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Wirtschaft: Börsengang der Post: Aktie Gelb ohne Garantie

So kurz kann Freude sein. Am Morgen noch war der Kurs der neuen gelben Post-Aktie auf 22 Euro geklettert.

So kurz kann Freude sein. Am Morgen noch war der Kurs der neuen gelben Post-Aktie auf 22 Euro geklettert. Fünf Prozent über dem Ausgabekurs sind an den in letzter Zeit so ängstlichen Börsen ein beachtlicher Erfolg. Die Meldungen über die angeblich achtfache Überzeichnung taten offensichtlich ihre Wirkungen. Klaus Zumwinkel, der Chef eines der "weltgrößten Logistikunternehmens" war zufrieden - und mit ihm Hans Eichel und die Bankiers und Werber, die alle an der Neuemission ihre helle materielle Freude haben werden. Immerhin fanden in kurzer Zeit Aktien im Wert von fast 13 Milliarden Mark ihre Käufer. Und diese hoffen nun auf einen schnellen - oder doch längerfristigen Erfolg. Haben sie mit Recht auf die gelben Bullen gesetzt? Daran mag mancher zweifeln. Letztlich zählen auch bei der Post nicht die Werbesätze, sondern die Fakten. Mit knapp 23 Milliarden Mark für die ganze Post ist der Umsatz von gut 30 Milliarden Mark nicht hoch bewertet. Ähnlich sieht es beim Gewinn aus. Pro Aktie wäre im vergangenen Jahr etwa ein Euro verdient worden, das entspräche einem akzeptablen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 21. Die DaimlerChrysler Aktie kostet aktuell etwa zehnmal den Gewinn, die globalen Konkurrenten der Post wie Federal Express 20 mal und UPS sogar 25mal den Gewinn.

Aber gegen die Post-Aktie gibt es drei kräftige Einwände. Der überwiegende Teil des Gewinns ist nicht wirklich am Markt verdient. Er stammt aus dem in wenigen Jahren hinfälligen Briefmonopol. Damit steht der Ausbau der alten Post zu einem globalen Logistikunternehmen unter einem enormen Zeitdruck. Und das birgt die Gefahr, die Anleger durch Erfolgsmeldungen über neue Akquisitionen von gefährlichen Entwicklungen im eigentlichen Geschäft abzulenken. Bedenklicher noch, die Post bleibt als Aktiengesellschaft bis auf weiteres ein staatliches Unternehmen. Die Mißstände bei der Bahn AG zeigen, welche unguten Folgen das haben kann. Dennoch, der Logistikmarkt bleibt ein Weltmarkt mit intakten Chancen - aber ohne Erfolgsgarantie für die Post.

Heik Afheldt

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