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Wirtschaft: Bio- und Gentechnik wachsen schnell an den Börsen

Wohl nirgendwo sonst sind Euphorie und Enttäuschung so eng verwoben wie auf dem Feld der Bio- und Gentechnologie. Das gilt für Wissenschaft und Kapitalmarkt gleichermaßen.

Wohl nirgendwo sonst sind Euphorie und Enttäuschung so eng verwoben wie auf dem Feld der Bio- und Gentechnologie. Das gilt für Wissenschaft und Kapitalmarkt gleichermaßen. Sowohl in Europa als auch in den USA entwickelten sich die Aktien der vielbeschworenen "Zukunftsindustrie des 21. Jahrhunderts" in den vergangenen Jahren unterdurchschnittlich. Auch den jungen deutschen Biotech-Unternehmen, die sich in diesem Jahr an den Neuen Markt wagten, wehte rauher Wind entgegen.Doch inzwischen mehren sich die Zeichen für eine Renaissance: Während die Masse der rund 400 börsennotierten Biotech-Unternehmen in den vergangenen Jahren Wertverluste oder Stagnation verzeichneten, glänzte eine kleine Gruppe hochkapitalisierter, vorwiegend amerikanischer Firmen bereits in den vergangenen 15 Monaten mit Kursgewinnen von mehr als 100 Prozent. Angeführt von den Pionieren Amgen und Biogen sowie Newcomern wie Immunex und Med-Imune waren es vor allem diese sogenannten Big-Cap-Biotech-Firmen, die im vergangenen Jahr die Aufholbewegung des Nasdaq-Biotech-Index vorantrieben. Amerikanische Pharmakonzerne haben in jüngerer Zeit damit begonnen, Biotech-Unternehmen zu übernehmen und signalisieren damit indirekt, daß in der Branche größere Werte stecken, als der Kapitalmarkt bisher vermutet. Gleichzeitig deuten einzelne Fusionen innerhalb des Biotech-Sektors, so zum Beispiel der Zusammenschluß von Celltech und Chiroscience in Großbritannien, darauf hin, daß die von Analysten seit langem geforderte Konsolidierung in der Branche einsetzt. Schließlich bleibt daran zu erinnern, daß sich an dem gewaltigen Innovationspotential der Branche vom Grundsatz her nichts geändert hat. Spätestens mit dem Siegeszug der Genomforschung ist die Biotechnologie zum universellen Ausgangspunkt der gesamten Arzneimittelentwicklung avanciert. Die Biotech-Branche hat ihre Position als "Innovations-Zulieferer" für die großen Pharmakonzerne ausgebaut. Zwar sind in der Vergangenheit zahlreiche Projekte gescheitert, und viele andere kamen langsamer voran als erhofft. Aber langsam schiebt sich eine wachsende Zahl von Biotech-Neuentwicklungen in Richtung Zulassung. Etwa 100 Biotech-Medikamente sind inzwischen auf dem Markt. Und mehr als 200 Produkte befinden sich in der abschließenden Phase der klinischen Prüfung. "Die Biotech-Industrie beginnt endlich ihre Versprechungen einzulösen", folgert Vincent Ossipow, der den rund 100 Mill. Dollar starken Pictet-Biotech-Fonds verwaltet.Auch wenn sich damit die Perspektiven für den Sektor aufhellen, bleibt die Aktienauswahl für den Biotech-Anleger extrem schwierig. "Es ist eine große Kunst, diese Technologien richtig zu bewerten", warnt Christiane Dienhart von der HypoVereinsbank. Die Ausfallquoten auf dem Weg vom Labor zum Markt sind nach wie vor hoch, die Konkurrenz- und Patentsituation für externe Beobachter kaum zu durchschauen. Sowohl Fondsmanager als auch Analysten favorisieren deshalb weiterhin eher die großen Biotech-Unternehmen, die bereits schwarze Zahlen schreiben, eigene Finanzüberschüsse erwirtschaften und dank eines breiteren Geschäftsbereichs in der Forschung und Entwicklung die branchentypischen Risiken besser austarieren können. Die führenden US-Biotech-Vertreter dürften demnach auch 1999 besser abschneiden als der Rest der Branche.

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