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Wirtschaft: Chefinnen attackieren Regierung

Verband lehnt Gesetz zur Antidiskriminierung ab

Berlin - Bei weiblichen Führungskräften formiert sich der Widerstand gegen das Antidiskriminierungsgesetz. „Das Antidiskriminierungsgesetz ist ein Diskriminierungsgesetz“, sagte Regina Seidel, Präsidentin des Verbands Deutscher Unternehmerinnen (VDU), dem Tagesspiegel am Sonntag. Bisher habe jedes Gesetz, das zum Schutz bestimmter Bevölkerungsgruppen erlassen wurde, insgesamt nur Beschäftigung verhindert. Die Berliner Mittelständlerin Seidel hält den Gesetzesentwurf für nicht mehr zeitgemäß. Der VDU veranstaltet am Donnerstag seine Jahresversammlung.

Der Entwurf der Bundesregierung für eine Antidiskriminierungsgesetz setzt eine entsprechende EU-Richtlinie um. Danach ist es Arbeitgebern untersagt, Beschäftigte wegen ihres Alters, Geschlechts, einer Behinderung, der sexuellen Orientierung, Rasse, Religion oder Weltanschauung zu benachteiligen. Kritiker monieren, dass der Entwurf über die EU-Vorgaben hinausgehe und nur neue bürokratische Hürden aufbaue. SPD und Grüne haben sich inzwischen auf einige Korrekturen verständigt.

Dass nach wie vor die Quote der selbstständigen Frauen (28 Prozent) oder Frauen in Führungspositionen (zehn Prozent) niedrig ist, liegt Seidel zufolge weniger an den Umständen: „Es sind in erster Linie die Frauen selbst, die nicht die Energie haben, sich in die erste Reihe vorzukämpfen“, kritisiert sie. Trotzdem beklagt Seidel, dass Frauen in Führungspositionen in den Staaten Osteuropas eine viel größere Akzeptanz hätten als in Deutschland.

Als Einstellungskriterien seien andere Qualifikationen wichtiger: „Eingestellt wird, wer von der Persönlichkeit und Qualifikation her am besten auf die Stelle passt, und nicht nach Geschlecht, ethnischer Herkunft oder Alter.“

Der Verband deutscher Unternehmerinnen zählt bundesweit 1500 Mitglieder. Er versteht sich – obwohl nach eigenen Angaben der einzige deutsche Wirtschaftsverband, der spezifisch die Interessen der Frauen vertritt – als Diskussionsforum zu allen Fragen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. „Die Kompetenz des VdU darf nicht auf frauenspezifische Probleme wie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie reduziert werden“, fordert Seidel, sondern als „Lobby für den Mittelstand“.

Die Berlinerin leitet das Maschinenbauunternehmen Fleming & Pehrsson in Berlin-Kreuzberg. 35 Mitarbeiter arbeiten in Berlin, weltweit sind es 180. Der Exportanteil liegt zwischen 70 und 80 Prozent. Seidel hält Frauen auf internationalem Parkett grundsätzlich für erfolgreicher als Männer – wegen besserer Sprachkenntnisse und einer größeren Aufgeschlossenheit für andere Kulturen.

Tanja Kewes

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