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Computerindustrie: Chip-Hersteller AMD streicht jede zehnte Stelle

Der angeschlagene kalifornische Chip-Hersteller AMD will in den kommenden sechs Monaten jede zehnte Stelle abbauen. Auch der Standort Dresden ist voraussichtlich betroffen.

Noch im April werde mit dem Abbau von rund 1650 der insgesamt 16 400 Arbeitsplätze weltweit begonnen, teilte Advanced Micro Devices (AMD) mit. Der Umsatz im ersten Quartal sei hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Auch das Werk in Dresden, seit 1999 ein wichtiger Standort der weltweiten Halbleiterfertigung, werde „wie alle Standorte weltweit zum Kostensparprogramm beitragen“, sagte eine Werkssprecherin am Dienstag.

Bei der Bekanntgabe der Quartalsergebnisse am Donnerstag kommender Woche werde die Konzernführung in den USA eine Entscheidung über mögliche Entlassungen in Dresden mitteilen, sagte die Sprecherin weiter. Bis dahin müsse das Unternehmen die vom amerikanischen Börsenrecht vorgeschriebene Schweigepflicht einhalten.

AMD in Kalifornien erklärte, der Umsatz im ersten Quartal sei mit voraussichtlich 1,5 Milliarden Dollar (955 Millionen Euro) um 15 Prozent gegenüber dem vorangegangenen Quartal eingebrochen. Das sind zugleich aber 22 Prozent mehr als vor einem Jahr. Der Halbleiterproduzent habe auf allen Märkten weniger verkauft als geplant. Im ruinösen Preiskampf mit dem weltgrößten Chiphersteller Intel schreibt AMD seit fünf Quartalen rote Zahlen. Der zweitgrößte Chip-Hersteller hat im vergangenen Jahr Marktanteile an Intel abgegeben, 2007 lagen diese gerade noch bei 13 Prozent. AMD machte knapp 3,4 Milliarden Dollar Verlust, allein 1,7 Milliarden Dollar im vierten Quartal. Die Aktie verlor in einem Jahr zwei Drittel ihres Wertes.

Als Folge aus den Verlusten wurde die Fertigung von 300-Millimeter-Siliziumscheiben im AMD-Werk Dresden im vergangenen Jahr langsamer hochgefahren als ursprünglich geplant. Die sächsischen AMD-Werke gelten als eine der größten wirtschaftlichen Erfolgsgeschichten in Ostdeutschland. Aufbauend auf der Chip-Industrie der DDR entstand dort seit 1996 ein wichtiger Standort der weltweiten Halbleiterfertigung.

999 ging das Dresdner Werk mit damals 32 Mitarbeitern in Betrieb, heute sind dort knapp 3000 Mitarbeiter beschäftigt. Produziert werden dort unter anderem sämtliche AMD-Mikroprozessoren für den Weltmarkt. Einen Betriebsrat gibt es nicht. Nach Aussagen der Werkssprecherin sei ein Gremium installiert, das Mitarbeitern und Unternehmensleitung als Kommunikationsplattform diene.

Der enttäuschende Ausblick belastete am Dienstag auch die Wertpapieren der deutschen Konkurrenz: Die AMD-Aussagen zum Umsatz im ersten Quartal zählten laut Händlern zu den wesentlichen Gründen, warum die Infineon-Aktien im Dax auf der Verkaufsliste standen. Sie brachen um 6,7 Prozent auf 4,74 Euro ein. tmk/AFP

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