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Wirtschaft: Commerzbank gewinnt Kunden in Berlin

Das Institut will neue Mitarbeiter einstellen und ist einer der Favoriten für den Kauf der Landesbank

Berlin - Die Commerzbank ist im harten Kampf um die Berliner Kunden erfolgreich. In der Region Berlin, zu der auch die Bundesländer Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern gehören, konnte die zweitgrößte Bank Deutschlands im vergangenen Jahr mehr als 30 000 Neukunden gewinnen. Im laufenden Jahr seien es bereits 13 000 Neukunden, sagte Thomas Minks, Privatkundenchef für die Region, am Dienstag in Berlin. „2006 war ein sehr erfolgreiches Jahr“, sagte Minks. „2007 hat die Dynamik noch einmal deutlich zugenommen.“

Insgesamt betreut die Commerzbank in der Region rund 400 000 Privat- und Geschäftskunden in 80 Filialen. Die Neukunden habe man vor allem von den Sparkassen und Volksbanken gewonnen, sagte Minks. Maßgeblich zum Kundenwachstum beigetragen habe das kostenlose Girokonto, das die Bank seit Dezember anbietet.

Im Privatkundengeschäft tobt derzeit ein harter Preiskampf. Neben der Commerzbank bieten auch die Postbank, Berliner Volksbank, Sparda-Bank, Dresdner Bank, Hypo-Vereinsbank, Citibank sowie einige Direktbanken kostenlose Girokonten an – häufig allerdings zu besonderen Bedingungen wie einem Mindestgehaltseingang. Unter dem Preiskampf leiden die Margen im Privatkundengeschäft. Hinzu kommt, dass auch durch die derzeitige Zinsstruktur an den Finanzmärkten die Erträge der Banken im Einlagengeschäftschrumpfen.

Ablesbar wird dies auch in den Geschäftszahlen der Commerzbank Berlin. Obwohl das Volumen im Einlagengeschäft 2006 um fünf Prozent zulegte, stiegen die Erträge nur um zwei Prozent. Im Wertpapiergeschäft, das von der guten Entwicklung an den Börsen profitierte, wuchsen die Erträge um drei Prozent. An Krediten für Privat- und kleinere Geschäftskunden verdiente die Bank dagegen fünf Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Als Erfolg wertete Minks auch die Samstagsöffnung, die die Bank am 17. März probeweise eingeführt hatte. Einer Umfrage wünsche sich ein Großteil der Kunden regelmäßige Bankzeiten am Samstag, allerdings nicht jede Woche. Bei den Tarifverhandlungen im kommenden Jahr werde man mit der Gewerkschaft Verdi darüber verhandeln. Bis dahin überlege man in Berlin, „punktuell“ am Sonnabend zu öffnen.

„Die Samstagsöffnung kann dazu führen, dass es wieder zu Beschäftigungsaufbau kommt“, sagte Minks. 2007 will die Bank ohnehin 49 neue Mitarbeiter in der Region einstellen. Im vergangenen Jahr war deren Zahl auf 1300 gesunken. Nun soll die Zeit des Personalabbaus vorbei sein. „Wenn sich der Trend so fortsetzt, werden wir weiter Personal aufbauen“, sagte Minks. Auch über neue Filialen denke man nach. Bisher ist die Commerzbank mit 80 Standorten in der Region vertreten, 45 davon in Berlin.

Im Bereich Firmenkunden profitierte die Bank vom wirtschaftlichen Aufschwung in der Region. „Wir haben einen deutlichen Turnaround. Die Unternehmen fangen wieder an zu wachsen“, sagte Jörg Schauerhammer“, der in der Geschäftsleitung für die Firmenkunden zuständig ist. Im vergangenen Jahr sei das Volumen der zugesagten Kredite um 30 Prozent gestiegen, sagte Schauerhammer. Man habe 500 neue Firmenkunden gewonnen.

Die Commerzbank könnte noch in diesem Jahr zur größten Bank in Berlin werden – wenn sie den Zuschlag für die zum Verkauf stehende Landesbank Berlin (LBB) und die zugehörige Berliner Sparkasse erhält, die das Land Berlin verkaufen muss. Sie ist einer von neun Interessenten, die Gebote für die LBB abgegeben haben. Dem Vernehmen nach soll sie auch den Sprung in die nächste Runde geschafft haben und darf ab kommendem Montag mit weiteren ausgewählten Bietern Einblick in die geheimen Geschäftsdaten der LBB nehmen. Die Commerzbank selbst wollte dazu nicht Stellung nehmen.

Das Institut galt zuletzt oft selbst als Übernahmekandidat. Vorstandschef Klaus-Peter Müller wies diese Gerüchte jetzt zurück. Die Bank plane selbstverständlich ihre Zukunft in Eigenständigkeit und wolle ihre Ertragsziele erreichen. sagte Müller dem „Handelsblatt“. „Gegebenenfalls auch durch externes Wachstum“, sagte er mit Blick auf die LBB.

Stefan Kaiser

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