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Wirtschaft: Der Berliner Arbeitsmarkt erholt sich nur langsam

DÜSSELDORF (uwe/ari/sch/HB).Die Erleichterung war Politikern und Arbeitsmarktexperten anzumerken: Erstmals seit 1996 ist die Arbeitslosenquote bundesweit mit 10,9 Prozent unter die Marke von 11 Prozent gefallen.

DÜSSELDORF (uwe/ari/sch/HB).Die Erleichterung war Politikern und Arbeitsmarktexperten anzumerken: Erstmals seit 1996 ist die Arbeitslosenquote bundesweit mit 10,9 Prozent unter die Marke von 11 Prozent gefallen.Und erstmals seit August 1995 wurde bei den gesamtdeutschen absoluten Zahlen ein Rückgang der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeichnet.

Allerdings wird diese Entwicklung im Mai vor allem durch die Verbesserung im Westen erreicht.Hier fällt die Arbeitslosigkeit nun seit mehreren Monaten unter das Vorjahresniveau, im Mai um 118 800 auf 2,825 Millionen auf 9,1 Prozent.In den neuen Ländern dagegen verschärft sich die Lage im Jahresvergleich immer noch - trotz des aktuellen Rückgangs der Arbeitslosenquote von 1,3 Prozent auf 18,1 Prozent: Immer noch ist die Arbeitslosenzahl mit 1,372 Millionen um 60 500 höher als im Mai 1997.

Dasselbe Bild in Berlin: Zwar ging hier die Arbeitslosenzahl mit 8000 im Mai deutlich zurück, doch liegt die Arbeitslosenquote mit 16,1 Prozent deutlich über der des Vorjahresmonats mit 15,4 Prozent.In Brandenburg waren im Mai fast 18 000 Menschen weniger arbeitslos als im April, die Quote sank auf 17,5 Prozent.Im Vergleich zum Vorjahr gibt es in Potsdam ebenfalls keinen Grund zu Jubel: Im Mai 1997 waren nur 16,8 Prozent der Erwerbspersonen ohne Arbeit.

Der aktuelle Rückgang in den neuen Ländern geht zum großen Teil auf die wieder stärkere Förderung auf dem zweiten Arbeitsmarkt und Lohnkostenzuschüsse an ostdeutsche Wirtschaftsunternehmen zurück, analysiert das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin.Der Ost-Arbeitsmarkt werde noch länger der Beschäftigungsentwicklung im Westen hinterhinken, erklärte DIW-Arbeitsmarktexperte Wolfgang Scheremet gestern.Allerdings könnten nun die Prognosen für den ostdeutschen Arbeitsmarkt besser ausfallen, als noch im April und Mai angenommen.

Besonders erfreulich sind nach Ansicht von Arbeitsmarktexperten die saisonbereinigten Zahlen: Hier wurde ein Minus von immerhin 60 000 gegenüber dem Vormonat registriert, im April war der Rückgang noch nicht einmal halb so hoch.Insgesamt registrierten die Arbeitsämter 359 700 neue Stellenangebote, über ein Viertel mehr als im Mai des vergangenen Jahres.Der Bestand erhöhte sich bundesweit auf 483 000 freie Stellen, über ein Drittel mehr als vor einem Jahr.Besonders gefragt sind nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeit Metall- und Elektro- sowie Technische Berufe.In diesen Branchen verringerte sich auch die Arbeitslosigkeit überdurchschnittlich.Kurzarbeit spielt kaum noch eine Rolle: Sie sank im Vergleich zum Vorjahresmonat um 35 Prozent auf bundesweit noch 119 200 betroffene Personen.

Der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Bernhard Jagoda, erklärte, die Konjunkturerholung erfasse immer mehr Bereiche.In den alten Ländern sei die Wende am Arbeitsmarkt eingetreten.In den neuen Ländern habe in erster Linie die Ausweitung von arbeitsbeschaffenden Maßnahmen geholfen.

Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt erklärte, Ende des Jahres werde es rund 300 000 Arbeitslose weniger geben als ein Jahr zuvor.Damit könne auch die Arbeitslosenzahl im Jahresdurchschnitt insgesamt niedriger ausfallen als 1997.Bisher waren die Experten eher von einem leichten Anstieg ausgegangen.Auch das Münchner Ifo-Institut spricht jetzt von einer Trendwende am Arbeitsmarkt.Der CDU-Wirtschaftsexperte Friedhelm Ost sieht den Beweis erbracht, daß das kräftige Wirtschaftswachstum nicht "beschäftigungslos" erfolgt, sondern "viele neue Arbeitsplätze schafft".

Dieter Schulte, der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) bestritt, daß es eine Trendwende auf dem Arbeitsmarkt gibt.In Ostdeutschland gehe der Arbeitsplatzabbau unverändert weiter, sagte Schulte gestern in Düsseldorf.Rexrodt erklärte dagegen, daß nun der Investitionsmotor gezündet habe und dafür sorge, daß im Inland neue Jobs geschaffen werden.Unbestreitbar sei die Talsohle im Westen durchschritten.Für die SPD sind die neuesten Arbeitsmarktzahlen indes "kein Grund zum vorschnellen Jubel".Von einem Beschäftigungsaufschwung könne keine Rede sein, erklärte der arbeitsmarktpolitische Sprecher Ottmar Schreiner.

Wirtschaftssenator Elmar Pieroth (CDU) hofft, daß die Belebung auf dem Berlin-Brandenburgischen Arbeitsmarkt anhält: "Die leichten Stabilisierungstendenzen könnten sich verstärken." Dazu aber sei für Berlin mehr Innovation, mehr Export und die Sicherung der industriellen Basis notwendig.

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