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Der Dax am Freitag in den ersten beiden Stunden.

© Reuters

Börse: Schafft der Dax 10.000 Punkte?

An den Börsen steht eine spannende Woche bevor. Anleger in Deutschland treibt vor allem die Frage um: Schafft der Dax 10.000 Punkte? Und was treibt die Aktien zu immer neuen Höhen, obwohl viele Gewinnprognosen zuletzt nach unten korrigiert werden mussten?

Von Andreas Oswald

9789 Punkte erreichte der Dax am Freitag. 211 Punkte fehlen ihm noch, um die Marke von 10 000 Punkten zu erreichen. Das sind keine zweieinhalb Prozent. Einen solchen kleinen Abstand kann der Dax mühelos an einem Tag schaffen. Kaum jemand zweifelt denn auch daran, dass der Dax diese Marke irgendwann erreichen wird. Die Frage ist, wann. Es kommt nicht selten vor, dass die Kurse gerade vor psychologisch stark wahrgenommenen Marken einen Rückzieher machen. Zumal an diesem Montag, an dem die US-Börsen wegen des Martin-Luther-King-Gedenktages geschlossen sind. An solchen Tagen bewegt sich der Dax erfahrungsgemäß wenig.

Auch bei schlechten Zahlen sind Aktien gestiegen

Ein Grund dafür, dass es in weiterer Zukunft weiter nach oben gehen könnte, ist die Tatsache, dass die Aktien in Deutschland und den USA in den letzten Wochen und Monaten auch dann gestiegen sind, wenn Gewinnprognosen nach unten korrigiert werden mussten, und Unternehmenszahlen enttäuschend ausfielen. Das deutet auf Stärke hin.

Was ist die "Great Rotation", die große Umschichtung?

Das erklärt aber noch nicht den starken Anstieg der letzten Monate. Erst neun Monate ist es her, dass der Dax den alten Höchststand von 8151 Punkten nachhaltig überwand. Und jetzt steht er unmittelbar vor 10 000. Experten führen den anhaltenden Anstieg weniger auf Fakten und Zahlen der Unternehmen zurück, als vielmehr auf die "Great Rotation". Mit dieser großen Rotation oder großen Umschichtung ist ein grundlegender Prozess beschrieben, bei dem gigantische Vermögenswerte Schritt für Schritt aus der Anlageklasse der Anleihen in die Anlageklasse der Aktien umgeschichtet werden. Dieser fortlaufende Prozess wird seit etwa einem Jahr beobachtet. 250 Milliarden Dollar flossen 2013 in Aktienfonds. Zwischen 2006 und 2012 war es umgekehrt. 1,5 Billionen Dollar flossen in Anleihen, während Aktienfonds 400 Milliarden verloren.

Ein Ende der niedrigen Zinsen ist nicht abzusehen

Was ist der Grund dafür, dass Geld aus Anleihen in Aktien fließen? Es sind die niedrigen Zinsen, die Anleihen abwerfen. Solange das Zinsniveau von den Notenbanken künstlich niedrig gehalten wird, könnte der Prozess anhalten. Eine Erhöhung der Leitzinsen ist weder in den USA noch in Europa abzusehen. Im Gegenteil, in Europa wird über eine weitere Zinssenkung nachgedacht. Wenn Anleihen wenig Zinsen abwerfen, werden Aktien wegen ihrer höheren Renditeerwartung attraktiver.

Die Frage ist, wie lange das andauern kann. Je höher die Aktienkurse steigen, desto niedriger wird die Dividendenrendite. Und wenn dann die Zinsen wieder steigen, kann sich der ganze Prozess wieder umdrehen. Dann kann es zum Crash kommen. Aber auch auf dem Weg nach oben ist der Pfad steinig. Fast jedes Jahr kommt es auch bei steigenden Aktienmärkten zu heftigen Korrekturen, bei denen die Kurse zwischenzeitlich erheblich sinken können.

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