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Bald nicht mehr unter dem Dach von Siemens: die traditionsreiche Licht-Tochter Osram.

© dpa

Börsengang: Siemens trennt sich von Licht-Tochter Osram

An der Börse könnte Osram acht Milliarden Euro bringen. Außerdem soll eine neue Konzernsparte Infrastruktur für Großstädte vertreiben. Siemens-Chef Peter Löscher spricht von neuen Wachstumschancen - anstatt von Restrukturierung.

Berlin - Die Stimmung bei den Mitarbeitern ist gemischt. Der geplante Börsengang der Lichttechnikfirma Osram sorge für Unsicherheit in der Belegschaft, sagte der Berliner Betriebsratsvorsitzende Gottfried Dolinski dem Tagesspiegel. Dennoch habe die Arbeitnehmerseite die Entscheidung mitgetragen. „Wir sehen derzeit keine Alternative“, sagte er.

Der Siemens-Aufsichtsrat hatte am Montagabend beschlossen, die Konzern-Tochter Osram an die Börse zu bringen. Siemens-Finanzvorstand Joe Kaeser ließ am Dienstag bei einer Telefonkonferenz durchblicken, Osram könnte an der Börse bis zu acht Milliarden Euro Wert sein. Allerdings schränkte er ein, dass es bei einem Börsengang dieser Größenordnung wohl Abschläge geben dürfte. Osram setzte zuletzt mit weltweit 40 000 Mitarbeitern 4,7 Milliarden Euro um und erzielte vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ein Ergebnis von 800 Millionen Euro. Der Hauptsitz des Unternehmens ist München. Aber auch in Berlin beschäftigt Osram 1750 Mitarbeiter.

Der Börsengang soll im Herbst erfolgen, wobei Siemens mehr als 50 Prozent der Anteile abgeben will. Dennoch plant das Unternehmen, langfristig ein einflussreicher Aktionär zu bleiben. Osram habe auch im laufenden Quartal schöne Wachstumsraten vorzuweisen, sagte Kaeser. Er versicherte, dass Osram „grundsolide“ mit Kapital ausgestattet werde. Dies könne die Lichttochter dann für die notwendigen Investitionen einsetzen. Bei Osram sind in den kommenden Jahren erhebliche Investitionen in neue Produkte und Fertigungstechnik notwendig, zum Beispiel im Bereich der Leuchtdioden (LED), die in immer mehr Bereichen klassische Leuchtmittel ablösen.

Als Siemens-Tochter habe Osram immer um die Mittel für Investitionen kämpfen müssen, sagte Betriebsrat Dolinski. Das sei schwer gewesen, weil der Konzern insgesamt andere Schwerpunkte habe als Osram. In einem eigenständigen Unternehmen sei das anders. „Ohne Investitionen hätten alle Arbeitsplätze in Frage gestanden“, sagte Dolinski. „Nun sind zumindest die zukunftsweisenden Arbeitsplätze sicher.“ Bisher werden in Berlin Xenon-Lampen für die Autoindustrie gefertigt, Hochdruckkeramiklampen für die Beleuchtung von Straßen, Hallen und Fußballplätzen sowie Speziallampen zum Beispiel für Projektoren. „Wir hoffen, dass wir auch neue Technikbereiche nach Berlin holen können, wie zum Beispiel die LED-Fertigung“, sagte der Betriebsrat. „Das muss jetzt diskutiert werden.“

Ob sich Berlin auch Hoffnung machen kann, künftig der Sitz der neuen Siemens-Sparte Infrastruktur und Städte zu werden, ist offen. Wo die Leitung angesiedelt werde, darüber sei noch nicht entschieden, sagte Siemens-Chef Peter Löscher in der Telefonkonferenz. In der neuen Sparte für Infrastrukturlösungen in den weltweit stark wachsenden Städten sollen ab Oktober 81 000 Mitarbeiter einen Umsatz von 16,5 Milliarden Euro machen. Teil der Sparte wird unter anderem die Verkehrstechnik sein, deren Leitung gerade nach Berlin umgezogen ist. Siemens schätzt die Ausgaben von Städten für Infrastrukturmaßnahmen, die der Konzern anbieten kann, auf weltweit 300 Milliarden Euro im Jahr. Mehr als 100 Milliarden würden 2015 im öffentlichen Sektor ausgegeben, sagte Löscher. Er betonte, dass dieser neuerliche Umbau kein Restrukturierungsprogramm sei, das zu Lasten der Arbeitsplätze gehe. Es gehe darum, dem Konzern neue Wachstumschancen zu eröffnen. Allerdings sei es nicht ausgeschlossen, dass einige Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz wechseln müssten.

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