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Wirtschaft: China kauft Rohstoffmärkte leer

Vom Exporteur zum Importland

Für die Einkäufer der Stahlindustrie begann das neue Jahr mit einem Schock: 19 Prozent mehr wollten die Eisenerzlieferanten für ihre Ware haben. Lapidare Begründung: Die Chinesen kaufen den Markt leer.

Das Argument hören Industriefirmen seit einiger Zeit immer öfter. Ob Stahlschrott, Kupfer oder Kautschuk – die Preise für die unentbehrlichen Rohstoffe sind explodiert. Indirekte Wirkung: Deutsche Autos werden teurer, weil die Hersteller von Stahlblech und Kurbelwellen die steigenden Kosten an Volkswagen und BMW weiterreichen.

„Der chinesische Markt saugt alles auf“, bestätigt denn auch der Wirtschaftsforscher Klaus Matthies. Das Land im Fernen Osten, sagt der Mitarbeiter des Hamburger Weltwirtschaftsarchivs HWWA, bringe die internationalen Rohstoffmärkte zum Teil völlig durcheinander. Hauptursache sei das anhaltend starke Wirtschaftswachstum des Milliarden-Einwohner-Landes. Viele Rohstoffe hat China früher selbst exportiert, um harte Dollars am Weltmarkt zu verdienen. Heute importieren die Chinesen fast nur noch. China hat gerade Japan als zweitgrössten Ölimporteur der Welt abgelöst. Nur die USA haben noch größeren Bedarf.

Die wachsende Dominanz der chinesischen Wirtschaft auf den Weltmärkten spiegelt der HWWA-Preisindex für Industrierohstoffe – und der zeigt zurzeit nichts Gutes an. Auf Dollarbasis gerechnet ist der Index schon 2003 um 17 Prozent gestiegen. Am Jahresanfang prognostizierte Matthies noch 20 Prozent Zuwachs für 2004, inzwischen liegt das Plus schon bei 28 Prozent. Dabei haben Deutschland und die anderen Euro-Länder noch Glück – bislang jedenfalls. Denn der kräftig gestiegene Kurs ihrer Währung hat die enormen Preissteigerungen abgeschwächt. Aber wie lange hält sich der Euro bei 1,23 Dollar? Das fragt sich nicht nur Matthies. Die deutsche Exportindustrie wartet jedenfalls darauf. Sie leidet unter der Euro-Stärke.

Dieter Fockenbrock

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