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Wirtschaft: Der Aufsichtsrat bewilligte fürstliche Abfindungen Ex-Manager von Mannesmann erhielten über 100 Millionen Euro

Berlin (dr). Im November startete der britische Mobilfunkkonzern Vodafone eine in Deutschland vorher nie erlebte Übernahmeschlacht um Mannesmann, den Betreiber des Mobilfunknetzes D2.

Berlin (dr). Im November startete der britische Mobilfunkkonzern Vodafone eine in Deutschland vorher nie erlebte Übernahmeschlacht um Mannesmann, den Betreiber des Mobilfunknetzes D2. Zunächst leistete Mannesmann unter dem Vorstandsvorsitzenden Klaus Esser erbitterten Widerstand und warb unter anderem in Zeitungsanzeigen für seine Position. Im Februar 2000 kapitulierte Mannesmann überraschend. Vodafone übernahm den Konkurrenten für 180 Milliarden Euro, es war die bis dahin teuerste Übernahme der Industriegeschichte.

Zugleich gewährten die leitenden Mitglieder des MannesmannAufsichtsrates – so auch Josef Ackermann – Abfindungen und Übernahme-Tantiemen von mehr als 100 Millionen Euro. Allein Mannesmann-Chef Esser soll rund 30 Millionen Euro erhalten haben, 15 Millionen davon als Auszahlung seines bestehenden Vertrages. Die Sonderzahlungen sollen vom damaligen Mannesmann-Großaktionär Hutchison-Whampoa vorgeschlagen worden sein.

Im März 2000 stellen zwei Anwälte angesichts der hohen Abfindung für Esser bei der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft Anzeige gegen Esser wegen des Verdachts der Untreue. Wenig später weist die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf die Staatsanwaltschaft an, gegen Esser und Mitglieder seiner Führungsmannschaft ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Untreue und anderer Vorwürfe einzuleiten. Im August des selben Jahres weitet die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen aus. Wegen des Verdachts der Untreue oder der Beihilfe dazu, ermittelt die Staatsanwaltschaft auch gegen den damaligen IG-Metall-Chef Klaus Zwickel und das damalige Deutsche-Bank-Vorstandsmitglied Josef Ackermann, die im Mannesmann-Aufsichtsrat saßen.

Die Staatsanwaltschaft hat das Gesamtvolumen aufgeteilt. Zunächst geht es um 55 Millionen Euro, davon 25 Millionen Euro für Esser und sein Führungsteam sowie Abfindungen an Mannesmann-Pensionäre in einem Volumen von 30 Millionen Euro.

Doch die Anklage moniert offenbar weniger die Höhe der gezahlten Gelder. Sie wirft den Ex-Aufsichtsratsmitgliedern vor, den Prämien und Pensionszahlungen zugestimmt zu haben, obwohl sie deren Rechtswidrigkeit erkannt hätten. Die Staatsanwälte sehen offenbar keine Rechtsgrundlage für die Zahlung von Erfolgsprämien und Pensionsabfindungen. Die Verträge der Manager gäben dazu nichts her. Nach der Logik der Ankläger wurde dem Unternehmen viel Geld entzogen, ohne das es hierfür eine Gegenleistung der Begünstigten gab. Die Juristen sprechen von Untreue zu Lasten von Mannesmann und seinen Aktionären. Zudem wirft die Staatsanwaltschaft Ackermann offenbar vor, von angeblichen Absprachen zwischen dem damaligen Mannesmann-Aufsichtsratschef Joachim Funk und Esser gewusst zu haben.

Nach Ansicht der Anwälte von Ackermann gibt es für eine Anklage gegen ihren Mandanten jedoch keine aktienrechtliche Grundlage. Ackermann selbst konterte die Vorwürfe auch mit dem Hinweis, bei der Übernahmeschlacht sei das Kapital der Aktionäre extrem gesteigert worden. Noch im Juli 2003 hatten Ackermanns Anwälte beim Landgericht die Einstellung des Strafverfahrens beantragt.

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