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Wirtschaft: Börsenbilanz: Anleihen laufen Aktien den Rang ab

Die Freitagsereignisse passen zur bisherigen Börsenbilanz des Jahres 2000: Gewinne für Anleihen, Verluste für Aktien. Am letzten Handelstag der vergangenen Woche sorgten US-Arbeitsmarktdaten für einen Rückgang des Dow Jones um 1,2 Prozent.

Die Freitagsereignisse passen zur bisherigen Börsenbilanz des Jahres 2000: Gewinne für Anleihen, Verluste für Aktien. Am letzten Handelstag der vergangenen Woche sorgten US-Arbeitsmarktdaten für einen Rückgang des Dow Jones um 1,2 Prozent. Und das, obwohl die Zahlen nicht ganz eindeutig zu interpretieren waren, wie manche Beobachter meinten. Der Nasdaq-Index sackte gar um 3,2 Prozent ab, unter anderem aufgrund weiterer Gewinnwarnungen von Hightech-Firmen. In Europa sah das Bild ähnlich aus. Der Dax verlor 1,7 Prozent, während das NeueMarkt-Barometer Nemax 50 um satte 5,7 Prozent sackte. Die Anleger flüchteten - trotz der durch die US-Daten geschürten Zinserhöhungsängste - in Anleihen.

Die Aktionäre und Anleger werden sich in diesen Tagen immer wieder fragen, wie attraktiv Dividendenwerte tatsächlich sind. Im Vergleich zum Ende des vergangenen Jahres liegen Dow Jones, Nikkei oder Dax im Minus. Die Börsen für Wachstumswerte, etwa Nasdaq und Neuer Markt, verbuchten seit Frühjahr sogar dramatische Verluste. Gut bedient waren dagegen die Besitzer der vermeintlich langweiligen Anleihen. Helaba Trust errechnet für die ersten neun Monate dieses Jahres Wertgewinne von rund vier Prozent für deutsche und acht Prozent für amerikanische Staatsanleihen.

Nach Ansicht der Helaba ist der deutsche Aktienmarkt von der Ausgangslage des vergangenen Jahres, als im Oktober der Startschuss für eine Hausse fiel, weit entfernt. Die Liquiditätsausstattung der Investoren und die Konjunkturlage seien heute un-günstiger, die Investoren weniger risikofreudig. Ähnlich vorsichtig urteilen auch andere Marktbeobachter. Die DG Bank versucht Hoffnung zu schüren: "Die zunehmende Verkaufspanik am Neuen Markt ist möglicherweise ein Zeichen für eine nicht mehr ferne Trendwende." Auch die überraschende Leitzinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfte sich stimulierend am Aktienmarkt auswirken, markiere sie doch wahrscheinlich das Ende des gegenwärtigen Zinserhöhungszyklus. Eine ähnliche Perspektive haben die Experten von M.M. Warburg. Sie rechnen im nächsten Jahr mit fallenden Renditen in USA und Europa. Etwas anders bewertet Dresdner Kleinwort Benson die Lage. Deren Frankfurter Rentenmarktbeobachter erwarten eine weitere Leitzinserhöhung um 25 Basispunkte im November oder Dezember. Noch skeptischer ist Salomon Smith Barney. Den Experten des US-Hauses zufolge ist ein Zinshöhepunkt bei 5,00 Prozent für das kommende Jahr in den aktuellen Anleihekursen zwar enthalten. Die zunehmenden Erwartungen vieler Ökonomen über eine stärkere Konjunkturabschwächung in der Eurozone seien aber übertrieben. Ein stärker als erwartet ausfallendes Wachstum und anziehende Inflationsraten würden deshalb die EZB dazu bewegen, den Basiszinssatz bis auf 5,75 Prozent Ende nächsten Jahres zu erhöhen.

In dieser Lage kommt den anstehenden Wirtschaftsdaten große Bedeutung zu. Die amerikanischen Import- und Exportpreise werden am Donnerstag veröffentlicht, die Erzeugerpreise am Freitag. Am heutigen Montag bleiben die US-Märkte wegen des Feiertages ("Columbus Day") geschlossen.

Der Euro-Kurs wird nach Bankermeinung labil bleiben. Bei überraschenden Wirtschaftsdaten - wie die US-Arbeitsmarktdaten am Freitag, die den Euro-Kurs zum USDollar unter 0,87 Dollar drückten - seien auch zeitweilige Tiefstände nicht auszuschließen, sagt Ulrich Beckmann von Deutsche Bank Research. "Die Trendwende ist beim Euro sicher noch nicht erreicht", meint auch Hans-Jörg Naumer von dem französischen Bankhaus Société Générale. Doch bei 0,85 Dollar haben die führenden Notenbanken mit ihrer Intervention vor gut zwei Wochen nach Ansicht der Währungsexperten einen festen Boden eingezogen. Auch die US-Notenbank werde den Euro wohl vor dem Hintergrund der sich häufenden Gewinnwarnungen von US-Firmen weiter stützen. Denn die Fed nehme eher einen etwas schwächeren Dollar in Kauf als einbrechende Aktienkurse, weil Firmen wegen der starken heimischen Währung Einbußen im Exportgeschäft haben.

ina, rez

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