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Brandgefahr: Dell ruft Notebook-Batterien zurück

Der US-Computerhersteller Dell ruft weltweit 4,1 Millionen Notebook-Batterien zurück. Die von Sony hergestellten Lithium-Batterien könnten sich überhitzen und den Computer in Brand setzen.

Round Rock/Halle - Es ist nicht nur die größte Rückrufaktion in der 22-jährigen Firmengeschichte von Dell, sondern der gesamten Computerbranche. Wieviele Kunden in Deutschland betroffen sind, dazu konnte ein Dell-Sprecher in Halle zunächst keine Angaben machen. In den USA wurden bereits sechs Vorfälle mit den defekten Akkus von der zuständigen Behörde für Produktsicherheit (CPSD) registriert. Verletzte habe es keine gegeben, sagte Behördensprecher Jess Blackburn. In Deutschland sind keine Fälle bekannt.

Die Rückrufaktion gilt für fast jedes fünfte der 22 Millionen verkauften Dell-Notebooks zwischen dem 1. April 2004 und dem 18. Juli 2006. Betroffen sind die Modelle Latitude, Inspiron, XPS und Precision. Es sei auch möglich, dass die Akkus separat verkauft worden seien. Auf den Rückseiten der betreffenden Batterien sind "DELL", "Made in Japan", "Made in China" oder "Battery cell made in Japan Assembled in China" aufgedruckt.

Kosten in Millionenhöhe für Rückruf

Auf der Internetseite www.dellbatteryprogram.com können Kunden prüfen, ob ihre Seriennummer betroffen ist und sich für einen kostenlosen Austausch registrieren lassen. Die deutschen Kunden würden zudem angeschrieben, sagte Dell-Sprecher Stefan Böttinger. Dell riet den Besitzern solcher Notebooks, die Akkus zu entfernen und den Computer vorerst an die Steckdose anzuschließen. Wie lange der Austausch dauert, konnte Böttinger nicht sagen. Er versicherte jedoch, Dell halte eine große Anzahl neuer Akkus für den Tausch vorrätig.

Details zu den Kosten der Aktion verweigerte der Konzern. Unternehmensgründer Michael Dell betonte in Singapur, der Rückruf werde "keine wesentlichen Auswirkungen" auf die Finanzlage des Unternehmens haben. Roger Kay, Analyst der Research-Firma Endpoint Technologies Associates, schätzte die Kosten im "Wall Street Journal Europe" auf 200 Millionen Dollar (157 Millionen Euro) einschließlich neuem Akku, Versand und Kommunikation. Er ging jedoch davon aus, dass Sony den Großteil übernimmt. Andere Medienberichte sprachen dagegen von mehr als 300 Millionen Dollar. Der 41-jährige Michael Dell kündigte jedoch an, er wolle Sony als Lieferanten für die Akkus behalten.

Reihe von Mängeln bei Dell

Der Rückruf reiht sich ein in eine Reihe von Mängeln bei Dell, die zuletzt am Image und der Servicequalität des weltgrößten Computerbauers gekratzt haben. So ging im Juni bei einer Konferenz im japanischen Osaka ein Dell-Notebook in Flammen auf. Erst im vergangenen Dezember musste die texanische Firma bereits 22.000 Notebooks der selben Baureihe wegen möglicher Überhitzung der Akkus zurückrufen. Im Mai 2001 rief Dell aus dem selben Grund 284.000 Batterien zurück, im Oktober 2000 weitere 27.000.

Probleme mit heißlaufenden Akkus hatten zuletzt aber auch der Branchenzweite HP, der im April diesen Jahres weltweit 15.700 Modelle zurückrufen musste, oder Apple mit 128.000 Notebook-Akkus im Mai vergangenen Jahres.

Der Preiskampf auf dem Computer-Markt hat Dell in jüngster Zeit zugesetzt. Erst vor wenigen Wochen hatte der Branchenprimus mit einem Marktanteil von knapp 20 Prozent die Gewinn- und Umsatzaussichten für sein zweites Quartal, das bis Ende Juli läuft, aufgrund des harten Wettbewerbs heruntergeschraubt. Im ersten Quartal war der Gewinn um 18 Prozent eingebrochen. Am Donnerstag will Dell seine Quartalsbilanz veröffentlichen. Am Dienstag verlor die Aktie in Frankfurt am Main bis zu 1,67 Prozent auf 16,50 Euro. (tso/AFP)

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