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Wirtschaft: Der Zusammenschluß soll nur ein erster Schritt sein - der Konzern will international wachsen

"Während ansonsten noch jeder mit jedem zu reden scheint, handeln wir." Mit diesen Worten kommentierte der Vorstandschef der Düsseldorfer Veba AG, Ulrich Hartmann, die bevorstehende Fusion mit der Münchner Viag AG.

"Während ansonsten noch jeder mit jedem zu reden scheint, handeln wir." Mit diesen Worten kommentierte der Vorstandschef der Düsseldorfer Veba AG, Ulrich Hartmann, die bevorstehende Fusion mit der Münchner Viag AG. Das von ihm angesprochene Gerede betrifft vor allem die Strombranche, in der Veba und Viag maßgeblich aktiv sind. Über die im Umbruch vom Staatsmonopol zum Wettbewerb stehenden Energieversorger ist der Preiskampf gerade hereingebrochen. Dem wollen sich Veba und Viag mit ihrem Fokus vor allem auf das Geschäft mit Strom, Gas und Öl stellen. Um erfolgreich zu bestehen, müsse der neue Industrieriese vor allem in der Sparte Energie in neue Größenordnungen hineinwachsen, sagte Hartmann. Damit meinte er nicht etwa die Situation vor, sondern die Lage nach einer Fusion. Zwar sei die Viag ein strategisch idealer Partner. Mit 28 Prozent Marktanteil und 137 Milliarden Kilowatt erzeugten Stroms verdränge man RWE als deutschen Marktführer und verfüge über ein konkurrenzlos flächendeckendes Stromnetz von Skandinavien bis zu den Alpen.

Im europäischen Maßstab gebe es aber einen anhaltenden Zwang zur Größe. Der in Europa führende Stromversorger ist der französische Staatskonzern EdF, der mit 454 Milliarden Kilowatt immer noch mehr als dreimal soviel Strom erzeugt wie Preussen-Elektra (Veba) und Bayernwerk (Viag) zusammen. Auch Italiens Enel rangiert mit 170 Milliarden Kilowattstunden Stromerzeugung noch vor den Deutschen. Deshalb könne die jetzt verkündete Fusion nur ein erster Schritt sein, kündigten Hartmann sowie sein künftiger Kollege und jetziger Viag-Chef Wilhelm Simson an. Der nationalen Fusion würden internationale Schritte folgen. Es gibt dafür bereits erste Kontakte, heißt es. Dafür sind die beiden Mischkonzerne hervorragend munitioniert. Schon jetzt werden die liquiden Mittel beider auf 21,5 Milliarden Mark beziffert. Binnen zwei bis drei Jahren dürfte sich diese Kriegskasse vervielfachen. Denn durch die angekündigte Trennung von den Sparten Aluminium, Verpackung, Logistik und Elektronik, der auf Sicht wohl auch das Geschäft mit der Telekommunikation folgen dürfte, werden weitere Gelder in guter zweistelliger Milliardenhöhe in die Kassen gespült. Nur durch Wachstum und die Nutzung von Energiepotenzialen lassen sich die von den aktuellen Strompreiskämpfen bedingten Erlösrückgänge ausgleichen, glauben die Strommanager aus Düsseldorf und München. Sie wollen ein neues Kapitel in der Geschichte der europäischen Energiewirtschaft schreiben.

Angesichts dieser aggressiven Pläne in der Energiesparte gerät das Chemiegeschäft als zweite künftige Konzernsäule fast in Vergessenheit. Auch sie soll durch Zukäufe massiv weiterentwickelt werden. Allerdings stehen die dafür geplanten Zuwachsraten hinter denen des Energiegeschäfts zurück. In den erwartet turbulenten Zeiten für das Stromgeschäft ist ein Ausgleich durch die Sparte Chemie im neuen Veba-Viag-Konzern noch äußerst willkommen. Sobald beide Bereiche aber auch im Weltmaßstab alleine überlebensfähig sind, dürften sich die Wege nach dem Vorbild von Mannesmann trennen. Diese mögliche Realteilung des neuen Konzerns dürfte dann aber nicht mehr die Aufgabe der jeweils 61-jährigen Hartmann und Simson sein.

Thomas Magenheim-Hörmann

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