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Wirtschaft: Der späte Reformer

Von Alfons Frese Es wird eng. Jetzt will auch noch die IG Metall in die Mitte.

Von Alfons Frese

Es wird eng. Jetzt will auch noch die IG Metall in die Mitte. Dahin, wo sich schon alle relevanten politischen Parteien rumdrücken, weil es dort die Mehrheiten gibt. Die IG Metall ist mit 2,6 Millionen Mitgliedern zwar deutlich größer als alle Parteien zusammen. Aber die Großgewerkschaft ist eine Rentnertruppe; Junge, Angestellte und Frauen gibt es in der IG Metall ungefähr so oft wie Zahnärzte in der SPD. Seit zehn Jahren ist Klaus Zwickel Chef der Gewerkschaft, und jetzt, ein paar Monate vor dem Ruhestand, kommt ihm eine richtungweisende Erkenntnis: „Als reine Arbeitnehmerorganisation wird die IG Metall keine Zukunft haben.“

So ist das. Zwickel hat leider versäumt, die noch immer mächtigste und am besten funktionierende deutsche Gewerkschaft zu modernisieren. Mit seiner beachtlich selbstkritischen Rede auf dem Berliner Zukunftsforum hat er die Defizite benannt und den Kurs für eine Neuorientierung vorgegeben: Die IG Metall muss sich nach den Bedürfnissen der abhängig Beschäftigten richten und nicht umgekehrt. Oder, in Zwickels Worten: „Unsere traditionellen Gewerkschaftsrituale gehen häufig an den Interessen vernunftbegabter Menschen vorbei.“ Mit den deutlichen Worten versucht Zwickel, seine letzten Monate zu nutzen und Stimmung für die innergewerkschaftlichen Erneuerer um Berthold Huber zu machen: Wenn er schon seinen bisherigen Vize Jürgen Peters nicht als Nachfolger verhindern konnte, so will er doch wenigstens den Traditionalisten, zu denen Peters gehört, eine Modernisierungsdebatte aufdrücken. Denn wer nicht modern ist, der kommt in der Mitte nicht an.

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