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Wirtschaft: Das Investieren in Zinspapiere lohnt wieder

Die Zinsen haben ihr Tief überwunden. Daher bringen auch Anleihen wieder mehr ein.

Die Zinsen haben ihr Tief überwunden. Daher bringen auch Anleihen wieder mehr ein. Es lohnt sich, Titel zu vergleichen.

In der Vergangeheit war unter Insidern nur eines klar: Anleihen haben ein langweiliges Image - doch zu Unrecht. Zwar bewegen sich ihre Kurse zumeist geräuschloser als die von Aktien oder gar Optionsscheinen. Aber gerade die vergangenen, nervösen Börsenwochen zeigten, wie die Angst vor steigenden Zinsen auch die Bonds unter Spannung hält. So kletterte der Kurs der den Eurolandmarkt bestimmenden zehnjährigen Bundesanleihe in den ersten Augustwochen 2,5 Prozent, danach gab er das Plus nahezu wieder ab.

Zinspapiere bieten jedoch im Gegensatz zu Dividendentiteln eines: Sie garantieren die Rückzahlung des eingesetzten Kapitals zum Ende der Laufzeit plus die Nominalzinsen. Zwar galten sie in der Niedrigzinsphase bei Renditen für die zehnjährige Staatsanleihe um die 3,6 Prozent als wenig attraktiv. Aber inzwischen können wieder über fünf Prozent für ein quasi risikoloses Bundeswertpapier eingestrichen werden - für die Rückzahlung bürgt der Staat.

Wer mehr Ertrag wünscht, kann sich erstens außerhalb Eurolands umschauen. Ein in Euro aufgelegtes Zinspapier aus Argentinien bietet mit zwei Jahren Restlaufzeit gut 4,5 Prozentpunkte mehr als heimische Staatspapiere. Hier vertraut der Anleger allerdings sein Geld dem argentinischen Staat an und geht alle damit verbundenen Risiken ein. Zweitens bringt die Wette auf eine schwächere Währung höhere Zinsen ein. So lassen sich mit einer Ungarn-Anleihe in der Landeswährung Forint in einem Jahr knapp 12,5 Prozent verdienen. Sinkt der Forint, dann schmilzt aber der Ertrag.

Aber auch innerhalb Eurolands gibt es die Möglichkeit, mehr als mit Bundeswertpapieren zu bekommen: Immer mehr Unternehmen nehmen über den Kapitalmarkt Kredite auf, indem sie Anleihen ausgeben. Dazu trug der Euro bei, der einen größeren, einheitlichen Absatzmarkt für solche Firmenbonds geschaffen hat. Einzelne Firmen können sich ihr Kapital zumeist nur zu schlechteren Bedingungen ausleihen als Staaten. Denn statt mit Steuereinnahmen müssen sie mit Marktposition und (künftiger) Ertragskraft überzeugen, was Ratingagenturen unterschiedlich einschätzen. Für sein Vertrauen in die Bonität eines Unternehmens erhält der Anleger einen Zinsaufschlag gegenüber Staatspapieren, der bei Industrieanleihen von fünf Jahren Laufzeit mehr als einen Prozentpunkt bedeuten kann.

Wie findet der Anleger nun seine Anleihenstrategie? Zunächst muss er sein Risikoempfinden einordnen: Wer durch schwankende Kurse stark beunruhigt wird und sein Vermögen lieber kontinuierlich wachsen sehen will, gilt unter Bankberatern eher als der sicherheitsorientierte Typ. Als chancenorientiert benennen sie dagegen jemanden, dem die Rendite so wichtig ist, dass er Kursschwankungen in Kauf nimmt.

Dem Sicherheitsfan empfiehlt Helmut Kaiser, Leiter Renten/Währung der Anlagestrategie Privatkunden der Deutschen Bank, überwiegend Qualitätspapiere mit drei- bis fünfjähriger Laufzeit in Euro oder D-Mark. Auch Michael Wudonig, Rentenanalyst bei der DG Bank, rät im Rahmen der Anlagestrategie "Profi-Depot Renten" dazu, 90 Prozent des Anleihenkapitals im Euroraum zu investieren. Für drei Viertel des Geldes sollte der Anleger Papiere mit mindestens guter Schuldnerbonität erwerben. Das könnten zum Beispiel hochwertige Industrieanleihen wie von BAT Industries und Mannesmann sein. Oder Pfandbriefe. Diese Wertpapiere, mit denen Hypothekenbanken ihre Vergabe von Immobilienkrediten refinanzieren, unterliegen strengen Haftungsauflagen. Sie gelten daher als nahezu risikolos. Gleichwohl kassiert der Anleger ein Renditebonbon gegenüber Bundespapieren von aktuell einem halben Prozentpunkt. Der Grund: Pfandbriefe sind meist weniger liquide als Staatstitel. Da die meisten Privatanleger ihre Festverzinslichen bis zur Fälligkeit im Depot halten und kaum kurzfristig am Markt den Renditen nachjagen, muss sie das nicht interessieren. Um die Rendite aufzupeppen, sollte der Anleger laut Wudonig dem Rentendepot zu 15 Prozent Anleihen guter bis mittlerer Bonität beimischen. Er nennt zum Beispiel Eurobonds der Länder Lettland oder Kroatien, die bei fünf Jahren Laufzeit Renditen von 5,77 oder 7,13 Prozent versprechen. Außerdem rät er zu zehn Prozent Dänenkronen-Anleihen, die trotz stabiler Währung einen Aufschlag bieten.

Mutigere Naturen könnten stärker auf fremde Währungen bzw. auf Emittenten niedrigerer Bonität setzen, meint Eberhard Haug, Anlagestratege Wertpapier bei der Commerzbank. Dem Privatanleger rät er allerdings, statt Exotenpapieren lieber einen Investmentfonds zu kaufen - damit das Risiko gestreut sei. Die Commerzbank bietet überdies eine Euro-Stufenzinsanleihe mit Kick: Generell steigt der Zinssatz über fünf Jahre von 3,0 auf 4,25 Prozent. Der Anleger erhält aber 90 Prozent des 6-Monats-Interbankenzinses Euribor, wenn der Satz höher ist als der jeweilige feste Zinssatz.

Die DG Bank empfiehlt neben Bonds in norwegischen Kronen auch ungarische Forint und polnische Zloty. Einen Fremdwährungsanteil von 30 Prozent des Rentenportfolios hält Wudonig für vertretbar, zumal in den genannten Ländern kaum Abwertungen drohten.

Ein Renditebonbon der ganz besonderen Art für Anleger versprechen auch Genussscheine. Mit festem Kupon ausgestattet, bieten sie gegenüber Anleihen Aufschläge bis zu einem Prozentpunkt. Allerdings hingen Ausschüttungen und Kapitalrückzahlung von der Ertragslage der Unternehmen ab, warnt Haug: Und das hat weitreichende Folgen. Bei hohen Verlusten müssen Genussschein-Inhaber bluten - sie sind, rechtlich gesehen, Miteigentümer, keine Gläubiger.

Anke Rezmer

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