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Wirtschaft: Der Welt droht die große Depression

Vergessen Sie Monica Lewinsky.Bill Clinton hat einen Handelskrieg über Bananen mit Europa angezettelt und einen Schritt unternommen, der tatsächlich von seinem Sexualleben ablenken könnte - weil er die nächste weltweite Rezession auslösen könnte.

Vergessen Sie Monica Lewinsky.Bill Clinton hat einen Handelskrieg über Bananen mit Europa angezettelt und einen Schritt unternommen, der tatsächlich von seinem Sexualleben ablenken könnte - weil er die nächste weltweite Rezession auslösen könnte.Das letzte, was man angesichts einer Weltwirtschaft, die nach zwei Jahren der Krise immer noch auf wackligen Füßen steht, gebrauchen kann, ist ein Amerika, das dieselben Fehler macht wie in den frühen 30er Jahren.

Die damalige Einführung der Smoot-Hawley-Strafzölle erdrosselte den amerikanischen Welthandel nahezu vollständig, trug erheblich zu der Depression und schließlich zum Zweiten Weltkrieg bei.Die heutige Situation hat ihre Wurzeln zwar im Wirrwarr der europäischen Importpolitik, die Bananen aus früheren europäischen Kolonialstaaten gegenüber südamerikanischen Bananen zu begünstigen.Clintons Drängen, die amerikanischen Bananen ungehindert in den europäischen Markt zu lassen, haben sich die Europäer verschlossen.

Deshalb will sich die Regierung Clinton nun mit einer hundertprozentigen Luxussteuer auf ausgewählte europäische Luxusgüter wie französische Handtaschen, deutsche Kaffemaschinen und italienischen Schafskäse revanchieren.Das mag für die meisten Amerikaner irrelevant klingen.Ist es aber nicht.Verärgert überlegen die Europäer nun, ihrerseits Vergeltungszölle zu erheben.Der amerikanische Kongreß droht, den europäischen Concorde-Flugzeugen die Landeerlaubnis zu entziehen.Dazu kommen die erneuten amerikanischen Handelsstreitigkeiten mit Japan, Brasilien und Rußland über Stahl.

So beginnen Handelskriege.Die Gefahr ist, daß die Länder, die bereits mit heftig schwankenden Devisenkursen kämpfen, diesen protektionistischen Unsinn ausweiten, daß sie ihre Märkte abschotten und dabei ihre eigenen Geschäfte zu Fall bringen.Das ist die wahre Gefahr, die aus der jetzigen Bananenrepublik-Politik entspringt: ein weltweiter Handelskrieg.Die Entscheidung der Europäer, höhere Preise für Bananen aus früheren Kolonialstaaten zu zahlen, mag töricht sein.Aber das ist in erster Linie ihre Sache.Dank Europas Flut von Richtlinien zahlen die armen Europäer für ihren eigenen Schafskäse bereits das Zweifache des Preises, den die Amerikaner zahlen.Clinton hat keinen Grund anzunehmen, daß die Amerikaner besser dran sind, wenn sie mehr für europäische Güter zahlen müssen - auch wenn es sich um Luxusartikel handelt.Der Hintergedanke ist natürlich, daß die Europäer nun klein beigeben und fortan amerikanische Bananen nicht mehr benachteiligen.

Das ist ein gefährliches Spiel für die zwei führenden Wirtschaftsmächte USA und EU.Die Botschaft für die kleinen Mitspieler auf dem Weltmarkt ist, daß sich die Großen vom Freihandel abwenden.Ärmere Staaten werden versucht sein, deren Beispiel zu folgen.Diese Gefahr wird so lange bestehen, wie die Politiker sich der Vorstellung hingeben, der Freihandel sei etwas, das man den Konkurrenten gewährt, und nicht eine Politik, die zu weltweitem Wohlstand führt.

Selten ist das Zusammentreffen von Umständen so gefährlich wie im Moment gewesen, da einige Länder noch nach einem Weg aus der Wirtschaftskrise suchen und die führenden Wirtschaftsmächte sich den Kopf darüber zerbrechen, wie man ein weniger zerbrechliches Gerüst für die Weltmärkte schaffen könnte.Sowohl USA als auch EU schulden es den vielen Staaten, die sich auf sie verlassen - zumindest aber sich selbst - das neue Jahrtausend mit etwas Zufriedenstellenderem als einer durch Bananen ausgelösten großen Depression zu beginnen.

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