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Wirtschaft: Daimler-Chrysler gewinnt Klage gegen Großinvestor

Der Amerikaner Kirk Kerkorian kann sich mit seiner Theorie einer Übernahme von Chrysler durch Daimler-Benz nicht durchsetzen

Wilmington/Stuttgart Daimler- Chrysler hat den Prozess um die Milliardenklage des US-Investors Kirk Kerkorian gewonnen. Kerkorian und seine Investmentgesellschaft Tracinda hätten nicht nachweisen können, dass sie bei dem Zusammenschluss von Daimler-Benz und Chrysler 1998 betrogen worden seien, urteilte Richter Joseph Farnan in Wilmington im US-Bundesstaat Delaware. Deshalb entschied das Gericht „in allen Punkten“ zu Gunsten von Daimler-Chrysler.

Daimler-Chrysler-Vorstandschef Jürgen Schrempp kommentierte das Urteil mit Genugtuung. „Wir freuen uns, dass das Gericht mit seiner Entscheidung ein für alle Mal bestätigt, dass Tracindas Klage keinerlei Grundlage hatte und alle gegen Daimler-Chrysler im Zusammenhang mit dem Zusammenschluss im Jahre 1998 erhobenen Vorwürfe vollkommen unbegründet waren“, hieß es in einer Stellungnahme des Unternehmens. „Wir werden uns weiterhin darauf konzentrieren, den Zusammenschluss zum Erfolg zu führen“, kündigte Schrempp eine „konsequente“ Umsetzung seiner Strategie des weltweit agierenden Unternehmens an. Er selbst und alle Daimler- Chrys- ler-Mitarbeiter fühlten sich „dem Grundsatz verpflichtet, Werte für alle unsere Aktionäre zu schaffen“, betonte der Konzernchef.

Erst am vergangenen Mittwoch hatte Schrempp allerdings heftige Kritik von Aktionären auf der Hauptversammlung in Berlin einstecken müssen. Manche Anteilseigner zeigten sich entsetzt über die Qualitätsprobleme bei Mercedes-Benz und den Sanierungsaufwand von 1,2 Milliarden Euro für den Kleinwagen Smart.

In der Auseinandersetzung mit Kerkorian war Daimler-Chrysler immer von einem Sieg ausgegangen. Deshalb waren auch keine Rückstellungen für den Fall einer Niederlage gebildet worden. Der 87-jährige Kerkorian erklärte nach der Prozessniederlage, er prüfe nun diverse Optionen. Er bekräftigte seine Einschätzung, wonach Chrysler 1998 von Daimler übernommen worden sei. Der US-Investor hatte den Stuttgarter Konzern auf mindestens 1,2 Milliarden Dollar verklagt. Er beschuldigte die Daimler-Benz-Seite, den Zusammenschluss mit Chrysler von Anfang an als Übernahme geplant, aber als Fusion unter Gleichen kaschiert zu haben. Bei einer Übernahme hätte ihm aber als damals größtem Chrysler-Aktionär ein höherer Aufschlag auf den Aktienpreis zugestanden.

Der Richter befand nun in seinem 123 Seiten langen Urteil, der Begriff „Fusion unter Gleichen“ sei nicht irreführend benutzt worden. Alle angeblichen Beweise, die Kerkorian dafür vorlegte, wies er zurück. Daimler-Chrysler betonte am Freitag, dass ein Kerkorian-Mann im Aufsichtsrat von Chrysler gesessen habe, der die Fusion unterstützt habe.

In dem Prozess vor dem Bezirksgericht in Wilmington waren Dutzende Zeugen aufgetreten. Schrempp musste zwei Mal ins Kreuzverhör: Im Dezember 2003 und erneut im Februar vergangenen Jahres, nachdem Daimler-Chrysler eingeräumt hatte, der Klägerseite 60 Seiten Dokumente vorenthalten zu haben. Schrempp selbst hatte Kerkorian Munition geliefert, als er in einem Interview mehr oder weniger deutlich von einer Übernahme von Chrysler durch Daimler-Benz gesprochen hatte.

Daimler-Chrysler hatte sich 2003 mit Sammelklägern in den USA auf die pauschale Zahlung von 300 Millionen Dollar (damals etwa 275 Millionen Euro) geeinigt. Sie hatten ähnliche Vorwürfe wie Kerkorian geäußert. Im Unterschied zum Kerkorian-Verfahren wäre die damalige Sammelklage von der Laienjury eines Lokalgerichts entschieden worden. Das war dem Konzern zu riskant, also ließ sich Daimler-Chrysler auf den Vergleich ein.

Der Großinvestor Kerkorian galt früher selber als Interessent für eine Übernahme von Chrysler. Ende letzten Jahres hatte er die berühmten MGM-Studios in Hollywood an Sony verkauft. In Las Vegas besitzt Kerkorian die größte Casino-Gruppe. alf/dpa

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