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Wirtschaft: Der Kumpel-Kapitalismus des neuen Präsidenten

JAKARTA .Der Kommentator der englischsprachigen Tageszeitung "Jakarta Post" nutzte die neue Freiheit: "Habibie fehlt es nicht nur an politischer Legitimation.

JAKARTA .Der Kommentator der englischsprachigen Tageszeitung "Jakarta Post" nutzte die neue Freiheit: "Habibie fehlt es nicht nur an politischer Legitimation.Er ist auch ein Anti-Marktwirtschaftler, der Vetternwirtschaft und Kumpelkapitalismus begünstigt." In den über 20 Jahren als Forschungs- und Technologieminister, einer Schlüsselposition, hat Habibie seiner Familie ein Vermögen zugeschoben, das auf 60 Mill.Dollar geschätzt wird und eng mit den Aktivitäten des Suharto-Clans verbandelt ist.Habbibie investierte sehr breit gestreut: in Chemie, Bauwirtschaft, Immobilien, Transport und Telekommunikation, abgerundet durch eine Krokodilfarm.

Flaggschiff der Habibie-Unternehmen ist die Timsco Group, geführt von Habibies jüngerem Bruder Suyatim Abdulrachman ("Timmy").Die Präsidentensöhne Ilham, 35, und Thareq Kemal, 31, sowie Habibies jüngere Schwester und weitere Verwandte ergänzen den Familienvorstand.Der Habibie-Clan hat sein Vermögen vor allem als Zulieferer des staatlichen Flugzeugherstellers Industri Pesawat Terbang Nusantara (IPTN) gemacht.Allein in dieses Unternehmen soll Habibie 5 Mrd.Dollar gepumpt haben.Das Unternehmen rangiert unter den Topkonzernen Indonesiens auf Platz 64.

Die Zukunft des Flugzeugherstellers ist inzwischen jedoch düster.Das Sanierungsprogramm des Internationalen Währungsfonds (IWF), das 43 Mrd.Dollar umfaßt, untersagt Habibie, das Unternehmen weiter mit Staatsgeld zu subventionieren.IPTN-Vize Ilham Habibie erklärte jüngst auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) in Berlin, daß man Partner suche.

Die Familien Suharto und Habibie haben ihre enge Bindung auch zu einer geldschöpfenden Partnerschaft durch Joint Ventures genutzt.Dazu gehören zwei Schweine- und Geflügelmastbetriebe auf einer Insel nahe Singapur.Das gemeinsame Unternehmen deckt 10 Prozent des Schweinefleischbedarfs des Stadtstaates ab.

Die Familien sind ferner gemeinsam an Chemiefabriken auf Java und Sumatra beteiligt und freundschaftlich mit dem US-Telefongiganten AT&T Corp.verbunden.Kaum war Habibie im März zum Vizepräsidenten ernannt worden, berief er seinen Bruder, früher Botschafter in London, zum Chef der Batam Development Authority.

Geradezu mittelständisch nimmt sich die Habibie-Gruppe allerdings immer noch gegen das Firmenimperium der Suharto-Familie aus.Am Anfang verteilte Vater Präsident Weizensubventionen, Mautkontrakte, Holzkonzessionen und Fernsehlizenzen an seine Kinder.Daraus entstand das Konglomerat PT Bimantara Citra, kontrolliert von Suhartos mittlerem Sohn Bambang Trihatmodjo.

Die Holding hält in sieben Kerngebieten Beteiligungen: Fernsehen und Rundfunk, Telekommunikation, Infrastruktur, Transport und Autoindustrie, Chemie, Hotels und Immobilien sowie Finanzdienstleistungen.Von Suhartos sechs Kindern gilt Bambang als einziges Familienmitglied, dem unternehmerische Fähigkeiten nachgesagt werden, die anderen beschränken sich vor allem auf das Abkassieren.Bambang hat mit Vaters Lizenz den im Lande sehr populären Fernsehsender Rajawali Citra Televisi aufgebaut.Zusammen mit der Hotel- und Immobiliengruppe JIHD, die dem Militär zugerechnet wird, hält er insgesamt 45 Prozent des Telekomunternehmens PT Satelit Palapa Indonesia - bekannt als Satelindo.Daran hat sich die Deutsche Telekom AG gewaltig die Finger verbrannt.Ihren Anteil von 25 Prozent - 1995 für 586 Mill.Dollar gekauft- mußte sie für 1,2 Mrd.DM abschreiben.

DIETMAR PETERSEN (HB)

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