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Wirtschaft: Der Euro kostet kurzfristig Arbeitsplätze

DAVOS .Bei aller Euphorie über den gelungenen Start des Euro sind sich die Experten beim Weltwirtschaftsforum in Davos in einem einig: die Einheitswährung wird kurzfristig Arbeitsplätze kosten.

DAVOS .Bei aller Euphorie über den gelungenen Start des Euro sind sich die Experten beim Weltwirtschaftsforum in Davos in einem einig: die Einheitswährung wird kurzfristig Arbeitsplätze kosten.Umfangreiche und teils schmerzliche Strukturanpassungen vor allem in Hochpreisländern wie Deutschland seien nötig, um den Euro langfristig zum Wirtschaftsmotor zu machen.

Unternehmer fordern Steuererleichterungen und niedrigere Lohnnebenkosten, Gewerkschafter Investitionsprogramme und Politiker und Wirtschaftswissenschaftler mehr Harmonisierung in den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.Beim Weltwirtschaftsforum in Davos, wo 2000 Führungskräfte aus Politik und Wirtschaft versammelt sind, werben alle für ihre Konzepte.

"Der Euro bedeutet mehr Transparenz bei Preisen und Kosten.Dadurch wird der Wettbewerbsdruck steigen," sagte Helmut Maucher, ehemaliger Chef des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé.Dem seien viele Unternehmen nicht gewachsen."Einige werden andere Standorte suchen, andere übernommen werden.Besonders für Hochpreisländer wie Deutschland wird das ein schwieriger Prozeß."

"Der Euro wird die Industrie radikal verändern, besonders in Deutschland", sagte der Vorstandsvorsitzende der Fried.Krupp AG Hoesch-Krupp, Gerhard Cromme.Nur Unternehmen angemessener Größe könnten den Wettbewerbsdruck überleben.Weitere Zusammenschlüsse und Übernahmen stünden an."Nur die richtige Größe bedeutet richtige Kostenstruktur und damit das Überleben", sagte Cromme.Gehen dadurch Arbeitsplätze verloren? "Wenn wir so weitermachen wie bisher, ganz bestimmt", meint der Krupp-Chef.

"Wir müssen eine beschäftigungsorientierte Lohnpolitik betreiben", mahnte der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Horst Siebert."Das bedeutet, daß wir mit den Arbeitskosten für einige Zeit hinter dem Produktivitätsfortschritt zurückbleiben müssen." Siebert geht davon aus, daß die Arbeitslosenzahl in Deutschland von derzeit 4,197 Millionen auf 4,5 Millionen im Januar hochschnellt."Vor allem für die kleineren Unternehmen wird es schwierig.Deshalb brauchen wir dringend einen Beschäftigungspakt", sagte die stellvertretende Vorsitzende des Deutsche Gewerkschaftsbundes (DGB), Ursula Engelen-Kefer.Mehr öffentliche Strukturinvestitionen verbesserten die Wachstums- und Beschäftigungsaussichten.Ärgerlich sei auch das Steuerdumping in Europa.Aus Deutschland fließe viel Geld in die strukturschwachen Gebiete der EU, etwa nach Irland."Als Dank dafür werden dann mit Niedrigsteuern Investitionen an Land gezogen, die Deutschland verloren gehen", sagte Engelen-Kefer.

"Der Euro kann kurzfristig nicht als Beschaffer von Arbeitsplätzen gesehen werden, im Gegenteil", sagte auch der Präsident der EU-Kommission, Jacques Santer."Dadurch, daß er niedrige Zinsen und Preisstabilität beinhaltet, wird er aber langfristig Investitionen fördern und damit Arbeitsplätze schaffen." Deutschland könne nur mit Steuersenkungen und Verbilligung der Lohnnebenkosten wettbewerbsfähig werden.

CHRISTIANE OELRICH

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