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Börse: China mit Übergewicht

Der Höhenflug der Börsen hat die Gewichte zugunsten Chinas verschoben. In die vom "Handelsblatt" berechnete Rangliste der 50 teuersten Unternehmen der Welt sind jetzt vier chinesische Konzerne aufgerückt.

Düsseldorf - Dieser Aufstieg hat aber auch Schattenseiten. Die Konzerne kosten an der Börse inzwischen mehr, als sie an Jahresumsatz erwirtschaften. Solch eine Schieflage gab es zuletzt auf dem Höhepunkt der Technologieblase vor zehn Jahren.

Auftragseinbrüche und magere Umsätze machen besonders deutschen Konzernen zu schaffen. Mit Thyssen-Krupp und der Deutschen Post verlieren gleich zwei ihren Platz unter den Top 50. Die USA stellen 16 der 50 umsatzstärksten Konzerne und damit eine Firma mehr als im Vorjahr. Doch die Stärke der Amerikaner geht auf Kosten der Gewinne, Margen und des Börsenwerts. Hier ziehen die Europäer davon.

Chinesische Firmen wachsen kräftig, weil Ölgesellschaften wie Petrochina und China Petroleum im Wettbewerb um Bodenschätze strategisch wichtige Firmen aufkaufen. Die Kurse der Unternehmen hingegen sind explodiert. So billigen Investoren der Telefongesellschaft China Mobile bei einem Jahresumsatz von 43,4 Milliarden Euro einen Börsenwert von 143 Milliarden Euro zu.

„Im chinesischen Aktienmarkt ist sehr viel Schaum“, sagt Devan Kaloo vom britischen Vermögensverwalter Aberdeen Asset Management. Das staatliche Konjunkturprogramm und Bankenkredite in Rekordhöhe halfen mit, dass die Börse Shanghai seit Jahresanfang um zwei Drittel zugelegt hat. China Mobile, China Petroleum und das wertvollste Unternehmen der Welt, Petrochina, sind an der Börse mit 507 Milliarden Euro genauso viel wert wie alle 30 Dax-Konzerne zusammen. Doch schon allein VW, Daimler und Eon erwirtschaften so viel Umsatz wie die drei chinesischen Konzerne.

Genauso groß ist das Missverhältnis zwischen Aktienkurs und Nettogewinn. Investoren bezahlen die im Shanghai-Index notierten Unternehmen mit dem 25-Fachen der erwarteten Jahresgewinne. So teuer waren die 30 Dax-Konzerne nur einmal: kurz vor dem Platzen der Börsenblase Anfang des Jahrtausends. HB

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