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Handgemacht in Berlin. Dominik Sedlmayr macht aus Krempel Instrumente. Er selbst spielt Gitarre, Ukulele, Banjo und Bass.

© Do.se Instruments/Facebo

Creative City Berlin: Der Sound der Keksdose

Die Berliner Kreativwirtschaft setzt auf praktische Ideen für den Alltag – und ungewöhnliches Recycling.

Aus einem Raum hört man das Lied „Somewhere over the Rainbow“. Es wird von Dominik Sedlmayr auf einer Ukulele gespielt. Zuhörer summen die Melodie mit – sie sind beeindruckt, wie gut die ulkige Ukulele doch klingt. Dominik Sedlmayr hat sein Instrument nämlich selber gebaut. Alles, was er dafür braucht, sind ein paar Saiten, ein Gitarren-Hals, eine Gabel und eine Keksdose von Ikea.

Was im Einkaufspreis schätzungsweise um die 50 Euro gekostet hat, verkauft der Bassist und Banjospieler dann für stattliche 600 Euro weiter. Sedlmayer bastelt aus Krempel Musikinstrumente, er schenkt Öl-Kanistern, Keks-Dosen, Gabeln und Küchensieben so ein zweites Leben als Gitarren, Ukulelen, Mandolinen Banjos und Bässe – jedes einzelne handgemacht in Berlin.

Kreativszene erwirtschaftet 20 Milliarden Euro in Berlin

Sedlmayr ist einer von mehr als 20 Ausstellern, die am Mittwoch auf der Zehn- Jahres-Feier der Online-Plattform Creative City Berlin ihre Arbeiten präsentierten. Creative City Berlin ist ein Projekt der Kulturprojekte Berlin GmbH mit dem Ziel, Kreativschaffende zu vernetzen. Seit nun zehn Jahren können sich Künstler, Designer und andere Akteure der Kreativszene austauschen und informieren. Die Website sieht sich selbst als Think Tank und digitale Schnittstelle für Kunst, Kultur, Musik und Kreativwirtschaft.

Rund 30 000 Unternehmen in der Kreativszene erwirtschaften Jahr für Jahr über 20 Milliarden Euro in Berlin. Wie vielseitig die Kreativbranche eigentlich sein kann, wird einem spätestens bei einem Blick auf ein Banjo aus Keksdosen von Ikea bewusst.

Neben dem Gitarren-Bauer befindet sich unter den Ausstellern der Messe auch ein Berliner Unternehmen, das den Kino-Besuch für Blinde und Hörgeschädigte erleichtern will. Zwei Apps haben Greta und Starks entwickelt: Eine flüstert eine Audiodeskription des Kinofilms, die andere spielt Untertitel ab.

Oder die junge Berliner Modedesignerin, die eine Kollektion von Blusen, Jacken und Hosen aus vollständig wiederverwertbarem Material präsentiert. Design for Circularity heißt ihr Unternehmen. Es ist die erste Schnittstelle für textile Kreislaufwirtschaft in der Hauptstadt. Soll heißen: Alle ihre Stoffe sind aus recyceltem Material und werden auch wieder recycelt.

Solarpower und Bier, das Gutes tut

Ein anderer Aussteller bietet mobile Solar-Powerstationen für Handys und Laptops. Die Ladestation soll durch die alleinige Kraft der Sonne Handys und Co. in der gleichen Geschwindigkeit mit neuem Saft versorgen wie ein normales Aufladekabel, das man noch an an eine Steckdose anschließen muss.

Neben ihm stehen die Bier-Hersteller Quartiermeister und schenken ihr Produkt aus. Mit den Gewinnen aus dem herkömmlichen Verkauf finanzieren sie ausgesuchte Projekte in Berlins Kiezen. Auf ihrer Website kann man für ein Projekt stimmen, das dann gefördert wird. Quasi Bier, das Gutes tut – so das Versprechen.

Für die musikalische Begleitung der Messe sorgte der Aussteller app2music. Das Projekt der Universität der Künste Berlin (UdK) will Schülern Musik näher bringen durch Apps, die in den Schulalltag integriert werden sollen. Die Apps konnte man auf der Messe auf Tablets ausprobieren und innerhalb von Minuten neue Lieder komponieren.

Tschaikowski am Tablet

Gegen Ende der Veranstaltung wurde eine App im Zuge eines Live-Konzerts noch einmal vorgestellt. Ein Orchester, bestehend aus erster und zweiter Violine, Cello und Bratsche spielte auf Tablets Tschaikowski. Beim ersten Anlauf haperte es noch mit der Technik – die erste Geige hatte vergessen, das Tablet an die Lautstärker anzuschließen. Beim zweiten Versuch funktionierte es dann. Am Ende ihrer Performance spielten sie noch Lieder von Kraftwerk, was ja schon wegen des Namens gut hierher passte.

Johanna Palla

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