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Benoit Coeure sitzt als Direktor unter anderem im EZB-Rat, der über die Geldpolitik entscheidet.

© REUTERS

EZB-Direktor Benoit Cœuré: „Bitcoin ist kein Geld“

Er will wissen wie Start-ups aus dem Finanzbereich arbeiten, was sie umtreibt. Deshalb war EZB-Direktor Benoit Cœuré am Mittwoch in Berlin unterwegs.

Von Carla Neuhaus

Er sei gekommen, um zuzuhören und sich Notizen zu machen, sagt Benoit Cœuré. Das klingt bescheiden für den Direktor der Europäischen Zentralbank, der als Teil des EZB-Rats regelmäßig mit über die Geldpolitik der Euro-Zone entscheidet. Doch an diesem Mittwoch geht es ausnahmsweise weder um Anleihekäufe noch um Niedrigzinsen. Cœuré ist in Berlin unterwegs, weil er verstehen will, was Start-ups aus der Finanzbranche umtreibt und was sie von einer Institution wie der EZB erwarten. An die 20 Gründer sitzen ihm an diesem Morgen im obersten Stock des neuen Fintech-Hubs an der Hardenbegstraße gegenüber, der offiziell noch gar nicht eröffnet worden ist. Sie kommen von der Investmentplattform Raisin, die unter der Marke Weltsparen Tages- und Festgelder vermitteln, von der Start-up-Bank Solaris oder von Ratepay, einer Firma, die Onlinehändlern den Verkauf auf Rechnung oder Ratenkredit ermöglicht.

„Wir wollen eine Balance finden zwischen Vorteilen und Risiken neuer Innovationen“, verspricht Cœuré. Naturgemäß schaue die EZB eher auf die Risiken, trotzdem dürfe man sich neuen Entwicklungen nicht verschließen. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht ins Hintertreffen geraten.“ So hört er dann auch genau zu, als die Gründer von ganz praktischen Schwierigkeiten berichten. Miriam Wohlfahrt, Mitgründerin von Ratepay, sagt zum  Beispiel, anders als im Ausland dürften Anbieter wie sie hierzulande Kundendaten nicht mit anderen Firmen teilen, um Betrugsfälle eher zu erkennen. „Im Vergleich zu Firmen aus den USA sind wir damit im Nachteil“, sagt sie.

Immer Ärger mit der Iban

Ein anderer Gründer beklagt, dass es noch immer keine einheitlichen Iban-Nummern gibt. Eigentlich sollte die europäische Kontonummer grenzüberschreitende Zahlungen erleichtern. Ganz so einfach ist das aber offenbar nicht, weil die Iban-Nummern noch immer in den Mitgliedsstaaten unterschiedlich lang sind. Andreas Bittner von der Solaris Bank sagt: „Das treibt Kunden zu Diensten wie Paypal, bei denen man erst gar keine Iban-Nummer eingeben muss, um zu bezahlen.“

Dabei ist ohnehin die Frage, wie wir in Zukunft zahlen werden. Auch Cœuré beschäftigt das. Von der Kryptowährung Bitcoin hält er wenig. Für ihn ist die Sache klar: „Bitcoin ist kein Geld.“ Als Grund nennt er die fehlende Stabilität, die Geld haben muss, damit es anerkannt wird. Aufgeschlossener ist der EZB-Direktor dagegen beim Thema Blockchain, also bei der Technologie, die hinter Bitcoin steht und mit der man Zahlungen abwickeln kann, ohne dass eine Bank zwischengeschaltet ist. Den EZB-Direktor beschäftigt derzeit vor allem die Frage, ob und wie man die neue Technologie regulieren sollte. „Priorität muss der Verbraucherschutz haben“, sagt er. Gleichzeitig sei es aber nicht so leicht zu klären, wer für die Regulierung zuständig sein soll. Schließlich ist gerade das Besondere an der Blockchain, dass die Daten statt auf einer zentralen Einheit automatisch auf diversen Rechnern weltweit gespeichert werden. Bei der Regulierung müsste man aber in einem Land ansetzen.

Gründer wünschen sich eine EU-Identität fürs Netz

Im Umgang mit digitalen Identitäten wünschen sich die Gründer mehr Initiative auf europäischer Ebene. Weil die Staaten derzeit keine einfache Möglichkeit bereitstellen, sich im Netz auszuweisen, nutzen viele ihre ID, mit der sie bei Diensten wie Facebook oder Apple registriert sind. „Wenn man dem eine europäische ID gegenüberstellen würde, wäre das ein Alleinstellungsmerkmal“, meint Wohlfahrt. Cœuré sagt, das sei ein Thema für die Politik, nicht für die Zentralbank. Notiert hat er sich den Punkt aber trotzdem.

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