlieren dadurch nach Angaben ihres Sprechers Leif Erichsen im kommenden Jahr 250 000 Passagiere. Ryanair hatte die Hauptstadt zwei Mal täglich angeflogen. „Wir sehen hier die Auswirkungen der Luftverkehrsabgabe, die Gift für den Standort Berlin und ein Konjunkturdämpfungsprogramm ist“, sagte Erichsen dem Tagesspiegel.

Nicht nur Berlin ist betroffen: Ryanair streicht mit Verweis auf die neue Abgabe künftig 30 Prozent seiner Flüge ab dem Flughafen Frankfurt-Hahn. Zum Sommerflugplan 2011 sollen statt der bisher 532 Flüge pro Woche an der wichtigsten deutschen Basis nur noch 382 Maschinen starten, teilte die Fluggesellschaft am Mittwoch mit. Damit fallen auch acht weitere Strecken weg, nach Agadir, Danzig, Göteborg, Klagenfurt, Prag, Santiago de Compostela, Sevilla und Breslau – allerdings erst zum April. Der Flug nach Berlin wird nach Angaben von Ryanair wegen der doppelten Versteuerung bereits zu Jahresbeginn gestrichen. Während bei Flügen ins Ausland nur einmal acht Euro anfallen, müsse die Abgabe bei Inlandsstrecken zwei Mal gezahlt werden, sagte eine Sprecherin.

„Ryanair zieht deutliche Konsequenzen aus ihren bislang nicht erhörten Forderungen an die Bundesregierung, die angekündigte Luftverkehrsabgabe in Höhe von acht Euro für Kurzstreckenflüge zurückzunehmen“, hieß es in einer Mitteilung der Fluggesellschaft. Bereits Anfang vergangener Woche hatte Ryanair angekündigt, in Deutschland zahlreiche Flüge zu streichen. Die neue Steuer werde dem Tourismus-Standort Deutschland massiv Schaden zufügen, sagte der für das Tagesgeschäft zuständige Ryanair-Manager Michael Cawley. In Irland und Großbritannien führe eine ähnliche Steuer noch immer zu sinkenden Verkehrszahlen. „Es ist so, als würde Aldi alle Preise um 25 Prozent anheben und erwarten, dass die Nachfrage gleichbleibt“, sagte Cawley. Für Ryanair werde sich die Passagierzahl insgesamt nicht ändern. Die Maschinen würden einfach von anderswo fliegen.

Ryanair erwartet künftig nur noch 2,9 Millionen Fluggäste in Frankfurt-Hahn, eine Million weniger als zuvor. Rund 150 Arbeitsplätze bei Ryanair und weitere 1000 in der Region, zum Beispiel bei Zulieferfirmen oder auch in Hotels, seien betroffen, teilte die Fluggesellschaft mit. Die 380 Arbeitsplätze am Flughafen Hahn sind nach Angaben des Betreibers nicht in Gefahr. „Wir werden keine Mitarbeiter entlassen“, erklärte der kaufmännische Geschäftsführer des Flughafens, Wolfgang Pollety. Man sei auf die Situation vorbereitet, das Geschäftsmodell stehe auf zwei starken Säulen. „Fracht ist derzeit unser Wachstumsmotor“, sagte Pollety. Nun gelte es, weitere Frachtflüge und andere Passagierflieger anzulocken.

Die gestrichenen Flüge hätten nichts direkt mit dem Flughafen zu tun, betonte Cawley. „Wir werden weiter eng mit dem Flughafen zusammenarbeiten“, sagte eine Sprecherin. Hahn gehört zu den wichtigsten Regionalflughäfen in Deutschland, Ryanair siedelte dort 2002 sein Drehkreuz an.  

Die Ryanair-Konkurrenten Lufthansa, Easyjet und Air Berlin wollen ihre Flugpläne trotz Steuer zunächst unverändert lassen. „Wir hoffen, dass es keine eklatanten Folgen haben wird“, sagte ein Lufthansa-Sprecher. Die Steuer werde großteils an die Kunden weitergereicht. Ein Air-Berlin-Sprecher sagte: „Wir werden beobachten, ob und wie die Luftverkehrssteuer das Verhalten unserer Fluggäste verändert.“ Sollten Passagiere abwandern, will die Fluggesellschaft Germanwings möglicherweise von ausländischen Flughäfen starten. Ryanair schließt indes weitere Streichungen nicht aus. Neben Hahn stehen Strecken ab Bremen und Weeze bei Düsseldorf auf dem Prüfstand. „Hier gibt es Gespräche, es ist aber noch nichts entschieden“, sagt Cawley. mit dpa

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