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Wirtschaft: Der Grenzgänger spart am meisten

Autos aus EU-Ländern gibt es bis zu 30 Prozent günstiger als in Deutschland

Die EU-Kommission deckt jedes Jahr die Praktiken der Autoindustrie auf, indem sie Statistiken veröffentlicht. Zahlenreihen, die gnadenlos aufdecken, wie unterschiedlich die Automobilkonzerne ihre Preise in der Europäischen Union gestalten. Und jedes Mal wird deutlich: In Deutschland verdienen die Autobauer das meiste Geld. Erst ab Ende 2005 wird sich dies wohl ändern. Nach einer neuen europaweiten Richtlinie können dann auch ausländische Vertragshändler ungehindert Filialen hier zu Lande eröffnen und mit ihren günstigeren Listenpreisen den deutschen Markt aufmischen.

Bis es soweit ist, bietet der Grenzgang eine gute Möglichkeit für deutsche Autokäufer, günstig an ein bestimmtes Modell zu kommen. Bis zu 30 Prozent billiger gibt es Neuwagen in Süd- oder Nordeuropa. Möglich wird der Spareffekt durch die oftmals höheren Steuern im EU-Ausland. So verteuert der portugiesische Staat beispielsweise über die hohen Verbrauchs- und Luxusabgaben den Herstellerpreis noch einmal um rund 40 Prozent. Um die Fahrzeuge trotzdem erschwinglich zu halten, setzen die Autokonzerne von Anfang an günstigere Preise als in Deutschland auf ihre Listen. Vorteil für den deutschen Käufer: Wird das Auto ausgeführt, fallen die landesüblichen Steuern nicht an. Bei einer Zulassung in Deutschland, müssen nur 16 Prozent Mehrwertsteuer an den Fiskus überwiesen werden.

Passat 27 Prozent günstiger

Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten, an einen EU-Importwagen zu kommen. Entweder man schaltet einen professionellen Importeur ein oder man kauft das Fahrzeug direkt vor Ort. „Wer in der Lage ist, beim Autokauf im Ausland alles selbst zu erledigen, spart am meisten“, sagt Bernd Krieger vom Europäischen Verbraucherzentrum in Kiel. Auf diesem Wege können Preisunterschiede vollständig abgeschöpft werden. Beispiel: Nach den Vergleichen der EU-Kommission, die sich auf den Listenpreis beziehen, ist ein VW Passat in Griechenland fast 27 Prozent günstiger als in Deutschland, ein Ford Focus kostet in Spanien 20 Prozent weniger, und der 3er BMW ist in Finnland 14 Prozent billiger zu haben. Weitere Nachlässe liegen im Verhandlungsgeschick des Käufers.

„Sie müssen natürlich noch eine Reihe von Nebenkosten berücksichtigen, wenn Sie sich das Auto selbst besorgen“, gibt Verbraucherberater Krieger zu bedenken. Vor allem die Fahrtkosten ins Ausland können den Preisvorteil schrumpfen lassen. Ein erstes Mal muss der Händler zur Vertragsunterzeichnung besucht werden. Meistens ist eine zweite Fahrt bei Abholung des Fahrzeugs erforderlich. Deswegen empfiehlt Krieger grenznahe Staaten wie Dänemark oder die Niederlande. Über die ausländischen Internetseiten der Autokonzerne kann man erfahren, wo sich Vertragshändler befinden.

Viel unkomplizierter ist der Kauf beim Importhändler. Weil der bereits Vertriebspartner im Ausland hat, erspart sich der hiesige Käufer die Fahrten und aufwändige Recherchearbeit. „Das lässt sich der Importeur natürlich über den Autopreis bezahlen“, sagt Krieger, „doch dafür bekommen Sie den Vertrag nach Hause geschickt, und die Sache ist erledigt“. Seriöse Händler finden sich über den Bundesverband freier Kfz-Importeure.

Mittlerweile mischen sogar Einzelhändler wie Quelle und Schlecker im EU-Importgeschäft mit. Dazu haben sie sich Partnerunternehmen gesucht, die den Verkauf über das Internet anbahnen. Schlecker wirbt mit einem Preisvorteil von bis zu 30 Prozent und bietet vom Porsche bis zum Skoda nahezu jedes Auto an.

Die Risiken beim Kauf eines Importfahrzeugs sind gering, wenn einige Dinge beachtet werden. Die zweijährige Herstellergarantie gilt auf jeden Fall. Bei Übergabe des Fahrzeuges sollte man die vom ausländischen Vertragshändler abgestempelten Garantieunterlagen mit korrektem Auslieferungsdatum und Eintragung der Fahrgestellnummer erhalten. Der ADAC rät auch, bei der Grundausstattung genau hinzuschauen. Denn trotz identischen Fahrzeugtyps ist es üblich, dass die Hersteller von Land zu Land unterschiedliche Ausstattungsdetails anbieten. Aufpassen sollte man auch bei Dieselfahrzeugen. Wer von Steuervorteilen profitieren will, lässt sich vom Händler garantieren, dass das Wunschauto auch tatsächlich die Abgasnormen (beispielsweise Euro4) erfüllt. „Alles was dem Käufer wichtig ist, sollte auch im Vertrag stehen“, rät Verbraucherberater Krieger.

Weitere Informationen im Netz:

www.bfi-ev.de (Bundesverband freier Kfz-Importeure)

www.evz.de (Europäisches Verbraucherzentrum)

www.adac.de

Tobias Symanski

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