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Wirtschaft: Der strategische Erfolgsfaktor beim e-Business

Globalisierung und Virtualisierung der Märkte veranlassen immer mehr Unternehmen und Verbraucher, das Internet als Plattform für eine umfassende und flexibel gestaltete Kommunikation zu nutzen. Hierbei kristallisiert sich die Logistik als strategischer Erfolgsfaktor in der elektronischen Geschäftsabwicklung (e-Business) heraus.

Globalisierung und Virtualisierung der Märkte veranlassen immer mehr Unternehmen und Verbraucher, das Internet als Plattform für eine umfassende und flexibel gestaltete Kommunikation zu nutzen. Hierbei kristallisiert sich die Logistik als strategischer Erfolgsfaktor in der elektronischen Geschäftsabwicklung (e-Business) heraus. Das Internet hat sich zu einem Marktplatz für Produkte und Dienstleistungen entwickelt. Dabei können Unternehmen mit anderen Unternehmen, Unternehmen mit ihren Kunden und Kunden untereinander Geschäfte tätigen. Sowohl Unternehmen als auch Privathaushalte kaufen immer häufiger online ein: Wachstumsraten von jährlich über 100 Prozent werden erwartet. Bereits 2003 werden in Europa etwa 146 Millionen Menschen per Mausklick einkaufen.

In einer Untersuchung des Bereichs Logistik der Technischen Universität Berlin, in der die aktuellen Entwicklungen und Strategien der Logistik in Deutschland, Nordamerika und Asien verglichen werden, zeichnen sich im wesentlichen drei Schwerpunkte ab. Kundenintegration, globale Unternehmensnetzwerke und vor allem e-Business sind demnach wesentliche, strategische Herausforderungen, denen sich das Management von Unternehmen in Zukunft stellen muss.

Schnelllebige Märkte und die weltweit informationstechnische Vernetzung erfordern rasche und hochverfügbare Logistiksysteme. Die Aufgabe der Logistik ist die Gestaltung und Steuerung der Waren- und Informationsflüsse entlang der gesamten Wertschöpfungskette. In der zusammenwachsenden Unternehmenswelt nimmt sie deshalb heute eine Schlüsselstellung im Management von unternehmensübergreifenden Netzwerken und der Nahtstelle zum Kunden ein.

Im Geschäftsfeld e-Business werden heute weltweit über 50 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Bis zum Jahre 2003 wird das Umsatzvolumen über eine Billion US-Dollar erreichen. Das als Internet-Buchhändler gestartete Unternehmen Amazon hat in den vergangenen Jahren bereits bewiesen, dass sich mit der "Schaffung eines positiven Einkaufserlebnisses" ein Unternehmen auf dem Markt etablieren kann. Der Handel mit Büchern hat sich inzwischen auf CDs, Videos und Unterhaltungselektronik ausgeweitet. Die Homepage als Plattform für die elektronische Geschäftsabwicklung ist leicht nutzbar. Die Kunden können - ohne das Haus verlassen zu müssen - die angebotenen Waren und Dienstleistungen preislich und qualitativ vergleichen und bei Bedarf sofort via Internet bestellen. Die Vision des Unternehmens ist die Ausweitung der Internet-Produktpalette auf ein vollständiges Versandhandelssortiment.

Der Computerhersteller Dell hat mit seinem e-Business-Konzept bereits vor einigen Jahren die Weichen für eine vollständige elektronische Begleitung des gesamten Auftragsabwicklungsprozesses gestellt. Durch die Eliminierung der Händlermargen können Preisvorteile an Kunden weitergegeben werden. Der Kunde kann über seine Sendungsverfolgung via Internet zu jedem beliebigen Zeitpunkt feststellen, an welchen Ort sich die bestellte Ware befindet.

Ähnlichen Service bieten bisher nur auf diese Aufgaben spezialisierte Kurier-, Express- und Paketdienstleister wie die weltweit agierenden Unternehmen Fedex und UPS. Neue Sendungsstrukturen und ein erhebliches Marktpotenzial in der Versorgung von Privatkunden verlangen neue Lösungen. Das Paketaufkommen wird sich aufgrund von e-Business von heute 2,98 Millionen Stück auf weltweit 6,53 Millionen Stück in 2003 ausweiten. Der Einstieg des Lebensmittelhandels in die elektronische Bestellabwicklung und Belieferung des Kunden zu Hause fordert von Kurier-, Express- und Paketdienstleistern eine hohe Flexibilität und vor allem Schnelligkeit, um die verderblichen Waren an ihren Bestimmungsort zu bringen. Erste Schritte beim Lebensmittel-Home-Shopping werden vom Ottoversand über den Logistik-Dienstleister Hermes Global Services gemacht. Auch die Deutsche Post positioniert sich auf diesem Wachstumsmarkt.

Diese Entwicklungen suggerieren eine Ausweitung insbesondere des innerstädtischen Verkehrsaufkommen. Neben der zu erwartenden Abnahme des Individualverkehrs ist es deshalb Aufgabe der Logistik, diese Gefahr entgegenzuwirken. Im Rahmen des Projekts "Vision 2020 - Logistikregion Berlin-Brandenburg" unter der Schirmherrschaft der beiden Landesregierungen ist der Startschuss für die Entwicklung zukunftsfähiger und innovativer Verkehrslogistik-Konzepte bereits gefallen.

Auf dem 16. Deutschen Logistik-Kongress vom 20. bis 22. Oktober in Berlin werden unter dem Leitthema "trend virtuell" Logistik-Trends in der Triade sowie insbesondere Methoden, Instrumente und Erfolgsbeispiele zur Umsetzung von e-Business vorgestellt und diskutiert. Über 1800 Manager und Wissenschaftler tauschen auf dem Kongress Erfahrungen über effiziente Logistiksysteme und -lösungen für eine globale Nutzung des elektronischen Handels und Geschäftsverkehrs aus. Neue Konzepte für die Logistik von morgen werden in Diskussionen entwickelt. Der in diesem Jahr verstärkt international ausgerichtete Kongress ist damit das Jahrestreffen der europäischen Logistiker und unterstreicht die Bedeutung Berlins als einen herausragenden Logistik-Standort in Europa.Professor Helmut Baumgarten ist Direktor des Instituts für Technologie und Management, Bereich Logistik, Technische Universität Berlin

Helmut Baumgarten

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