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Wirtschaft: Der Krieg – ein Schnäppchen

EDITORIALS Der Versuch, die Kosten des Irakkrieges zu kalkulieren, ist ein Fantasyspiel. Zumindest, bis die Waffen schweigen.

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Der Versuch, die Kosten des Irakkrieges zu kalkulieren, ist ein Fantasyspiel. Zumindest, bis die Waffen schweigen. Aber heutzutage will man es am liebsten sofort wissen. Dabei sollte man nicht nur auf die Kosten schauen, sondern auch auf den Nutzen. Die Schätzungen reichen von 44 Milliarden bis zu zwei Billionen Dollar. Das Repräsentantenhaus schätzt die Kosten auf 48 bis 60 Milliarden Dollar, ausgehend von einem zweimonatigen Krieg und einer zweieinhalb Monate dauernden Besetzung. Die USRegierung glaubt, dass die Kosten die des ersten Golfkrieges nicht übersteigen, die nach heutigem Wert bei 80 Milliarden Dollar lagen. Demnach würden die Kriegskosten weniger als ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmachen, ein Klacks im Vergleich zu anderen Kriegen. Der Zweite Weltkrieg kostete nach heutigem Wert drei Billionen Dollar, 130 Prozent des BIP. Der Koreakrieg erforderte 15 Prozent des BIP, Vietnam zwölf Prozent.

Der größte Nutzen des Krieges – ein stabilerer Naher Osten – ist gewaltig, aber nicht messbar. Den zweiten Vorteil, niedrigere Ölpreise, kann man schon eher in Zahlen ausdrücken. Es wird erwartet, dass die US-Wirtschaft hierdurch einen Wachstumsschub von 55 bis 60 Milliarden jährlich bekommt. Rechtfertigt dieses Ziel die Kosten?

Ökonomen der Chicagoer Universität haben die Kosten für die Alternative – eine bloße Kontrolle des Iraks ohne Krieg – errechnet. Die unmittelbaren Kosten für Truppen und Ausrüstung beliefen sich demnach auf 13 Milliarden Dollar jährlich, vermutlich ohne Saddam dazu zu bewegen, die UN-Resolutionen einzuhalten. Die Autoren schätzen deshalb, dass sie die Bemühungen, Saddam in Schach zu halten, verstärken müssten, was die Kosten auf 19 Milliarden Dollar treiben würde. Sie glauben, dass eine solche Kontrolle 33 Jahre hätte bestehen müssen, die Zeitspanne, die eine Diktatur überleben könnte. Unterm Strich belaufen sich die Kosten auf 380 Milliarden Dollar. Nicht zu vergessen die Mehrkosten für die Sicherheit der Heimat, was den Betrag auf 630 Milliarden Dollar treibt. Die richtige Frage ist also: Wie werden die Ressourcen am effektivsten eingesetzt, um Frieden, Stabilität sowie eine verminderte Terrorbedrohung zu erreichen? Ein Krieg, der nur ein Prozent des BIP kostet, scheint ein echtes Schnäppchen zu sein.

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