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Wirtschaft: Börse: Den Kleinanlegern droht ein Horrorjahr

Das Jahr 2001 wird nach Einschätzung von Aktionärsschützern zu den schwärzesten Kapiteln der Börsengeschichte zählen. "2001 geht als das Jahr der größten Kapitalvernichtung in die Annalen der Börse ein", sagte der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK), Klaus Schneider, am Montag in Frankfurt.

Das Jahr 2001 wird nach Einschätzung von Aktionärsschützern zu den schwärzesten Kapiteln der Börsengeschichte zählen. "2001 geht als das Jahr der größten Kapitalvernichtung in die Annalen der Börse ein", sagte der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK), Klaus Schneider, am Montag in Frankfurt. Zu den größten Wertevernichtern gehörten die Deutsche Telekom und Daimler-Chrysler.

Die Deutsche Telekom bringt es laut Schutzgemeinschaft auf eine "Wertvernichtung" von gigantischen 200 Milliarden Euro (391 Milliarden Mark) binnen Jahresfrist. Allein die Buchverluste der Telekom seien so hoch wie das Minus der Anleger am Neuen Markt. Aber auch der Stuttgarter Autoriese Daimler-Chrysler habe sich - trotz des stabilen Aktienkurses in diesem Jahr - in der Vergangenheit nicht mit Ruhm bekleckert. Anstatt die von Vorstandschef Jürgen Schrempp einst versprochenen Erfolge einer "Welt AG" zu ernten, habe der Konzern nach der Fusion mit Chrysler gut 50 Milliarden Euro Börsenwert verloren.

Der Neue Markt ist nach Ansicht der SdK trotz der katastrophalen Kursverluste und der drastischen Image-Einbuße nicht tot. Allerdings könne die Marktbereinigung noch "mehrere Jahre" dauern, so der SdK-Experte Markus Straub. Viele Unternehmen würden noch verschwinden, auch bei "gesunden" Firmen drohten noch böse Überraschungen. Angesichts seiner wichtigen Aufgabe für den deutschen Kapitalmarkt- und die Wirtschaftsstruktur werde der Neue Markt aber langfristig zu einem Erfolg.

Der Deutsche Börse AG wirft die SdK vor, immer noch zu lasch mit schwarzen Schafen umzugehen. "Statt der notwendigen Reform des Marktes mit strengen Zulassungs- und Listingkriterien versucht man, die Probleme durch den Rauswurf von Pennystocks zu kaschieren", sagt Straub. Auch deshalb trägt die Deutsche Börse nach Ansicht der SdK eine Mitschuld am Desaster am Neuen Markt. "Auch die Analysten haben versagt", klagte Straub. Sie hätten sich viel zu sehr um das Hochrechnen von Prognosen der von den Unternehmen vorgelegten Zahlen gekümmert. Gefragt sei aber der "investigative Analyst", der sich auch mit dem Produkt und dem Management beschäftige. Das Image des Neuen Markt sei derzeit so schlecht, dass sich nicht nur Privatanleger, sondern auch institutionelle und insbesondere ausländische Investoren weitgehend zurückgezogen hätten. Die Buchverluste aller Anleger seit März 2000 allein am Neuen Markt beziffert SdK-Vorsitzender Klaus Schneider mit rund 200 Milliarden Euro. Mittlerweile liegt die Bewertung aller 342 Unternehmen am Neuen Markt mit aktuell rund 57 Milliarden Euro nur leicht über dem Börsenwert von SAP.

Die jüngsten Vorschläge der sogenannten Baums-Kommission zur Reform der Unternehmensführung und zur Modernisierung des Aktienrechts gehen nach Ansicht der SdK nicht weit genug. Zum einen müssten sie rechtlich bindend und nicht nur freiwillig sein, zum anderen sei offenbar ein wirklicher Schutz des Aktionärs nicht gewünscht. Die Regelungen zur Haftung des Vorstandes bei der Weitergabe von falschen Informationen seien unklar, die Klagerechte der Anleger würden eingeschränkt. Der Anleger solle den Vorständen offenbar sein Geld zur Verfügung stellen und dann den Mund halten.

Scharfe Kritik übte die Schutzgemeinschaft am Vorstand von Porsche wegen des drohenden Rauswurfs aus dem Aktienindex M-Dax. Die hartnäckige Weigerung von Porsche, künftig die von der Deutsche Börse AG geforderten Quartalsberichte anzufertigen, sei "peinlich". Der Porsche-Vorstand halte seine Aktionäre offensichtlich für "zu blöd", das zyklische Autogeschäft zu bewerten.

ro

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