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Wirtschaft: British Problemium

Der BP-Konzern droht an der Ölpest zu zerbrechen Die Regierung in London will helfen

London - Die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko hat inzwischen auch ein großes Leck in die Kasse des Ölmultis British Petrolium (BP) gerissen. Wie nun bekannt wird, wirbt der Konzern offenbar händeringend um Investoren, um eine Übernahme zu verhindern. „BP sucht nach einem strategischen Partner, damit man nicht von einem anderen großen Ölkonzern wie Exxon und Total geschluckt wird“, hieß es am Dienstag bei einem Verhandlungspartner aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. BP habe mit zahlreichen Staatsfonds, darunter aus Abu Dhabi, Kuwait, Katar und Singapur, über eine Beteiligung gesprochen. Auch der libysche Staatschef Muammar al Gaddafi und der französische Konkurrent Total hatten zuletzt Interesse an einer Beteiligung an BP bekundet. Der Konzern selbst wollte sich am Dienstag nicht zu der Investorensuche äußern, stellte aber klar, keine Kapitalerhöhung zu planen.

Doch nicht nur der Energiekonzern selbst schmiedet derzeit einen Notfallplan, auch die britische Regierung. Nach einem Bericht der britischen Tageszeitung „Times“ sucht das Kabinett von David Cameron nach Lösungen, falls BP zusammenbrechen sollte. Ähnlich wie in der Bankenkrise könnte der Staat dem kriselnden Konzern mit Notkrediten oder neuem Eigenkapital unter die Arme greifen, heißt es. Die britische Regierung wollte die Meldung am Dienstag weder bestätigen noch dementieren. Nach Informationen des „Handelsblatts“ befinden sich die Vorbereitungen für eine Auffanglösung des Konzerns in einem frühen Stadium und würden erst zum Einsatz kommen, wenn BP alle anderen Möglichkeiten, sich Kapital zu besorgen, verschlossen blieben.

Staatshilfe für einen Milliardenkonzern? Sollte es so weit kommen, wäre Cameron wohl ein öffentlicher Aufschrei sicher, doch es gibt auch Gründe dafür. So haben viele britische Pensionsfonds in BP-Aktien investiert, die seit der Explosion der Ölplattform „Deepwater Horizon“ mehr als 100 Milliarden Dollar an Börsenwert verloren haben (siehe Grafik).

Die Plattform war am 20. April dieses Jahres gesunken. Aus dem Leck in rund 1600 Metern Tiefe treten seitdem täglich etwa neun Millionen Liter Öl aus. Die Umweltkatastrophe wird für BP zunehmend auch zum wirtschaftlichen Desaster: Bisher hat der Konzern nach eigenen Angaben mehr als drei Milliarden Dollar gezahlt. Experten schätzen, insgesamt könne BP die Katastrophe bis zu 60 Milliarden Dollar kosten. Derzeit soll der Konzern etwa fünf Milliarden Dollar in der Kasse haben. Weitere zehn Milliarden spart BP, indem man Investitionen aufschiebt und die Dividende streicht. Zudem, so heißt es in Bankenkreisen, habe BP seine Kreditlinien bereits von 5,25 auf neun Milliarden Dollar ausgeweitet.HB/rtr

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