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Wirtschaft: China bestellt 150 Airbus-Flugzeuge für zehn Milliarden Dollar

Aufbau einer Produktion vor Ort erwogen / Entscheidender Schritt im Konkurrenzkampf mit Boeing

Paris/Frankfurt am Main - China bestellt bei dem europäischen Flugzeugbauer Airbus 150 Flugzeuge der A320-Familie. Nach Listenpreis hat der Auftrag einen Wert von 9,7 Milliarden Dollar. Flugzeughersteller gewähren aber in der Regel Rabatte. Die Flugzeuge gingen an sechs chinesische Fluggesellschaften, teilte Airbus am Montag mit.

Es ist laut Airbus die größte Einzelbestellung, die das Unternehmen seit Beginn seines Engagements auf dem chinesischen Markt vor 20 Jahren verbucht hat. Der Präsident der China Aviation Supplies Import and Export Group (CASGC), Li Hai, wies darauf hin, dass die Nachfrage der chinesischen Airlines nach der A320-Flugzeugfamilie in den vergangenen Jahren stark gestiegen sei. Seit der Einführung auf dem chinesischen Markt 1995 hätten zehn Betreiber insgesamt 216 dieser Flugzeuge in den Dienst gestellt, dies entspreche einem Anteil von einem Viertel an allen Flugzeugen, die derzeit in dem Land fliegen.

Die A320-Order gilt als Meilenstein im Wettbewerb zwischen Airbus und Boeing auf dem chinesischen Markt. Bisher hat Boeing mit fast 70 Prozent Marktanteil in China die Nase vorn. Erst Mitte November hatte die Regierung in Peking 70 Passagierflugzeuge im Wert von vier Milliarden Dollar in Auftrag gegeben. Airbus hat sich aber zum Ziel gesetzt, diesen Rückstand aufzuholen und in den nächsten Jahren jedes zweite Flugzeug für den chinesischen Markt zu bauen. Der dortige Luftverkehr wächst doppelt so schnell wie in der übrigen Welt, wodurch das Reich der Mitte in Kürze zum zweitgrößten Markt nach den USA aufsteigen dürfte. Nach Herstellerschätzungen hat China in den kommenden 20 Jahren einen Bedarf von 1600 bis 2600 neuen Passagierflugzeugen.

Als Gegenleistung für den MilliardenAuftrag soll China europäisches Know-how beim Bau großer Passagierjets erhalten. Gemeinsam mit Airbus werde China die Möglichkeit einer Flugzeugmontage im Reich der Mitte prüfen, hieß es aus Paris. Der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao habe bei einem Besuch in Frankreich eine entsprechende Vereinbarung mit Airbus unterzeichnet. Demnach wollen beide Parteien innerhalb von sechs Monaten prüfen, ob eine Montagelinie für den Airbus A320 in China aufgebaut werden kann. Sollte das Projekt verwirklicht werden, würden Airbus-Flugzeuge erstmals außerhalb Europas zusammengebaut. Airbus hat sich darüber hinaus verpflichtet, den Anteil der in China gekauften Komponenten bis 2010 auf dann 120 Millionen Dollar zu vervierfachen. Zugleich schloss der Airbus-Mutterkonzern EADS mit dem chinesischen Hersteller AVIC II einen Vertrag über die gemeinsame Entwicklung und Produktion eines neuen Sechs-Tonnen-Hubschraubers.

Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) hat den Großauftrag für Airbus aus China als Erfolg für die Flugzeugproduktion in Deutschland bewertet. „Dieses Milliarden-Geschäft bestätigt eindrucksvoll die Wettbewerbsfähigkeit von Airbus und stärkt den Luftfahrtstandort Deutschland“, erklärte Glos am Montag in Berlin. Hauptproduktionsstätte von Airbus in Deutschland ist Hamburg mit rund 10 000 Beschäftigten. Weitere Standorte in Deutschland sind Bremen, Nordenham, Stade, Varel, Buxtehude und Laupheim.ebe/ku/HB

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