zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Der Ölpreis beschleunigt den Geldwertverfall - die Ökonomen plädieren für maßvolle Tarifabschlüsse

Zum ersten Mal seit dem Sommer vorigen Jahres ist die Jahresinflationsrate wieder auf die Ein-Prozent-Marke geklettert. Damit beschleunigt sich der Preisindex der Verbraucherpreise inzwischen seit Juni dieses Jahres, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag mit.

Zum ersten Mal seit dem Sommer vorigen Jahres ist die Jahresinflationsrate wieder auf die Ein-Prozent-Marke geklettert. Damit beschleunigt sich der Preisindex der Verbraucherpreise inzwischen seit Juni dieses Jahres, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag mit. Im Oktober hatte die Inflationsrate im Vergleich zum Vorjahresmonat erst 0,8 Prozent betragen.

Wesentlicher Preistreiber im November ist den Statistikern zufolge Heizöl, das 49,7 Prozent mehr kostete als im Jahr zuvor. Auch die Kraftstoffpreise trugen mit einer Zunahme um 15,5 Prozent zum Preisauftrieb bei. Ohne Heizöl und Kraftstoff legte der Preisindex für die Lebenshaltung der Familien und Singles nur um 0,3 Prozent zu. Folglich erklären allein schon Heizöl und Kraftstoff gut zwei Drittel der Inflationsrate.

"Der Anstieg des Ölpreises um rund 150 Prozent ist für den Preisauftrieb verantwortlich", kommentiert Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Investmentbank Merrill Lynch in London. Er erwartet, dass der Ölpreis in Kürze zurückgeht, sobald die auf Grund des winterlichen Klimas größere Nachfrage wieder nachlässt. "Der schwache Euro spielt dagegen nur eine untergeordete Rolle", sagt Schmieding. Der Euro hat seit Jahresanfang gegenüber dem Dollar rund 15 Prozent seines Wertes verloren. Der Kursverfall hatte die Sorge vor einer importierten Inflation in Euroland aufkommen lassen, weil er alle Güter, die in Dollar ge- und verkauft werden, verteuert.

Sollte die Europäische Zentralbank (EZB) nun schnell die Leitzinsen erhöhen, um so die Konjunktur abzukühlen und die Inflation zurückzudrängen? Dafür sieht Thomas Mayer, Chefvolkswirt der Investmentbank Goldman Sachs in Frankfurt (Main), noch keinen Grund. "Erst wenn die Gewerkschaften sich bei den Tarifverhandlungen mit ihren Forderungen von fünf bis sechs Prozent mehr Lohn und Gehalt durchsetzten, käme es zu einer Preis-Lohn-Preis-Spirale", sagt Mayer. In diesem Fall würde sich die Inflation verfestigen, würden höhere Preise für höhere Einkommen sorgen und diese wiederum zu noch höheren Preisen führen. "Dann wird die EZB nicht um Zinserhöhungen herumkommen."

Frank Levin, Chefvolkswirt der genossenschaftlichen SGZ-Bank in Frankfurt (Main), glaubt, dass die EZB die höhere Inflationsrate schon in ihrer Zinspolitik berücksichtigt habe. Die EZB hatte den Leitzins im vorigen Monat von 2,5 auf drei Prozent erhöht. "Die aktuelle Inflationszahl ist jene, die die EZB erwartet hat", sagt Levin. Jetzt gebe es keinen Handlungsbedarf - zumal er für das kommende Jahr wieder einen stärkeren Euro erwartet. Daher sei mit einem Entlastungseffekt auf die Preise zu rechnen.

Mit einem Anstieg von 1,1 Prozent war der November-Preisanstieg in den alten Bundesländern deutlich höher als mit 0,5 Prozent in den neuen. Trotz der Preiserhöhung durch die seit April geltende Ökosteuer liegen die Strompreise demnach auf dem Stand des Vorjahresmonats. Gegenüber Oktober sanken die Strompreise auf dem liberalisierten deutschen Energiemarkt um 1,5 Prozent.

jhw

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false