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Wirtschaft: Dax fällt auf Jahrestief

Experten fürchten Ausverkauf bei Aktien/Förderstopp im Irak treibt Ölpreis

Berlin An den Börsen sind am Montag die Prognosen der Pessimisten eingetreten: Der Dax fiel um ein Prozent auf 3690,33 Punkte – und damit unter die psychologische Schmerzgrenze von 3700 Punkten. Der Index unterbot außerdem das bisherige Jahrestief, das er am 24. März bei 3692 Zählern erreicht hatte. Die US-Börsen schlossen uneinheitlich. Hier waren aber bereits am vergangenen Freitag Jahrestiefststände erreicht worden.

Als Begründung für den Kursrutsch wurden der wegen neuer Terrordrohungen im Irak weiter steigende Ölpreis und die Aussicht auf eine weitere Zinserhöhung in den USA genannt. Schiitische Milizen hätten mit dem Angriff auf Anlagen im Hafen von Basra gedroht, sagte ein Sprecher der südirakischen Southern Oil Company. Bis auf weiteres habe die Gesellschaft deshalb die Ölförderung gestoppt. In New York stellte daraufhin der Preis für ein Barrel (159 Liter) Öl seinen bisherigen Rekord ein und stieg auf 44,98 Dollar. In London verteuerte sich ein Barrel der Sorte Brent um fast einen Dollar auf 41,65 Dollar.

Nach Einschätzung von Analysten wird die US-Notenbank Fed wiederum an diesem Dienstag die Leitzinsen um 0,25 Punkte auf 1,5 Prozent erhöhen. Dies könnte die vorerst letzte Zinserhöhung vor den Präsidentschaftswahlen im November sein. Die Fed könnte sich deshalb zurückhalten, weil sich die amerikanische Wirtschaft offenbar schon wieder etwas abkühlt und nicht so viele neue Arbeitsplätze schafft wie erwartet. Entsprechende Zahlen hatte das Arbeitsministerium am Freitag veröffentlicht. Nach einer Umfrage von Bloomberg wird das auf die Jahresrate hochgerechnete US-Wirtschaftswachstum im dritten Quartal niedriger als erwartet ausfallen.

Die Erdöl exportierenden Länder haben unterdessen zugesagt, sich angesichts der gestiegenen Ölpreise im kommenden Monat über Maßnahmen zur Entspannung der Lage zu beraten. Das Opec-Kartell werde ausnahmsweise Länder wie Russland und Angola zu seinem Ministertreffen am 14. September in Wien einladen, sagte Opec-Präsident Purnomo Yusgiantoro am Montag.

Für die weiteren Aussichten an der Börse sahen einige Analysten am Montag schwarz. Vor allem aus charttechnischer Sicht gilt der Dax als angeschlagen. Sollte er unterhalb des Punktebereichs zwischen 3677 und 3710 Punkten schließen, den Charttechniker als Unterstützungszone definiert haben, „müssen starke Kursverluste einkalkuliert werden“, wie HSBC Trinkaus&Burkhardt fürchtet. Selbst bei alten Tiefständen (3606 Punkte) sei dann kein Halten mehr. Nach Angaben der Experten sind die Börsen dabei, einen neuen Abwärtstrend auszubilden. Bestätigt werden muss dies allerdings noch, indem die untere Begrenzung zwei Mal per Schlusskurs signifikant durchbrochen wird. Eine solche Bestätigung fehlt noch beim Dax sowie beim Dow Jones.

Doch sind nicht alle Experten negativ gestimmt. „Wir erleben derzeit eine Übertreibung nach unten. Es gibt keine negativen Zahlen, lediglich eine negative Stimmung“, sagte Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz Gruppe, dem Handelsblatt. Deshalb rechnet er bald wieder mit einer Normalisierung an den Aktienmärkten. Bis es dazu kommt, könnte es allerdings noch einmal zu einem Abschlag kommen. „Dem Markt fehlt im Moment noch der Ausverkauf, deswegen kann es in den nächsten Tagen durchaus noch fünf bis zehn Prozent nach unten gehen“, sagt Berndt Fernow von der Landesbank Baden-Württemberg. mot, os, HB

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