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Wirtschaft: BRASILIEN

Brasilien könnte mit einem blauen Auge davonkommen. Das jedenfalls hofft Staatschef Lula da Silva.

Von Michael Schmidt

Brasilien könnte mit einem blauen Auge davonkommen. Das jedenfalls hofft Staatschef Lula da Silva. Und der Präsident der zehntgrößten Volkswirtschaft der Welt ist damit nicht allein. Anfang des Jahres attestierte eine OECD-Studie dem wirtschaftlichen und politischen Schwergewicht Südamerikas als einzigem von rund 30 untersuchten Ländern ein nach wie vor positives Wachstumsumfeld. Wahr ist allerdings auch: Die schlechten Nachrichten häufen sich. Sinkende Rohstoffpreise und eine sinkende Nachfrage setzen Brasiliens Wirtschaft zu. Verteuerte Importe, stark steigende Verbraucherpreise und eine zunehmende Arbeitslosigkeit machen den Brasilianern das Leben schwer.

Im Dezember verzeichnete die Industrieproduktion einen Rekordeinbruch. Die Unternehmen stellten 12,4 Prozent weniger her als im Vormonat – der stärkste Rückgang seit Beginn der Aufzeichnungen 1991. Die Zahlen für Einzelhandelsumsätze und Exporte gehen deutlich zurück. Im Januar musste das Land zum ersten Mal seit acht Jahren ein Außenhandelsdefizit hinnehmen.

Die Regierung da Silvas versucht gegenzusteuern und rechnet mit einem zwar halbierten, aber noch immer ansehnlichen Wachstum von drei bis vier Prozent. In einem ersten Schritt wurde Ende vergangenen Jahres mehr Liquidität zur Verfügung gestellt, Kredite zu Vorzugskonditionen vergeben, Mindestreserven verringert und dem Mittelstand mit Steuererleichterungen unter die Arme gegriffen, um Finanzierungen zu erleichtern. Ein Konjunkturpaket ist im Gespräch. Derzeit gilt das Wachstumsbeschleunigungsprogramm PAC aus dem Jahr 2007 als ausreichend, das bis zum Wahljahr 2010 Investitionen vor allem in die Infrastruktur vorsieht und zuletzt um rund 20 Prozent auf ein Gesamtvolumen von 200 Milliarden Euro aufgestockt wurde.

Die deutsche Wirtschaft beobachtet die Entwicklung auf dem Südkontinent mit großer Aufmerksamkeit. Brasilien ist ein wichtiger Partner Deutschlands. Das Handelsvolumen im Jahr 2007 belief sich auf 15 Milliarden Euro. Hinzu kommen 1200 deutsche Firmen, die direkt im Land produzieren. Noch ist man auch hierzulande zum Optimismus entschlossen: Durch die Stabilitätspolitik und Strukturanpassungsprogramme der vergangenen Jahre, heißt es beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), sei das Land besser aufgestellt als in früheren Krisenzeiten. Michael Schmidt

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