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Wirtschaft: Computex: Bei Computern läuft China bald Taiwan den Rang ab

Bislang trifft sich, wer in der Computerbranche Rang und Namen hat, auf der "Computex" in Taiwan. Sie ist nach der "Cebit" in Hannover und der "Comdex" in Las Vegas die weltweit drittgrößte Computermesse und spiegelt die Bedeutung der Insel für die informationstechnologische (IT) Produktion wieder.

Bislang trifft sich, wer in der Computerbranche Rang und Namen hat, auf der "Computex" in Taiwan. Sie ist nach der "Cebit" in Hannover und der "Comdex" in Las Vegas die weltweit drittgrößte Computermesse und spiegelt die Bedeutung der Insel für die informationstechnologische (IT) Produktion wieder. Doch Taiwans Computerfirmen zieht es auf das Festland. Die Volksrepublik China wird künftig zu den weltweit am stärksten wachsenden Märkten für Computer- und Kommunikationsprodukte zählen. Entsprechend groß ist daher auch das Potenzial der ersten "Asia Cebit" in Shanghai im August 2001.

Auch Richard Huan, der 17 Jahre den taiwanischen Computermarkt beackert hat, wird bald für seine Firma Edimax in Peking arbeiten. Für ihn ist klar, dass dort der Markt der Zukunft ist. Viele seiner Kollegen sind bereits dort. Die günstigen Produktionsbedingungen ziehen die kostensensitiven Bereiche der informationstechnologischen Branche an. Außerdem lockt ein großes Marktpotenzial.

Im vergangenen Jahr hat die Volksrepublik zum ersten Mal Taiwan den Platz drei unter den weltweit wichtigsten Produzenten streitig gemacht. Davor liegen nur noch die USA und Japan. Nach Angaben des taiwanesischen "Institute for Information Industry (III)" stellten Unternehmen in der Volksrepublik Computerprodukte im Wert von 25,5 Milliarden US-Dollar her. Firmen in Taiwan kamen dagegen nur auf 23 Milliarden US-Dollar.

Doch so einfach wie die Produktions-und Marktzahlen suggerieren sind die Wettbewerbsverhältnisse zwischen der Volksrepublik und Taiwan nicht: Denn die auf Taiwan hergestellten Computer, Computer-Teile, Peripherigeräte oder Notebooks sind weniger als die Hälfte der Gesamtproduktion aller taiwanischen IT-Firmen im In- und Ausland. Die Unternehmenszentralen sitzen zwar noch auf der chinesischen Insel, "made in Taiwan" ist längst in anderen Regionen Asiens Zuhause - am häufigsten in der Volksrepublik. Dort findet knapp ein Drittel der "taiwanischen" IT-Produktion statt.

So gesehen hat Taiwan zwar als Produktionsstandort seinen dritten Platz an die Volksrepublik China abgeben müssen, nicht jedoch die taiwanischen Unternehmen. Nach Angaben des III-Institutes produzierten diese - wo auch immer - im Jahr 2000 Computer- und Kommunikationsprodukte im Wert von 47 Millarden US-Dollar und in der Volksrepublik China 60 bis 70 Prozent der dortigen IT-Produktion.

"Wenn die Dinge in China getan werden müssen, dann geh nach China", rät Matthew F. C. Miau, Präsident der Mitac Gruppe, einem der größten Original-Equipment-Hersteller in der IT-Branche der Insel, "ansonsten wirst Du so oder so in Taiwan sterben." Die Mitac-Gruppe baut derzeit in Kunshan in der Volksrepublik China ein komplettes Informationstechnik-Zentrum auf. So will der Konzern die Wünsche der zumeist internationalen Kunden durch "One-Window-Shopping" erfüllen.

Die Zusammenarbeit Taiwans mit der VR China im IT-Geschäft ist für Miau eine strategische Frage. Noch immer nutze Taiwan das Potenzial in der Volksrepublik nicht aus. Der Grund: Die taiwanische Regierung verbietet den taiwanesischen Unternehmen, Investitionen über 50 Millionen US-Dollar sowie Investitionen im Bereich der Hochtechnologie in der Volksrepublik China zu tätigen. Sie untersagt u.a. auch die Herstellung kompletter Notebooks in der Volksrepublik China. Doch trotz des Verbots kann sie den Trend nicht aufhalten. Allein im Jahr 2000 investierten taiwanische Unternehmen 2,6 Milliarden US-Dollar in die VR China und damit mehr als doppelt soviel wie im Jahr 1999. Davon entfielen 1,5 Milliarden US-Dollar auf den Elektro- und Elektronikbereich.

Doch auch diese offiziellen Zahlen spiegeln nur einen Teil der tatsächlichen Entwicklung wider. Rechtzeitig vor dem für das Jahr 2002 erwarteten Beitritt der beiden Seiten der Taiwanstraße in die Welthandelsorganisation machen sich viele Untenehmen auf Umwegen über Drittstaaten, wie die Kaimaninseln oder Hongkong, auf den Weg in die VR China.

Doch die Volksrepublik ist nicht nur als Produktionsstandort, sondern auch als großer Markt interessant: So war Festland-China auf der jüngsten "Computex" in Taiwan nicht nur als Produktionsstandort der meisten Aussteller, sondern auch als Abnehmer vertreten. Erstmals lud Taiwan offiziell größere Delegationen vom Festland ein. 136 taiwanesische Unternehmen haben sich denn auch bereits für die erste "Asia Cebit" im August in Shanghai registriert. Viele werden die Messe besuchen und sehen, wie sie sich entwickelt. "Mittelfristig wird sie die Bedeutung der Computex nicht erreichen", darüber ist sich Philipp Huang mit vielen aus der Computerbranche einig. Die Firmenzentralen der taiwanischen IT-Industrie seien nach wie vor auf der Insel. Kritische Köpfe fragen sich jedoch, wie lange noch.

cma

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