zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Den Australier drängt es in den deutschen Medienmarkt - BSkyB soll zwei Milliarden Mark in defizitäre Kirch Pay-TV KGaA stecken

Am heutigen Mittwoch reisen Leo Kirchs Gesandte an, um im Bundeswirtschaftsministerium vorzusprechen. Zusammen mit Staatssekretär Alfred Tacke will man sich über den bevorstehenden Einstieg Rupert Murdochs bei der Kirch Pay-TV KGaA unterhalten.

Am heutigen Mittwoch reisen Leo Kirchs Gesandte an, um im Bundeswirtschaftsministerium vorzusprechen. Zusammen mit Staatssekretär Alfred Tacke will man sich über den bevorstehenden Einstieg Rupert Murdochs bei der Kirch Pay-TV KGaA unterhalten. "Ein reiner Gedankenaustausch soll das werden", heißt es aus dem Ministerium.

Murdoch will mit seinem britischen Pay-TV-Sender BSkyB etwa zwei Milliarden Mark in Kirchs defizitäres Bezahl-Fernsehen stecken und so etwa 25 Prozent der Anteile übernehmen. Kirch soll neben Cash auch vier Prozent an BSkyB bekommen. Murdoch wäre so neben seinen Beteiligungen an Vox (49,9 Prozent) und TM3 (66 Prozent) fest im deutschen Fernseh-Markt verankert. Kirchs Pay-TV erhält darüberhinaus eine Finanzspritze. Nach Berichten der Financial Times soll die Netto-Verschuldung der Kirch-Gruppe bei 2,8 Milliarden Mark liegen. Mit für den Schuldenberg verantwortlich ist Kirchs Abonnement-Kanal, der 1991 an den Start ging und heute nur etwa zwei Millionen Kunden zählt.

Zusammen mit Murdoch ergeben sich für Premiere World neue Perspektiven. Vor allem bei den Sport-Rechten könnte der australo-amerikanische Medien-Tycoon seinem deutschen Kollegen Kirch jetzt eine Hilfestellung bieten. Denn auch Murdoch war plötzlich an den Pay-TV-Rechten der Fussball-Bundesliga interessiert, als der Deutsche Fußball Bund (DFB) Kirchs Vorkaufsrecht in Frage stellte.

Doch bis Murdoch die digitale Plattform für seinen Kleinsender TM3 ausgebaut hat, vergeht viel Zeit, die Verträge mit dem DFB laufen jedoch schon im Juni 2000 aus. Als Teilhaber bei Kirchs Pay-TV kann sich Murdoch den Rechte-Poker mit dem DFB nun sparen - und Kirch auch. Zudem besteht jetzt für Premiere-World die Möglichkeit, auch an die begehrte Champions-League heran zu kommen. Die Übertragungsrechte hatte Murdoch im Frühjahr für gut 200 Millionen Mark RTL vor der Nase weggeschnappt, um über den Frauensender TM3 den deutschen Fernseh-Markt aufzumischen.

Um Premiere World zum Fußball-Glück zu verhelfen, müsste Murdoch nun seine Mitgesellschafter bei TM3, Herbert Kloiber und Thomas Haffa (Tele-München-Gruppe), ausbezahlen. Die beiden würden sich sogar freuen, denn die Champions-League ist für den Kleinsender ein gigantischer Verlustbringer: "Würden wir die Champions-League-Rechte veräußern, wäre Tele-München noch viel profitabler", sagte Haffa jüngst der Fachzeitschrift Werben & Verkaufen.

Doch bevor um Rechte verhandelt wird, geht es erst einmal nach Brüssel. "Höchst wahrscheinlich sind die europäischen Wettbewerbshüter für den Deal zwischen Kirch und Murdoch zuständig", heißt es aus dem Wirtschaftsministerium. Wenn Murdoch nämlich nicht nur stiller Teilhaber werden will, sondern Mitsprache fordert, muss die EU-Kommission die Fusionskontrolle in Gang setzen. Die enorme Häufung von Sportrechten bei Kirch und Murdoch könnte auf Missfallen stoßen: Die Fußball-WM 2002 und 2006 darf Kirch übertragen, die Fußball EM 2004 will er für 900 Millionen Mark kaufen, dazu noch Bundesliga, Champions-League und die ATP-Tennisturniere. Noch sei alles offen, sagen die Ministerial-Beamten. Eine marktbeherrschende Stellung von Kirch beim deutschen Pay-TV sei unstrittig. Allerdings war er ja bislang auch der einzige Anbieter.

Matthias Hochstätter

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false