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Wirtschaft: Der Dollar wird seine Stärke verlieren

Der Ausblick auf das neue Jahr an den Devisenmärkten wirft vor allem eine Frage auf: Wie wird sich der Euro im internationalen Währungsgefüge etablieren? Zu erwartende Umschichtungen institutioneller Investoren in Euro-Anlagen werden aller Voraussicht nach zulasten des Dollars gehen.

Der Ausblick auf das neue Jahr an den Devisenmärkten wirft vor allem eine Frage auf: Wie wird sich der Euro im internationalen Währungsgefüge etablieren? Zu erwartende Umschichtungen institutioneller Investoren in Euro-Anlagen werden aller Voraussicht nach zulasten des Dollars gehen.Schon im abgelaufenen Jahr kehrte der Dollar - nach zuvor zwei Jahren des Anstiegs - wieder in seinen langfristigen Abwärtstrend zurück.Nach über 1,80 DM zu Jahresbeginn - auf dem Niveau konnte er sich lange halten - lag er zum Jahresende nur noch bei 1,67 DM.Aktuell notiert er bei 1,68 DM (siehe Grafik).Der Kursrutsch vollzog sich während der Finanzmarktturbulenzen zwischen Ende August und Anfang Oktober.Auch die Eskalation des Irakkonflikts konnte den Dollar nicht mehr stärken - er ist längst nicht mehr die Krisenwährung wie einst.Vielmehr belastete ihn das Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Clinton.

Praktisch ohne Kursschwankungen zeigten sich die Währungen im vergangenen Jahr, die nun im Euro aufgegangen sind.Sie waren auch schon stabil, bevor Anfang Mai die elf Startteilnehmerländer für die Währungsunion bestimmt wurden.Von einer Flucht in andere europäische Währungen, wie das britische Pfund oder den Schweizer Franken, kann keine Rede sein.Damit ist auch in diesem Jahr nicht zu rechnen.Das Pfund wird sich in Erwartung weiterer Zinssenkungen voraussichtlich abschwächen.Bereits 1998 ging die Tendenz von etwa 3,10 DM Ende März auf zuletzt rund 2,80 DM nach unten.Der Franken, der schon im vorigen Jahr recht stabil bei Kursen um 1,19 bis 1,23 DM notierte, bietet euroskeptischen Anlegern zwar eine Alternative - die Zinsen sind aber sehr niedrig, und die Großanleger kommen um den großen und hochliquiden Euro-Kapitalmarkt nicht herum.

Fraglich ist, ob der japanische Yen für Überraschungen sorgen wird.Rezession, Zinsen nahe Null und ein enormer Vertrauensverlust gegenüber der Wirtschaftspolitik und dem Bankensystem Japans haben den Yen 1998 schwer belastet.Nach Tiefstkursen von rund 150 Yen je Dollar hat sich die Währung zuletzt aber erstaunlich gut auf Kurse um 115 Yen je Dollar erholt.Daß der Yen weiter steigt, ist aber eher unwahrscheinlich.

Angesichts der immer noch labilen Lage der Weltwirtschaft und der Finanzmärkte kommt der Währungsstabilität in einigen Schwellenländern enorme Bedeutung zu.Große Aufmerksamkeit gilt dabei der Frage, ob Hongkong und China und ob Brasilien ihre an den US-Dollar gekoppelten Währungen abwerten müssen.Viele Experten halten dies für wahrscheinlich.So hatte Brasilien im Herbst bereits enorme Kapitalabflüsse zu verkraften, und die Konjunkturaussichten in der größten Volkswirtschaft Südamerikas haben sich drastisch verschlechtert.Eine Abwertung des brasilianischen Real würde andere Währungen des Kontinents mit nach unten ziehen.

Überhaupt ist die Angst vor Kettenreaktionen groß.Hongkong und China standen im Herbst bereits kurz vor einer Abwertung.Die drastischen Abwertungen der anderen asiatischen Währungen - sowohl der Tigerländer als auch Japans - hatten die Außenhandelsposition der Volksrepublik deutlich geschwächt.Im Moment aber scheint der Druck in Richtung einer Abwertung von Hongkong-Dollar und chinesischem Renminbi etwas gewichen: Sowohl der japanische Yen als auch die Währungen der Schwellenländer Südostasiens haben sich stabilisiert.

BERHARD FRANK (HB)

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