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Wirtschaft: Biotech-Aktien: Pharma bietet Schutz vor Baisse

Fast ebenso kompliziert wie die Biotechnologie selbst erweist sich in diesen Tagen die Analyse des Börsengeschehens in diesem Sektor. Zwar kam der Kurseinbruch in den vergangenen Monaten nicht völlig überraschend.

Fast ebenso kompliziert wie die Biotechnologie selbst erweist sich in diesen Tagen die Analyse des Börsengeschehens in diesem Sektor. Zwar kam der Kurseinbruch in den vergangenen Monaten nicht völlig überraschend. Doch der Umfang erstaunt die meisten Experten, zumal die fundamentalen Rahmenbedingungen unverändert sind. Seit Anfang des Jahres haben US-Biotech-Aktien im Schnitt ein Drittel ihres Wertes eingebüßt, die am Neuen Markt gelisteten Branchentitel sogar fast 50 Prozent.

Ein Indiz dafür, wie schwer sich die Experten im Biotech-Sektor tun, ist die fast durchweg miserable Entwicklung der Branchenfonds. Selbst Fonds, die im vergangenen Jahr den relativ breit angelegten Nasdaq-Biotech-Index deutlich überflügelten, haben in den ersten drei Monaten dieses Jahres mehr oder weniger parallel zum Markt an Wert verloren. Diesem Trend konnten sich letztlich nur solche Fonds etwas entziehen, die nicht nur in reinrassige Biotech-Unternehmen investieren, sondern auch in klassische Pharmawerte - eine Politik, die zum Beispiel der DIT Biotech-Fonds verfolgt.

Die Erfahrung der institutionellen Investoren gilt zumindest tendenziell auch für Unternehmen selbst: Eine direkte Präsenz im Pharmageschäft gibt Biotech-Unternehmen eine gewisse Stabilität, auch an der Börse. So wurden zwar zum Beispiel führende US-Biotech-Vertreter wie Amgen, Genentech, Biogen oder Genzyme von Kursrückgängen nicht verschont. Doch mussten sie bei weitem nicht so dramatische Einbußen hinnehmen wie die Aktien der rein forschungsbasierten Firmen.

In Europa hat sich vor allem für einige britische Biotech-Unternehmen die Strategie ausgezahlt, eigene Forschungen durch den Zukauf etablierter Pharmaaktivitäten zu ergänzen. Als Musterbeispiel gelten Celltech und Shire. Beide Unternehmen haben gegenüber ihrem Höchstkurs vom vergangenen Jahr "nur" rund ein Drittel und seit Jahresbeginn 2001 kaum an Wert eingebüßt. Ähnlich war die Entwicklung bei der deutschen Rhein Biotech, die sich mit Korea Green Cross ins Impfstoffgeschäft eingekauft hat. Ihr Vorteil besteht aus Anlegersicht darin, dass sie mit dem eigenen Pharmageschäft über eine verlässliche Grundlage verfügt.

Schwieriger ist die Situation für BiotechUnternehmen, die zwar eigene Medikamente entwickeln, aber noch nicht vermarkten. Nach den Kursverlusten der vergangenen Wochen gehen viele Analysten und Fondsmanager inzwischen davon aus, dass der Wert der Entwicklungskandidaten in den Kursen etlicher Unternehmen nicht mehr angemessen reflektiert wird. Auch in dieser Gruppe dominieren in Europa vor allem britische Unternehmen. Als typisches Beispiel gilt Cambridge Antibody Technologies (CAT), deren Hauptprodukt sich inzwischen in Phase III der klinischen Entwicklung befindet. Auch Unternehmen wie Antisoma, Alizyme oder Vernalis verfügen über Produkte in fortgeschrittener klinischer Entwicklung. Auf dem Kontinent gilt dies für die Schweizer Actelion, Biosearch in Italien sowie für die Münchner Medigene AG. Diese Unternehmen haben in den kommenden Jahren zumindest eine Chance, ihr Geschäft - und damit auch ihre Börsenbewertung - durch eigene Pharmaerlöse abzusichern. Vorausgesetzt, die Produkte schaffen es bis zur Zulassung.

shf

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