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Wirtschaft: Das Zittern an den Börsen geht weiter

BERLIN (law/Tsp/HB).Auf der ganzen Welt hat sich an den Börsen die Nervosität der Vortage fortgesetzt.

BERLIN (law/Tsp/HB).Auf der ganzen Welt hat sich an den Börsen die Nervosität der Vortage fortgesetzt.In Deutschland sanken die Kurse bei äußerst geringen Umsätzen in einem Zick-Zack-Kurs.Als jedoch der Dow Jones in der ersten Handelsstunde an der Wall Street unter die 8000er Marke fiel, sackten die Kurse in die Tiefe.Der Deutsche Aktien-Index verlor fast 160 Punkte und schloß bei 4834 Punkten.Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt und der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelstages.Franzz Schoser, mahnten deutsche Unternehmen zur Vorsicht in Rußland.

Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) mahnte deutsche Unternehmen, jedes Engagement in Rußland sorgfältig zu prüfen.Jetzt gelte es zunächst mal, die Handelsgeschäfte fortzusetzen."Wenn Rußland seine Handelskredite weiter bedient, wird die Bundesregierung auch die sogenannten Hermes-Kredite, also die Übernahme von Garantien in Liefergeschäften, fortführen", sagte der Minister.

Mit einem Anteil von 1,9 Prozent am Gesamtexport lag Rußland 1997 auf Platz 14 in der Rangliste der Länder, in die deutsche Unternehmen exportieren.Dabei dominierten Maschinen, Autos, Lastwagen und sonstige Fahrzeuge sowie chemische Erzeugnisse.Auch Lebensmittel, sonst nicht das klassische deutsche Ausfuhrprodukt, hatten einen gewichtigen Anteil.Im Gegenzug führte Deutschland aus Rußland vor allem Erdöl und Erdgas ein.

Wie Rexrodt riet auch der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT), Franz Schoser, zur Vorsicht."Es hat sich in den letzten Monaten aufgrund der Zahlungsmoral und der Zahlungsmöglichkeiten immer stärker herausgebildet, daß man nur noch gegen Vorkasse und natürlich gegen verbürgte Kredite liefert", sagte der DIHT-Chef dem Norddeutschen Rundfunk.Das Geschäft mit Rußland sei durch die Finanzkrise bereits massiv beeinträchtigt worden, sagte Schoser.

Der neue Präsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE), Horst Köhler, erwartet keinen russischen Domino-Effekt in Osteuropa."Länder wie Polen, Ungarn oder Tschechien haben schon vor langer Zeit den Punkt erreicht, an dem sie auf ihrem Weg zur Marktwirtschaft hätten umkehren können", sagte Köhler am Montag in Königswinter.

Zur Krise in Rußland hat der japanische Regierungschef Keizo Obuchi ein Dringlichkeitstreffen der sieben führenden Industriestaaten (G-7) vorgeschlagen.Tokio führe derzeit Gespräche mit den anderen G-7-Partnern über einen Rußland-Gipfel, teilte ein Regierungssprecher am Montag in Tokio mit.Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) entgegnete darauf in Bonn, ein solches Treffen sei möglich, doch seien die G-7-Staaten ohnehin in ständigem Kontakt miteinander, so daß eine Diskussion auch ohne lange Flugreisen telefonisch stattfinden könne.

An der Moskauer Devisenbörse blieb der Parketthandel weiter ausgesetzt.An der Börse war zuletzt am Dienstag voriger Woche gehandelt worden.Wahrscheinlich wird die Devisenbörse am Mittwoch oder Donnerstag wieder geöffnet.Die russische Zentralbank hat am Montag den offiziellen Umtauschkurs der russischen Währung um knapp ein Fünftel auf 9,33 Rubel für einen Dollar abgewertet.Das meldeten russische Nachrichtenagenturen.Der offizielle Kurs lag seit Freitag bei 7,905 Rubel je Dollar.Im Computerhandel wurde die US-Währung am Montag für 11,5 Rubel je Dollar verkauft.

Auf dem russischen Aktienmarkt ist der Handel am Montag unter dem Druck der Finanz- und Regierungskrise fast völlig zum Erliegen gekommen."Die Finanzmärkte sind tot.Nichts ist mehr irgendwas wert", sagte ein Broker in Moskau.Der Aktienindex RTS-Interfax sank um 3,77 Prozent auf 64,26 Punkte (Schlußstand Freitag: 66,77 Punkte).Mittelfristig könnten Öl- und Erdgasunternehmen, deren Kurse ebenfalls eingebrochen sind, von der Rubelabwertung profitieren, sofern sie keine im Verhältnis zu ihren Exporterlösen zu hohe Auslandsschuld aufgebaut haben.So könnten Papiere von Gazprom, Tatneft und Lukoil sich besser als der Markt entwickeln.Doch wurde in den vergangenen Tagen immer wieder die Nationalisierung sogenannter strategischer Unternehmen diskutiert - und dann wären gerade diese Energieunternehmen Kandidaten für eine Verstaatlichung.

Auf der ganzen Welt setzte sich der turbulente Börsenhandel fort.In Hongkong verlor der Aktienmarkt mehr als sieben Prozent, nachdem staatliche Käufe ausgeblieben waren.Der Hang Seng-Index verlor 554,70 Punkte und beendete den Handel mit 7275,04 Zählern.Dagegen konnte sich die Aktienbörse in Tokio von dem Kurssturz am Freitag wieder erholen.Der Nikkei-Index schloß am Montag mit einem Plus von 1,4 Prozent beim Stand von 14107,89.

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