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Wirtschaft: Der Mischkonzern Volvo

Das Symbol der schwedischen Exportindustrie kommt in ausländische Hände - und die Reaktionen sind weit weniger hysterisch als erwartet."Lieber Gott, behüte uns, daß Volvo dieses Reich nicht verläßt", hatte noch vor wenigen Wochen der Vorsitzende der christlichen Volkspartei gen Himmel gerufen.

Das Symbol der schwedischen Exportindustrie kommt in ausländische Hände - und die Reaktionen sind weit weniger hysterisch als erwartet."Lieber Gott, behüte uns, daß Volvo dieses Reich nicht verläßt", hatte noch vor wenigen Wochen der Vorsitzende der christlichen Volkspartei gen Himmel gerufen.Ganz zu schweigen vom nationalen Aufschrei, als 1993 der damalige Volvo-Chef Pehr Gyllenhammer den Konzern mit Renault fusionieren wollte.Die Verträge waren unterschriftsreif - dann legten sich Hunderttausende Kleinaktionäre quer; Gyllenhammer verlor seinen Job.Nun ändern sich die Zeiten: der Mischkonzern Volvo hat inzwischen die Arznei- und Lebensmittelsparten abgestoßen; mit dem Verkauf des Pkw-Bereichs konzentriert sich das Unternehmen nun auf Nutzfahrzeuge.Nach Saab (General Motors) geht der zweite schwedische Pkw-Hersteller an einen US-Konzern.

Volvo, 1927 gegründet, ist nach Ericsson das größte schwedische Industrieunternehmen.Neben Autos und Lkw gehören Busse, Flug- und Schiffsmotoren sowie Baumaschinen zum Produktprogramm.Doch Imageträger waren immer die robusten Automobile.Was der "Käfer" für Deutschland, war der "Buckel-Volvo" PV für die Schweden.Im vergangenen Jahr legten sich rund 400 000 Autofahrer einen Volvo zu.Zwar erhöhte sich der Konzernumsatz leicht auf etwa 40 Mrd.DM.Aber die Gewinne im Autogeschäft rutschten um rund ein Fünftel ab.Das wiederum hängt zusammen mit der relativ bescheidenen Produktionszahl; Volvo ist einer der kleinsten Serienhersteller, aufwendige Neuentwicklungen sind kaum verkraftbar.Das wird deutlich an der zuletzt aufgelegten Nobelkarosse "S 80": Die Entwicklungskosten von schätzungsweise rund fünf Mrd.DM sind für den Nischenhersteller kaum zu tragen; schließlich mußte Volvo das anvisierte Verkaufsziel von 100 000 S 80-Modellen in diesem Jahr auf 70 000 reduzieren - eine Folge der abflauenden Kfz-Konjunktur.In der Bundesrepublik verkaufte Volvo 1998 immerhin 42 000 Autos, 14,6 Prozent mehr als im Vorjahr; der deutsche Markt insgesamt wuchs dagegen "nur" um 5,7 Prozent.

Volvo beschäftigt derzeit rund 80 000 Personen, das waren 6700 mehr als vor einem Jahr.Doch bereits im vergangenen Dezember hatte Volvo-Chef Leif Johansson den Abbau von 5300 Arbeitsplätzen angekündigt.Anders als im Pkw-Bereich ist Volvo bei Nutzfahrzeugen gut positioniert.Hier liegen die Schweden - hinter Mercedes und vor dem wahrscheinlichen Fusionspartner Scania - weltweit an Platz zwei.Die Verkäufe in diesem Bereich stiegen im vergangen Jahr um rund ein Viertel auf etwa 80 000 Lkw und Busse.Und da hier auch die Margen stimmen, macht die Expansion dieser Sparte Sinn.Gemeinsam mit Scania wären die Schweden immerhin der größte Brummi-Hersteller Europas.Das wiederum dürfte den schwedischen Patrioten den Verlust der Pkw verkraften lassen.

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