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Wirtschaft: Der neue Glanz des Goldes

In unsicheren Zeiten ist das Edelmetall als Kapitalanlage wieder begehrt

„Prognosen sind schwierig – vor allem wenn sie die Zukunft betreffen.“ An dieser Weisheit hängen jene Analysten ihre Prognosen auf, die für die nächsten Jahre einen steigenden Goldpreis vorhersagen. Denn eines scheint sicher: Die geopolitische und ökonomische Unsicherheit in der Welt wird in den nächsten Jahren anhalten. „The world is too ugly, Gold to be weak!“, lautet eine andere Weisheit der Gold-Fanatiker. Dass die Welt zu hässlich ist, um den Goldpreis zur Schwäche neigen zu lassen, kommt in der Regel auch darin zum Ausdruck, dass solche Zeiten für die traditionellen Anlageformen Aktien und Anleihen Gift sind und die vorhandene Liquidität in Substanzwerte wie Rohstoffe und Immobilien fließt. Als Kapitalanlage für Krisenzeiten profitiert besonders Gold dabei von Nervosität, Ungewissheit und Unbehagen.

Bereits in den vergangenen Jahren wurden die meisten der so genannten Experten vom neuen Glanz des Goldes überrascht. Der Preis des gelben Edelmetalls ist innerhalb von fünfeinhalb Jahren von 250 Dollar je Feinunze bis auf 455 Dollar in die Höhe geschossen. Steigende Goldpreise seien nicht zuletzt wegen der weltweit desolaten Verschuldungssituation der Industrieländer zu erwarten, heißt es in Fachkreisen. Den reform-unwilligen Regierungen in den USA und in Europa bliebe im Kern nichts anderes übrig, als die Weltwirtschaft zu „re-inflationieren“ – also steigende Inflationsraten zuzulassen –, um auf diese Weise die Staatsschulden zu „entwerten“.

Höhere Inflationsraten erwiesen sich in der Vergangenheit stets als Katalysator für höhere Goldpreise. Entscheidend für die Zukunft des Goldes ist nach Meinung von Jeff Rhodes von der Standard Bank in London auch die Entwicklung des Dollarkurses. Neige der Dollar weiter zur Schwäche, werde Gold im Gegenzug steigen. Zur Erklärung: Ein großer Teil der weltweiten Währungsreserven wird in US-Dollar und in Gold gehalten. Wertet der Dollar ab, nimmt das Interesse an der Höherbewertung von Gold zu.

Eines scheint klar: Die Goldhausse ist noch nicht zu Ende. Eine bei 25 Analysten in aller Welt durchgeführte Umfrage lässt für 2005 einen durchschnittlichen Preis von 432 Dollar je Feinunze (nach 413 Dollar im Jahr 2004) erwarten. Innerhalb des Jahres erwarten die Fachleute starke Preisschwankungen, für das Gesamtjahr einen Mittelwert von 485 Dollar. „Die Zeichen stehen gut, dass der Aufwärtstrend des Goldpreises an Fahrt gewinnt“, heißt es daher in Expertenkreisen.

Die Zahl der Anleger für Goldinvestments zur Verfügung stehenden Produkte ist geradezu explodiert. Besonders beliebt sind so genannte Quanto-Zertifikate. Über sie ist es möglich, den negativen Zusammenhang zwischen dem Goldpreis und dem Dollarkurs zu umgehen. Denn der Anleger partizipiert bei der Fälligkeit des Zertifikates eins zu eins an der Entwicklung des Goldpreises. Ein Kursanstieg von einem Dollar, bringt dem Investor also einen Gewinn von einem Euro – das Währungsrisiko ist ausgeschaltet.

Für risikoscheue Investoren gibt es noch eine andere Möglichkeit: Um das Risiko eines Kapitalverlustes auszuschließen, sollten sie auf Garantiezertifikate setzen, die bei Fälligkeit zumindest die Rückzahlung des eingesetzten Kapitals sicherstellen. Hier ist indes zu beachten, dass die Kosten für diese „Versicherung" zu Lasten der Rendite gehen.

Udo Rettberg

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