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Wirtschaft: Brau und Brunnen will sich selbst sanieren

Der angeschlagene Getränke- und Immobilienkonzern Brau und Brunnen AG (BuB) versucht, aus eigener Kraft voranzukommen. Das deutete Vorstandschef Michael Hollmann im Gespräch mit dem Handelsblatt an.

Der angeschlagene Getränke- und Immobilienkonzern Brau und Brunnen AG (BuB) versucht, aus eigener Kraft voranzukommen. Das deutete Vorstandschef Michael Hollmann im Gespräch mit dem Handelsblatt an. Bislang galt der Verkauf von BuB nach erfolgreicher Sanierung als ausgemacht. Das stellt Hollmann nun in Frage: "Warum sollten wir nicht allein stark genug sein?" Auf jeden Fall könne sich der Großaktionär - die Hypo-Vereinsbank - bei der Suche nach einem neuen Mehrheitseigentümer Zeit lassen. Denkbar sei auch der Verkauf eines Aktienpaketes an einen Finanzinvestor, so Hollmann.

Hollmann sieht erste Erfolge seines Sanierungskurses. So habe sich der in neun Monaten aufgelaufene Verlust gegenüber den Erwartungen zur Jahresmitte verringert. Noch im September hatte der Vorstand trotz aller Sanierungsversprechen einen zur Jahresmitte auf 40 (Vorjahr: 18) Millionen Mark gestiegenen Fehlbetrag gemeldet. Genaue Zahlen wollte Michael Hollmann, seit Februar an der Spitze des Konzerns, zwar noch nicht nennen. Doch allmählich zeige das Sanierungspaket seine Wirkung, sagte Hollmann. "Wir stehen nach neun Monaten deutlich besser da als zur Jahresmitte."

Seit der Gründung 1972 schreibt die mehrheitlich zur Hypo-Vereinsbank gehörende BuB rote Zahlen im Biergeschäft ("Jever", "Berliner Pils"). Mehrere Versuche einer gründlichen Sanierung scheiterten. Zwischenzeitlich war sogar das einträgliche Geschäft mit alkoholfreien Getränken ("Apollinaris", "Vita-Cola") in die roten Zahlen gerutscht. Die Biersparte wird nach Hollmans Worten auch im laufenden Jahr noch mit Verlust arbeiten und das Planergebnis von minus 38 Millionen Mark verfehlen. Dagegen werde man die Vorgaben bei alkoholfreien Getränken (plus 35 Millionen) und Immobilien (minus zwei bis plus drei Millionen) erreichen. Der 20-prozentige Personalabbau sei zunächst nicht so schnell gelungen wie geplant, laufe jetzt aber zügig. Das Einsparpotenzial insgesamt, das Hollmann ab 2002 auf jährlich zwischen 25 und 40 Millionen Mark beziffert, könne in diesem Jahr nur mit 10 bis 15 Millionen Mark realisiert werden.

Die durch zu starke Expansion in früheren Jahren auf 380 Millionen Mark gestiegene Verschuldung hat der Konzern auf unter 250 Millionen Mark gedrückt. Allerdings haben sich bei den Veräußerungen von nicht betriebsnotwendigen Immobilien Verzögerungen ergeben, so dass die Zinslast höher sein wird als geplant. Von den Immobilien im Wert von insgesamt 200 bis 230 Millionen Mark seien inzwischen Grundstücke für 120 Millionen Mark verkauft worden. Rund 80 bis 100 Millionen Mark sollen in den nächsten sechs bis acht Monaten folgen. Mit der Eigenkapitaldecke habe man derzeit keine akuten Probleme mehr.

Hollmann zeigt sich für 2002 zuversichtlich. Alle Braustätten sollen im Verlauf des Jahres die Gewinnschwelle überschreiten. "Von heute aus gesehen sind wir in ein bis anderthalb Jahren wieder rentabel", sagte Hollmann. Im kommenden Jahr liefen im Biergeschäft noch leicht rote Zahlen auf, während die alkoholfreien Getränke starke Rendite bringen sollen. Immobilien spielen dann keine Rolle mehr. Erstmals seit Jahren läuft das Biergeschäft besser als bei der Konkurrenz. Der deutsche Bierabsatz, der nach den Prognosen der Marktforscher auch künftig um ein bis zwei Prozent jährlich schrumpfen dürfte, ist in den ersten neun Monaten 2001 um rund zwei Prozent gefallen. Bei BuB waren es bis Oktober 0,7 Prozent. Deshalb sieht Hollmann sein Ziel in greifbarer Nähe, die Vorjahresmenge wieder zu erreichen.

kv

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