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Wirtschaft: Biotechnik: Symposium in Berlin - Nobelpreisträger Kary Mullis: Der Nutzen überwiegt die Risiken bei weitem

Gute Entwicklungschancen für die deutsche Biotechnik und die Region Berlin-Brandenburg sieht der amerikanische Chemie-Nobelpreisträger Kary Mullis. Deutschland sei überall in der Welt als Technologie-Nation bekannt, sagte Mullis am Montag aus Anlass eines internationalen Biotechnik-Symposiums an der Freien Universität Berlin.

Gute Entwicklungschancen für die deutsche Biotechnik und die Region Berlin-Brandenburg sieht der amerikanische Chemie-Nobelpreisträger Kary Mullis. Deutschland sei überall in der Welt als Technologie-Nation bekannt, sagte Mullis am Montag aus Anlass eines internationalen Biotechnik-Symposiums an der Freien Universität Berlin. "Die Grundlage der modernen Biotechnik ist eine sehr ausgetüftelte Chemie - und darin sind die Deutschen seit je her gut." Mullis wies Befürchtungen wegen möglicher Gefahren der Gentechnik als "lächerlich" zurück: "Sehr wahrscheinlich wird diese Technik uns großen Nutzen bringen, die Risiken sind dagegen sehr gering. Die Gentechnik ist demokratisch, denn die wichtigen Informationen sind öffentlich. Außerdem ist sie leise und verschmutzt die Umwelt nicht."

Mullis war nach Berlin gekommen, um über die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) zu sprechen. Für diese Erfindung, eine Art Schnellkopierer für Erbsubstanz, hat der kalifornische Chemiker 1993 den Nobelpreis bekommen. Die PCR hat die Entwicklung der Gentechnik entscheidend beschleunigt. Angefangen bei Aids-Tests und dem "genetischen Fingerabdruck" bis hin zur Entzifferung des menschlichen Genoms - überall ist die PCR heute unentbehrlich, um schnell ausreichend DNS, den chemischen Träger der Erbinformation, zu gewinnen. Der Wissenschaftler arbeitet heute für eine kleine Firma im kalifornischen Irvine, um ein vereinfachtes Verfahren für die Untersuchung von Blutproben zu entwickeln.

"Wir wollen deutsche Gründlichkeit mit angelsächsischem Unternehmergeist verknüpfen", sagte Hans Christoph von Rohr, Vorsitzender des Industrial Investment Council, gemeinsam mit dem Berliner RNS-Netzwerk Veranstalter des Symposiums. Gemessen an der Zahl der rund 300 Biotechnik-Unternehmen sei Deutschland in Europa führend und in der Bundesrepublik wiederum die Region Berlin-Brandenburg (80 Unternehmen). Allerdings sei der Jahresumsatz deutscher Firmen mit durchschnittlich fünf Millionen Mark noch zu gering.

Unternehmen und wissenschaftliche Institute zusammenführen will das von dem Biochemiker Volker Erdmann von der Freien Universität ins Leben gerufene RNS-Netzwerk. Bei der RNS handelt es sich um einen sehr vielseitigen biochemischen Verwandten der Erbsubstanz, der auch als Arznei in Frage kommen könnte. Für die Erforschung der RNS und die Entwicklung biotechnischer Produkte aus RNS sind für die kommenden zehn Jahre 120 Millionen Mark vorgesehen, sagte Erdmann. Zu je einem Drittel sollen die Beträge vom Forschungsministerium, dem Land Berlin und der privaten Wirtschaft aufgebracht werden.

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