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Wirtschaft: Börsengänge: Kein gutes Jahr für Debüts

Der enttäuschende Börsenstart der Frankfurter Flughafen-Aktie hat am Montag dem Geschäft mit Neuemissionen einen Dämpfer versetzt. Trotz 8,5-facher Überzeichnung notierte die Fraport-Aktie kaum über ihrem Ausgabepreis von 35 Euro.

Der enttäuschende Börsenstart der Frankfurter Flughafen-Aktie hat am Montag dem Geschäft mit Neuemissionen einen Dämpfer versetzt. Trotz 8,5-facher Überzeichnung notierte die Fraport-Aktie kaum über ihrem Ausgabepreis von 35 Euro. Hoffnung auf eine gelungenere Börsenpremiere macht sich die Restaurant-Kette Nordsee. Ihre Aktien werden seit Montag zu einem Preis von 19 bis 24 Euro zur Zeichnung angeboten.

Beobachter werteten die flaue Fraport-Emission als Warnsignal. Während einige Banken zuletzt schon eine neue Welle von Börsengängen für die zweite Jahreshälfte vorausgesagt hatten, meldeten sich am Montag die Skeptiker zu Wort: "Der Fraport-Start ist bedenklich", sagte Robert Halver vom Bankhaus Delbrück, das zum Banken-Konsortium des Flughafen-Börsengangs zählte. Obwohl sich bei den Anlegern sehr viel Kapital angesammelt habe, fänden Unternehmen, die nicht direkt aus dem Technologiesektor stammten, wenig Resonanz. Halver rechnet deshalb mit Zurückhaltung bei Börsenanwärtern und einem "schwierigen Neuemissionsjahr 2001". Anders als 2000, als insgesamt 142 Unternehmen neu auf dem Kurszettel notiert wurden, würden es 2001 kaum mehr als 25. Grafik: Börsenkandidaten Einschließlich Fraport gingen in Deutschland seit Jahresanfang nur zwölf Firmen an die Börse. Dabei fällt die Bilanz mäßig aus: Die Mehrzahl der Debütanten enttäuschte mit mageren Kursgewinnen oder rutschte unter den Emissionspreis (siehe unten). "Nur wer dringend Geld braucht, wagt noch den Gang aufs Parkett", sagt Halver. Zum Beispiel Telekomfirmen, die ihre kostspieligen Investitionen refinanzieren müssten.

Jochen Großmann, der bei der Commerzbank (ebenfalls im Fraport-Konsortium) das Geschäft mit Aktienemissionen leitet, blickt nach der Fraport-Emission nur "verhalten optimistisch" in das Jahr 2001. An der Liste der Börsenkandidaten lasse sich ein Trend zu soliden, eher konservativ operierenden Unternehmen ablesen. "Die Anleger schätzen zurzeit vor allem berechenbare Geschäftsmodelle und Unternehmen, die Geld verdienen", weiß der Banker, der 2000 für die Commerzbank 36 Börsengänge begleitete. "Internet-Werte könnten wir im Augenblick am Markt überhaupt nicht unterbringen." Aber auch bei einem der größeren bevorstehenden Börsengänge raten Analysten zur Vorsicht. Das Biotech-Unternehmen Zentaris, eine Abspaltung der Degussa-Pharmatochter Asta Medica, verkauft seine Aktien noch bis zum 15. Juni und wird am Neuen Markt notiert sein. Independent Research empfiehlt, die Aktie nur "unter spekulativen Gesichtspunkten" zu zeichnen.

Mit Blick auf den müden Start der Fraport-Aktie sprach Rolf Drees, Sprecher der Union Investmentgesellschaft, am Montag von einer "guten Aktie, die zu teuer war". Der Frankfurter Flughafen sei zwar ein profitables Unternehmen mit guten Wachstumsaussichten, "fair bewertet ist die Aktie aber bei 30 Euro". Mit 35,40 Euro hatte der erste Kurs zwar über dem Ausgabepreis von 35 Euro gelegen. Im Tagesverlauf rutschte der Kurs aber auf 34,98 Euro. Vorstandschef Wilhelm Bender zeigte sich trotzdem ebenso zufrieden wie Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig. Vor der Deutschen Börse protestierten unterdessen Gegner des Airportausbaus gegen die "Lärmaktie". "In einem schwierigen Marktumfeld hat der Börsengang unsere Erwartung weit übertroffen", sagte Bender. Mit einem Börsenwert von rund 3,2 Milliarden Euro sei Fraport der zweitgrößte börsennotierte Flughafenbetreiber der Welt. Nach Angaben von Bodewig wird der Bund seine Anteile vorerst behalten. "Uns geht es um die Stabilität in Frankfurt, deshalb bleibt der Bund mittelfristig dabei." Das Land Hessen hält weiter 32,1 Prozent der Fraport-Aktien, die Stadt Frankfurt 21,3 Prozent und der Bund 18,4 Prozent. 29 Prozent der Aktien sind breit gestreut unter Privatanlegern und institutionellen Investoren im In- und Ausland. Fraport fließen durch den Börsengang rund 914 Millionen Euro zu, die vor allem in den Ausbau des Flughafens gesteckt werden.

Hoffen auf Nordsee und Kraft

Zurückhaltend sehen die Anleger offenbar auch dem Börsengang von Europas größter Fisch-Restaurant-Kette Nordsee AG entgegen. Im vorbörslichen Handel notierte die Aktie, die seit Montag zu einem Preis von 19 bis 24 Euro zur Zeichnung angeboten wird, in einer engen Spanne von 21 bis 22 Euro. Die Zeichnungsfrist endet am 25. Juni. Der Emissionserlös soll zum Abbau von Schulden sowie zur Expansion genutzt werden. Mit großer Spannung blicken Investoren schließlich in die USA: Der Tabakkonzern Philip Morris will seine Lebensmitteltochter Kraft in dieser Woche für bis zu 8,4 Milliarden Dollar an die Börse bringen. Vom zweitgrößten Börsengang in der Geschichte der USA erhoffen sich die Anleger das Signal für ein Comeback der Kapitalmärkte.

mot, ro

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