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Wirtschaft: Delphi-Insolvenz bringt General Motors in Schwierigkeiten

Der Autozulieferer hat Konkurs angemeldet – auf GM könnten nun Milliardenzahlungen zukommen

Portland Delphi, nach Bosch der zweitgrößte Autozulieferer der Welt, hat am Samstag einen Insolvenzantrag für sein US-Geschäft gestellt. Damit bringt Delphi seine ehemalige Muttergesellschaft General Motors (GM) dem Abgrund ein Stück näher. Auf den weltgrößten Autobauer, der selbst mitten in einer Sanierungsphase steckt und dessen Kreditwürdigkeit auf Ramschstatus liegt, kommen nun weitere Milliardenbelastungen zu.

GM hatte bei der Abspaltung des Zulieferbereichs 1999 Garantien für Pensionsverpflichtungen übernommen. Merrill-Lynch-Analyst John Casesa schätzt, dass der Autokonzern dadurch mit bis zu 6,7 Milliarden Dollar belastet werden könnte. Insgesamt könnte die Pleite seines größten Zulieferers GM sogar auf Grund der engen Lieferverflechtung einen zweistelligen Milliardenbetrag kosten, glauben Experten. Die ungedeckten Pensionszahlungen belaufen sich insgesamt auf 14,5 Milliarden Dollar. GM teilte allerdings am Wochenende mit, dass allein der Insolvenzantrag noch kein Grund sei, in die Pflicht genommen zu werden.

Delphi und andere US-Lieferanten stehen unter massivem Druck der Hersteller, die günstigere Einkaufspreise verlangen. Auch GM und Ford leiden auf dem heimischen Markt unter Milliardenverlusten. Dies bedeutet fallende Umsätze auch bei Delphi. Konzernchef Robert S. Miller reagierte mit dem Insolvenzantrag auf die ergebnislosen Verhandlungen mit der Autogewerkschaft UAW über massive Kostenentlastungen. Miller stand unter hohem Zeitdruck, weil am 17. Oktober das amerikanische Konkursgesetz verschärft wird. Noch aber sieht das Insolvenzrecht vor, dass Unternehmen unter gerichtlicher Aufsicht günstigere Tarifverträge aushandeln und kostspielige Verträge mit Kunden auflösen können.

Delphi sei schon jetzt zum Konkursgericht gegangen, weil die Verhandlungssituation aussichtslos gewesen sei, sagte Miller, der schon mehrere große Firmen durch ein Insolvenzverfahren gesteuert hat. „Wir sind zu der Auffassung gekommen, dass noch zu viele komplexe Probleme ungelöst sind, um bis zur letzten Sekunde vor Inkrafttreten der neuen Gesetze zu verhandeln“, sagte er. Der Antrag gelte lediglich für die US-Aktivitäten und ändere dort nichts am Geschäftsbetrieb von Delphi. Auch die Verhandlungen mit der UAW liefen weiter. Er wolle die Sanierung „so schnell wie möglich beenden und Anfang bis Mitte 2007“ das Insolvenzverfahren abschließen.

Nach Angaben der Gewerkschaft hatte Miller in den Verhandlungen die Senkung der Stundenlöhne von 27 auf zehn bis zwölf 12 Dollar gefordert sowie Kürzungen bei Sozialleistungen und Urlaub.

Delphi hat in den USA 31 Werke und 50000 Beschäftigte. Davon sind die Hälfte UAW-Mitglieder. Weltweit beschäftigt der Konzern 185000 Menschen und setzt 28 Milliarden Dollar um. Das Delphi-Management will nun angeblich elf Werke schließen oder verkaufen und 11000 Leute entlassen. je/hof/hz/HB

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