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Wirtschaft: Computerpanne legt Lufthansa lahm

Neue Software führt zu Rechnerausfall/60 Flüge weltweit gestrichen/Aktie bricht zeitweise ein

Berlin/Frankfurt am Main Ein Computerausfall hat am Donnerstag den Flugverkehr der Lufthansa massiv beeinträchtigt. Das weltweit für das Check-In eingesetzte System fiel für mehr als sechs Stunden aus, so dass über 30 innerdeutsche und innereuropäische Flüge bis zum Abend gestrichen werden mussten. 100000 Passagiere waren betroffen und mussten Verspätungen von bis zu zwei Stunden hinnehmen.

Auch am Berliner Flughafen Tegel ging zeitweise nichts mehr. Hier wurden wegen des Computerfehlers sieben Flüge gestrichen, mit 550 Passagieren. Am späten Nachmittag kam dann noch ein Sturm in Frankfurt am Main dazu – so dass laut der Lufthansa in Berlin 1000 Passagiere von Verspätungen und Flugstreichungen betroffen waren. Einige davon mussten ihre Reise auf Freitag verlegen. Alle betroffenen Passagiere durften auf Lufthansa-Kosten ein Hotel in Anspruch nehmen. Im Europaverkehr wurde die Verbindung Berlin-Paris storniert. Passagiere wurden aufgefordert, sich mangels Reservierungsmöglichkeiten selbst einen Sitzplatz im Flugzeug zu suchen.

„Um sechs Uhr morgens waren die Bildschirme an den weltweit 800 Lufthansa-Stationen plötzlich schwarz“, sagte Lufthansa-Sprecher Thomas Jachnow. In der Nacht sei neue Software aufgespielt worden. Dabei sei ein Hardwarefehler aufgetreten. Der Systembetreiber, die US-Softwarefirma Unisys, machte keine Angaben. Unisys organisiert die Computer-Systeme für mehr als 50 Fluggesellschaften und Dutzende Flughäfen weltweit. Erst um 12 Uhr 30 konnten die Rechner wieder angefahren werden. Bis dahin musste das Lufthansa-Personal Bordkarten von Hand ausfüllen. Die Sicherheit des Flugbetriebs sei zu keiner Zeit beeinträchtigt gewesen, betonte Jachnow.

Betroffen von den Flugausfällen waren insgesamt 100000 Passagiere. Im Inter-Continental-Verkehr konnte die Lufthansa Flugausfälle vermeiden, musste die Abflüge allerdings nach hinten schieben. Betroffen waren auch Lufthansa-Partner wie Eurowings, Augsburg Airlines oder Air Dolomiti sowie die mit Lufthansa in der Star Allianz verbündeten Austrian Airlines, British Midland und die polnische Lot. Der Betrieb von Lufthansa Cargo wurde ebenfalls behindert. Ladeplanung und die Erstellung der Ladelisten waren so gestört, dass Lkw eingesetzt wurden. Zum Schaden machte die Lufthansa keine Angaben. Die Lücke sei aber geringer als bei den Streiks vor einigen Jahren, als die Lufthansa Einbußen in zweistelliger Millionenhöhe hinnehmen musste. Die Aktie reagierte gleichwohl mit einem Abschlag von zeitweise rund vier Prozent, erholte sich aber später.

„Über die Ursachen der Panne ist uns nichts bekannt“, sagte Michael Dickopf vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik. „Der Vorfall ist noch nicht beunruhigend, verniedlichen sollte man ihn aber auch nicht.“ ro/mot

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