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Wirtschaft: Börsen im Bann der drohenden Krise

DÜSSELDORF/BERLIN (HB/Tsp).Die Angst vor einer weltweiten Wirtschaftskrise hat die Finanzmärkte auch am Montag in ihren Bann gezogen.

DÜSSELDORF/BERLIN (HB/Tsp).Die Angst vor einer weltweiten Wirtschaftskrise hat die Finanzmärkte auch am Montag in ihren Bann gezogen.An den Aktienmärkten ging die Talfahrt weiter, allein der Dax verlor zeitweise bis zu sechs Prozent.Zum Schluß erholte sich der Dax von seinen Tiefs und schloß über 4400 Punkte.Die Anleihenmärkte profitierten unverändert von der Flucht in sichere Anlagen, wodurch die Renditen auf Rekordtiefs fielen.An den Devisenmärkten tendierte der Dollarkurs weiter schwächer, zeitweise mit Kursen knapp über 1,67 DM.

Als Grund nannten Händler hier wie an anderen Börsenplätzen auch die Veröffentlichung des Videos zur Sex-Affäre von US-Präsident Bill Clinton.Mit dieser Demütigung für den Präsidenten verstärke sich die Führungskrise in den USA und erhöhe neben den zahlreichen Finanzkrisen in den Schwellenländern und in Japan die schon große Unsicherheit für die Anleger.Ein mögliches Machtvakuum in der wichtigsten Nation der Welt irritiere die Märkte, hieß es.

Am Anfang eines schlechten Börsentages standen die asiatischen Aktienmärkte.In Tokio sauste der Nikkei um 2,76 Prozent auf nur noch 13 597,30 Punkten in die Tiefe.Dies ist der niedrigste Stand seit dem 25.Februar 1986.Hongkong gab um 3,7 Prozent auf 7170,23 Zähler nach und der Singapurer Straits-Times-Index büßte 3,3 Prozent auf 8 82,59 Punkte ein.In Seoul schloß die Aktienbörse unter 300 Punkten mit 297,45 (minus 1,25 Prozent).Auslöser für die Baisse waren neu aufgekommene Zweifel, daß Japan angesichts des politischen Gerangels zwischen Opposition und Regierung die notwendigen Reformvorhaben im Bankensektor rasch umsetzen werde.

Europäische Standardwerte verloren in der Folge rund vier Prozent.In Madrid schwächte sich der Ibex-Index im Tagesverlauf unter das Niveau vom Jahresschluß 1997 ab.Hier wirkten sich zusätzlich neben den weltweiten Unsicherheiten Äußerungen von Wirtschaftsstaatssekretär Cristobal Montoro negativ aus, wonach die Wachstumsprognose für 1999 nach unten korrigiert werden müsse.In London sank der FTSE-100 im späten Geschäft um 2,6 Prozent auf 4924,6 Punkte.In Paris beschleunigte die Furcht vor schlechten Unternehmensdaten die Talfahrt.Zeitweise war der Handel am Morgen von der Pariser Börse sogar ausgesetzt worden.

Inmitten der anhaltenden Krisenstimmung an den Finanzmärkten bemühen sich Währungshüter und Politiker um eine Stabilisierung der Situation.Die Deutsche Bundesbank veröffentlichte am Montag einen Text über Konsultationen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF), der auch die Möglichkeit von Zinssenkungen diskutiert.Danach sprechen sich die Exekutivdirektoren des IWF in den "Artikel-IV-Konsultationen Deutschland" dafür aus, in der Zinspolitik auf kurze Sicht geradeaus zu fahren.Einige IWF-Direktoren schlossen Zinssenkungen für den Fall einer deutlichen Abschwächung der globalen und damit auch der deutschen Konjunktur aber nicht aus.Eine Zinserhöhung müsse warten, bis die Erholung im Euro-Gebiet weiter vorangeschritten sei und die Folgen der jüngsten internationalen Entwicklungen zu übersehen seien.

Nach der jüngsten Initiative von US-Präsident Bill Clinton drängte gestern auch der britische Premierminister Tony Blair auf eine Reform des Weltfinanzsystems.Die führenden Industriestaaten (G7) müßten innerhalb eines Jahres ein neues "Bretton-Woods"-System aufbauen, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Rede Blairs.In Bretton Woods, im US-Bundesstaat New Hampshire, waren im Jahr 1944 die Grundlagen für den Internationalen Währungsfonds (IWF) und die Weltbank gelegt worden.Künftige Hilfen der G7-Staaten für Rußland müßten an klare Bedingungen geknüpft werden, sagte Blair, der derzeit den Vorsitz der Siebenergruppe führt, weiter.Wenn Rußland den begonnenen Reformprozeß fortsetze, müsse es "selbstverständlich" weitere finanzielle und technische Hilfe aus dem Westen geben.

Für mehr Kontrolle der internationalen Finanzmärkte hat sich der SPD-Vorsitzende Oskar Lafontaine ausgesprochen.Lafontaine sagte, man müsse die wichtigsten Weltwährungen wieder mehr aneinanderkoppeln.Die völlige Freigabe der Wechselkurse sei ein Fehler gewesen und habe ein "weltweites Kasino" geöffnet, dessen Spekulationswellen volkswirtschaftliche Schäden wie derzeit in Asien anrichteten.

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